Behandlungsmethode für den Notfall

Luftröhrenschnitt: Welche Folgeschäden sind möglich?

Sind die oberen Atemwege nach einem Unfall oder durch eine Erkrankung blockiert, wird oft ein Luftröhrenschnitt durchgeführt, um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen. Wann ist in Luftröhrenschnitt notwendig und welche Komplikationen sind möglich?

Luftröhrenschnitt: Tracheostomie
© Getty Images/PongMoji

Kurzübersicht: Luftröhrenschnitt

Was ist ein Luftröhrenschnitt? Bei einem Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) wird ein direkter Zugang zur Luftröhre geschaffen, etwa wenn die oberen Atemwege verengt sind und die Atmung dadurch erschwert wird. Häufig wird der Eingriff auf der Intensivstation durchgeführt.

Wird ein Luftröhrenschnitt als akute Notfallmaßnahme durchgeführt? Eine Tracheotomie wird kaum in Notfällen angewendet, wenn Erstickung droht. Dann wird eher versucht, die Beatmung mithilfe von Intubation durchzuführen, oder eine Koniotomie angewendet, bei welcher der Kehlkopf punktiert wird.

Welche Risiken gibt es? Ein Luftröhrenschnitt bringt einige Risiken mit sich, darunter Infektionen, Lungenentzündung, Thrombose und Blutungen.

Im Überblick:

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Was ist ein Luftröhrenschnitt?

Ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein direkter Zugang zur Luftröhre ermöglicht wird. Die neu angelegte Hautöffnung zur Luftröhre (Trachea) wird dabei als Tracheostoma bezeichnet. Diese kann vorübergehend oder dauerhaft bleiben. Beatmet werden Menschen nach der Operation mithilfe einer sogenannten Trachealkanüle: Dabei handelt es sich um einen Kunststoffschlauch.

Tracheotomie und Tracheostomie

Beide Begriffe werden oftmals synonym verwendet, meinen jedoch Verschiedenes: Während die Tracheotomie das bloße Öffnen der Luftröhre meint, umfasst die Tracheostomie die Öffnung der Trachea und deren Fixierung an die Halshaut. Eine Tracheostomie wird in der Regel durchgeführt, wenn eine Langzeitbeatmung vorgesehen ist.

Verwechselt wird der Luftröhrenschnitt häufig mit der sogenannten Koniotomie, welche sehr selten in der Notfallmedizin zum Einsatz kommt: Dabei wird ein Zugang zu den Luftwegen in Höhe des Kehlkopfs geschafft. Die Koniotomie wird nur im akuten Notfall, also wenn jemand zu ersticken droht, eingesetzt und erst dann, wenn andere Beatmungsversuche erfolglos geblieben sind.

Wann wird ein Luftröhrenschnitt durchgeführt?

Ein Luftröhrenschnitt wird anders als von vielen angenommen nicht in Notfallsituationen durchgeführt. Vielmehr kommt der Eingriff oftmals bei Menschen zum Einsatz, die langfristig künstlich beatmet werden müssen. Dies ist unter anderem bei einem Koma der Fall.

Weitere Indikationen für einen Luftröhrenschnitt sind:

  • Schluckstörungen

  • Krebserkrankungen des Rachens und des Halses (Verengungen im Bereich der Atemwege)

  • Kehlkopflähmung

  • Schwellungen im Mund- und Rachenraum (etwa nach Verbrennungen)

  • Brüche im Bereich des Schädels und des Gesichts (Schädelbasisfraktur, Mittelgesichtsfraktur)

Vor- und Nachteile eines Luftröhrenschnitts

Die Beatmungsmethode spielt in der Intensivmedizin eine große Rolle, da die Atmung der Patient*innen dort oft gestört ist. Ein Luftröhrenschnitt bei Menschen, die lange Zeit beatmet werden müssen, hat einige Vorteile gegenüber der Intubation, bei der ein Atemschlauch (Tubus) über den Rachen in die Lunge eingebracht wird.

Vor allem verringert sich das Risiko für Schäden am Kehlkopf und an den Stimmbändern. Daneben sind Infektionen des Nasen-Rachen-Raums seltener. Auch können Schleim und Sekret aus der Lunge leicht abgesaugt werden und die Mundhygiene ist erleichtert. Entscheidend ist zudem, dass ein Tracheostoma die Entwöhnung vom Atemgerät verkürzt, wenn die Beatmung beendet wird. Ärzt*innen sprechen auch vom sogenannten Weaning.

Der Nachteil eines Tracheostomas ist jedoch, dass ein chirurgischer Eingriff erfolgen muss, der mit einigen Risiken einhergeht. Zudem kann eine als unästhetisch empfundene Narbe am Hals bleiben.

Ablauf: Wie wird ein Luftröhrenschnitt gesetzt?

Der Luftröhrenschnitt ist ein komplexer Eingriff, der für Notfallsituationen ungeeignet ist. Die Tracheotomie kann unter Vollnarkose oder unter einer örtlichen Betäubung und dem Einsatz von Beruhigungsmitteln erfolgen.

Neben der klassischen plastischen Tracheotomie hat sich inzwischen vor allem die perkutane Dilatationstracheotomie etabliert.

Klassische plastische Tracheotomie

Bei der Standardtracheotomie werden alle Haut und Gewebeschichten über der Luftröhre schrittweise entfernt. Der erste Schnitt erfolgt unterhalb des ersten Ringknorpels, um Verletzungen des Kehlkopfs zu vermeiden. Liegt die Luftröhre frei, kann sie geöffnet und eine Kanüle eingeführt werden, über die dann Atemluft ein- und ausströmt.

Soll das Tracheostoma langfristig erhalten bleiben, wird die Luftröhre so geöffnet, dass die Wundränder mit der Haut am Hals zusammengenäht werden können und damit verschlossen bleiben. Das Tracheostoma wächst dann nicht von selbst wieder zusammen, wenn der Beatmungsschlauch entfernt wurde, sondern kann nur operativ behoben werden.

Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT)

Bei der PDT wird die Haut und die Luftröhre mit einer Hohlnadel eingestochen. Die Punktionsstelle wird anschließend so lange aufgeweitet, bis eine Trachealkanüle gelegt werden kann.

Welche Komplikationen sind bei einem Luftröhrenschnitt möglich?

Jeder medizinische Eingriff kann Komplikationen mit sich bringen, so birgt auch ein Luftröhrenschnitt die Gefahr einiger schwerwiegender Folgen.

Mögliche Komplikationen sind:

  • Thrombose und Embolie (Gerinnselbildung und Verstopfung von Blutgefäßen)

  • Blutungen

  • Wundheilungsstörungen

  • Herzstillstand während der Narkose

  • Verletzung umliegenden Gewebes (etwa Verletzung der Schilddrüse oder des Brustfells)

  • Schädigung der Stimmbandnerven (kurzfrisitge einseitige Lähmung der Stimmbänder (Rekurrensparese), Heiserkeit, Sprechstörungen, Schluckbeschwerden und selten bleibende Lähmung des Nervs)

  • Atemnot

  • Sauerstoffmangel im Gehirn

  • Pneumothorax (Eindringen von Luft zwischen Brust- und Rippenfell und im Zuge dessen Zusammenfall der Lunge)

  • Fisteln (Verbindungen) zwischen Luft- und Speiseröhre

  • Entzündungen der Luftröhre und damit einhergehend bleibende Veränderungen

  • Infektionen

  • Lungenentzündung

  • Blutvergiftung (Sepsis)

Ein Tracheostoma kann einen großen Einschnitt in das Leben von Betroffenen bedeuten und als Belastung empfunden werden. Unter anderem, weil bei der Umleitung des Atems die Luft nicht mehr Mund und Nase passiert: Dies kann den Geschmacks- und Geruchssinn deutlich einschränken. Außerdem kann Schlucken durch die Atemkanüle erschwert sein. Sprechen ist nur möglich, wenn eine spezielle Sprechkanüle eingesetzt wird.

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