Schwerer Brechdurchfall

Rotavirus-Infektion: Impfung schützt Babys

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Rotaviren sind hochansteckend und führen zu schweren Magen-Darm-Erkrankungen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern. Was im Ernstfall zu tun ist und was bei der Impfung für Babys zu beachten ist.

Baby bekommt Schluckimpfung
© iStock.com/ranplett

Das Rotavirus ist die häufigste Ursache für schwere Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern. Weltweit verursachen die Rotaviren die meisten Durchfallerkrankungen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sterben jedes Jahr weltweit rund eine halbe Million Kinder unter fünf Jahren an einer Rotaviren-Infektion. Todesfälle treten dabei vorwiegend in Dritte-Welt-Ländern auf.

In den westlichen Industrienationen erkranken aufgrund fehlender Immunität am häufigsten Babys und Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis zu zwei Jahren am Rotavirus.

Im Überblick:

Kinderkrankheiten erkennen mit diesen Bildern

Rotavirus-Impfung für Babys

Im August 2013 hat die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut (RKI) die Impfung gegen Rotaviren in den Impfkalender aufgenommen und empfiehlt somit präventiv die Immunisierung für alle Kinder bis zu einem halben Jahr. Für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt es keine Impfung gegen Rotaviren. Zugelassen für die Impfung sind in Deutschland zwei Lebend-Impfstoffe, die abgeschwächte Rotaviren enthalten. Beide Präparate sind Schluckimpfungen gegen das Rotavirus. Die Rotaviren-Impfung wird von den Krankenkassen bezahlt und ist die einzige Möglichkeit, sich gegen das Rotavirus zu schützen.

Impfung gegen das Rotavirus: Wann und wie oft?

Je nachdem, welches Serum verabreicht wird, sind zwei oder drei Teilimpfungen in einem Mindestabstand von jeweils vier Wochen nötig. Die erste Dosis wird idealerweise gegeben, wenn der Säugling sechs Wochen alt ist und spätestens, wenn das Baby ein Alter von zwölf Wochen erreicht hat. Je nach Impfstoff sollte die Impfserie dann im Alter von 16 Wochen oder 20 bis 22 Wochen abgeschlossen sein. Die STIKO empfiehlt, die erste Impfdosis möglichst früh zu verabreichen, da der Verlauf einer Rotavirus-Infektion umso schwerer ist, je früher ein Baby diese durchmachen muss.

Säuglinge, die bereits eine Rotavirus-Infektion hinter sich haben, sollten ebenfalls geimpft werden. Auch leichte Infekte ohne Fieber, etwa eine Erkältung, sind keine Grund, die Impfung hinauszuzögern.

In folgenden Fällen sollte eine Impfung allerdings nicht vorgenommen werden:

  • bei akutem Durchfall oder Erbrechen
  • bei akuten fieberhaften Krankheiten
  • bei Unverträglichkeiten gegen den Impfstoff
  • bei Immunschwäche
  • bei Darmeinstülpungen

Die Impfung gegen Rotaviren kann mit anderen Standard-Impfungen kombiniert werden. Experten gehen davon aus, dass nach der Grundimmunisierung der Schutz für zwei bis drei Jahre anhält – genau für die Zeit, in der die Infektionsgefahr besonders hoch ist.

Treten Nebenwirkungen nach Rotaviren-Impfung auf?

Als Nebenwirkung der Impfung kann es in sehr seltenen Fällen (ein bis zwei von 100.000 geimpften Kindern) zu einer sogenannten Invagination (Darmeinstülpung) kommen, die früh erkannt gut behandelt werden kann. Sollten bei geimpften Babys nach der Impfung blutiger Stuhl, starkes Erbrechen und Bauchschmerzen zusammen mit einem schrillen Geschrei auftreten, sollten Eltern umgehend einen Arzt aufsuchen und auf die vorangegangene Impfung gegen Rotaviren hinweisen.

Impfreaktion: Nebenwirkungen nach Impfung?

Was sind Rotaviren?

Seinen Namen hat das Rotavirus von der runden, radähnlichen Form, die es unter dem Elektronenmikroskop zeigt. Es gibt unterschiedliche Typen des Erregers (Serotypen oder Stämme), die gleichzeitig auftreten. Die Verbreitung dieser Rotavirus-Typen kann sich von Jahr zu Jahr verändern. Die meisten Erkrankungen in Deutschland werden durch fünf Stämme verursacht. Der Erreger tritt gehäuft in den Wintermonaten auf. Die Hauptsaison beginnt im Oktober, die meisten Fälle werden in den Monaten Februar bis April gemeldet. Das Rotavirus ist sehr umweltresistent und widerstandsfähig gegen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen oder Desinfektion.

Ansteckung mit Rotaviren

Das Rotavirus ist hochansteckend und kann deshalb sehr leicht übertragen werden. Bereits kleinste Virusmengen reichen aus, um einen Menschen zu infizieren. Betroffene, die die Erreger in sich tragen, scheiden diese in hoher Konzentration mit dem Stuhl oder Erbrochenem aus. Die Verbreitung Rotaviren erfolgt dann von Mensch zu Mensch über verschmutzte Hände oder Gegenstände. Die Viren können auch durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel übertragen werden.

Bei Neugeborenen und Kleinkindern ist das Rotavirus die Hauptursache für Magen-Darm-Infekte. Wenn ein Kind erkrankt ist, kann es leicht auch andere Familienmitglieder anstecken. Ältere und immungeschwächte Menschen sind dabei besonders gefährdet.

Wer kann sich anstecken?

Bis zum dritten Lebensjahr steckt sich fast jedes Kind mit dem Rotavirus an, wobei der Schweregrad sehr unterschiedlich sein kann. Bei Säuglingen zwischen einem und zwölf Monaten werden in der Regel die schwersten Folgen, zum Beispiel Krankenhauseinweisungen, beobachtet. Jährlich sind in Deutschland viele Zehntausende Babys mit einer Rotavirus-Infektion im Krankenhaus in Behandlung. Bis zum zweiten Lebensjahr haben die meisten Kleinkinder durch frühere Ansteckungen eine Immunität gegen verschiedene Rotaviren-Typen erworben. Auch Jugendliche und Erwachsene können sich noch mit dem Rotavirus infizieren. Ab dem 60. Lebensjahr nimmt das Erkrankungsrisiko wieder zu.

Symptome: Wie erkennt man eine Infektion mit dem Rotavirus?

Eine Rotavirus-Infektion sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie verläuft oft schwerer als andere Durchfallerkrankungen. Vor allem Babys und Kleinkinder können dabei schnell viel Körperflüssigkeit verlieren. Deshalb ist es wichtig, die Symptome einer Rotavirus-Infektion zu kennen, um im Ernstfall schnell handeln und das Ansteckungsrisiko minimieren zu können.

Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Tage, danach setzen die Symptome rasch und heftig ein. Die wesentlichen Anzeichen sind:

  • plötzlich auftretender, wässriger Durchfall
  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe
  • leichtes Fieber
  • möglicherweise Erkältungsanzeichen wie Husten und Schnupfen

Insbesondere bei Babys und kleinen Kindern sind die Symptome stark ausgeprägt. Sie leiden an bis zu 20 Brechdurchfall-Attacken am Tag. Dadurch kann es schnell zur Austrocknung des Körpers kommen. Erste Anzeichen hierfür sind Schwindel und Kopfschmerzen, es droht ein Kreislaufkollaps. Die schnell einsetzende Dehydrierung kann unbehandelt zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Die Schwere einer Infektion mit dem Rotavirus ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Magen-Darm-Erkrankungen, die durch Rotaviren verursacht werden, dauern rund vier bis sieben Tage und damit weitaus länger als andere Durchfallerkrankungen. Auch wird viel häufiger Erbrechen beobachtet. Bei Erwachsenen verläuft eine Rotavirus-Infektion meist leichter. Ab dem 60. Lebensjahr müssen jedoch rund 35 Prozent der Erkrankten im Krankenhaus behandelt werden.

Behandlung: Was tun bei Rotavirus-Infektion?

Es gibt keine spezielle auf den Virus ausgelegte Behandlungsmöglichkeit. Antibiotika helfen wie bei allen Virusinfektionen nicht. Mittel, welche die Darmtätigkeit einschränken, sollten ebenfalls nicht verabreicht werden, da damit die Ausscheidung der Erreger behindert wird.

Bei einem leichten Verlauf können mit dem Rotavirus infizierte Kinder zuhause betreut werden. Allerdings ist es wichtig, folgende Verhaltensregeln zu beachten, um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten und vor allem bei Babys lebensbedrohliche Situationen zu vermeiden:

1. Dehydrierung ausgleichen: Es ist äußerst wichtig, den akuten Verlust von Körperflüssigkeiten und Elektrolyten von Beginn an zu ersetzen. Betroffene sollten viel trinken, zum Beispiel ungesüßte Tees, Wasser, fettarme Brühe oder spezielle Elektrolyt-Lösungen aus der Apotheke. Ungeeignet sind kohlensäurehaltige Mineralwässer, Limonaden oder Milchgetränke.

2. Im Ernstfall ein Krankenhaus aufsuchen: Gerade bei Babys können schwere und häufige Brech-Durchfälle durch den großen Flüssigkeits- und Mineralverlust schnell lebensbedrohlich werden und müssen deshalb im Krankenhaus behandelt werden. Dort bekommen die Babys Nähr- und Elektrolyt-Lösungen über Infusionen verabreicht.

3. Bettruhe einhalten: Der geschwächte Körper braucht vor allem in der akuten Phase möglichst viel Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen.

4. Kontakt zu anderen einschränken: Da das Rotavirus höchst ansteckend ist, sollte der Kontakt zu Gesunden eingeschränkt werden. Nach den Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes dürfen erkrankte Kinder unter sechs Jahren Gemeinschaftseinrichtungen so lange nicht besuchen, bis sie wieder zwei Tage beschwerdefrei waren. Auch Erwachsene, die in ihrem Beruf Kontakt zu Menschen haben, sollten bis zur vollständigen Genesung zu Hause bleiben.

5. Virusverbreitung auf Speisen vermeiden: Erkrankte sollten keine Speisen für andere zubereiten oder mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, die für den Verzehr durch andere bestimmt sind. Dies gilt vor allem, wenn erkrankte Menschen beruflich mit Lebensmitteln in Berührung kommen.

6. Strenge Hygienemaßnahmen einhalten. Dazu gehört zum Beispiel:

  • Isolierung des Erkrankten
  • Tragen von Schutzhandschuhen beim Reinigen von Gegenständen, die mit Exkrementen oder Erbrochenem in Kontakt gekommen sind
  • regelmäßige Desinfektion von Flächen und Gegenständen (Türgriffe, Toiletten) mit antiviralen Mitteln
  • konsequentes, gründliches Händewaschen, insbesondere vor der Zubereitung von Lebensmitteln und nach Toilettengängen

Rotaviren sind hochansteckend und häufig resistent gegen Hygienemaßnahmen und Desinfektion. Das macht die Pflege eines erkrankten Kindes oder Erwachsenen zuhause schwierig. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen muss man damit rechnen, dass es zur Ansteckung mit dem Rotavirus innerhalb der Familie kommen kann.

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