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Blutgruppen

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Blutgruppen kennzeichnen bestimmte Merkmale des Blutes, die bei jedem Menschen individuell unterschiedlich sind und das ganze Leben bestehen bleiben. Wie die Häufigkeit der einzelnen Blutgruppen ist, wie sie vererbt werden und wann sie wichtig sind.

blutgruppen
© iStock.com/Photobuay

Mittlerweile gibt es 35 verschiedene Systeme, nach denen die Blutgruppen eingeteilt werden. Die gängigsten, welche für Bluttransfusionen, in der Notfallmedizin, bei Operationen und in der Schwangerschaftsvorsorge bedeutsam sind, sind das AB0-System und das Rhesussystem.

Im Überblick:

Blutbild: Wichtige Werte und was sie bedeuten

AB0-Blutgruppensystem

Beim AB0-Blutgruppensystem werden die vier verschiedenen Blutgruppen A, B, AB und 0 unterschieden. Das System wurde im Jahr 1901 entdeckt, als man beobachtete, dass das Blut von verschiedenen Menschen zum Teil beim Vermischen verklumpt. Verantwortlich dafür sind bestimmte Oberflächenmerkmale der Erythrozyten, die sogenannten Antigene A und B, nach denen sich die entsprechende Blutgruppenbezeichnung ergibt. Ihre Struktur ist erblich und bei jedem Menschen individuell verschieden.

  • Blutgruppe A bedeutet dabei, dass auf der Oberfläche der roten Blutzellen das Antigen A vorhanden ist. Diese Blutgruppe kommt in Europa am häufigsten vor.
  • Menschen mit der Blutgruppe B besitzen das Antigen B.
  • Bei Blutgruppe 0 sind keine Antigene vorhanden.
  • Bei Blutgruppe AB gibt es sowohl Antigen A als auch B, sie ist die seltenste Blutgruppe.

Jeder Mensch bildet bereits kurz nach der Geburt Antikörper gegen die Antigene der anderen Blutgruppen. Diese werden als Isoagglutinine Anti-A beziehungsweise Anti-B bezeichnet. Da bei der Blutgruppe AB demnach beide Antigene (A und B) auf der Oberfläche der Blutkörperchen vorhanden sind, befinden sich bei diesen Menschen keine Antikörper im Blut, diese würden sonst ihre eigenen Erythrozyten zerstören.

Wird einem Menschen Blut übertragen, gegen das er Antikörper besitzt, kann es zu lebensgefährlichen Unverträglichkeitsreaktionen kommen. So darf beispielsweise ein Mensch mit Blutgruppe A kein Blut der Blutgruppe B erhalten, da sein Blut unzählige Anti-B-Antikörper enthält, die mit den transfundierten Erythrozyten verklumpen würden. Diese sogenannte Antigen-Antikörper-Reaktion führt zu einer Zerstörung der übertragenen roten Blutkörperchen. Sie können dann ihre Funktion, Sauerstoff zu transportieren, nicht mehr erfüllen.

Was sagt der Rhesusfaktor aus?

Neben dem AB0-System der Blutgruppen ist das sogenannte Rhesussystem für eine eindeutige Bestimmung des Blutgruppentyps unerlässlich. Es war wiederum der Entdecker des AB0-Blutgruppensystems, der Arzt Karl Landsteiner, der 1940 ein weiteres wichtiges Antigen auf der Oberfläche der Erythrozyten entdeckte. Das Rhesus-Antigen wird mit dem Buchstaben D oder als Rhesusfaktor bezeichnet. 85 Prozent aller Menschen besitzen dieses Rhesus-Antigen. Sie sind somit Rhesus-positiv (Rh+). Die restlichen 15 Prozent, denen das Rhesus-Antigen fehlt, bezeichnet man als Rhesus-negativ (Rh-).

Im Gegensatz zum AB0-System bildet der Körper Rhesus-negativer Personen nicht von vornherein Antikörper gegen das Antigen D. Dafür muss der Rh-negative Mensch erst mit Rh-positivem Blut in Berührung kommen. Dies kann durch eine Bluttransfusion oder während der Geburt eines Rh-positiven Kindes einer Rh-negativen Mutter passieren. Keine Folgen hat jedoch die Übertragung von Rh-negativem Blut auf Rh-positive Empfänger, sodass Ärzte es im Notfall für Transfusionen einsetzen können.

Verteilung und Häufigkeit der Blutgruppen

Die vier verschiedenen Blutgruppen des AB0-Systems in Kombination mit dem Rhesusfaktor treten in unterschiedlicher Häufigkeit auf, auch gibt es global gesehen Unterschiede. Die seltenste Blutgruppe ist AB- (AB negativ oder AB Rh-), die meisten Menschen haben die Blutgruppe A+ (A positiv oder A Rh+).

Die Tabelle zeigt die prozentuale Häufigkeit der Blutgruppen in der Bevölkerung:

Rhesusfaktor positiv

Rhesusfaktor negativ

Blutgruppe Prozent d. Bevölkerung Blutgruppe Prozent d. Bevölkerung
A Rh+

37

A Rh-

6

0 Rh+

35

0 Rh-

6

B Rh+

9

B Rh-

2

AB Rh+

4

AB Rh-

1

Wie wird die Blutgruppe vererbt?

Die Vererbung der Blutgruppe unterliegt den Mendelschen Gesetzen. Die Blutgruppe 0 wird gegenüber A und B rezessiv vererbt. A und B werden dementsprechend dominant vererbt. Daraus ergeben sich die in der Tabelle dargestellten Möglichkeiten für die Blutgruppen der Kinder, je nach Kombination der Blutgruppen der Eltern:

Blutgruppe der Eltern Blutgruppe der Kinder
0 und 0 0
0 und A 0 oder A
0 und B 0 oder B
0 und AB A oder B
A und A A oder 0
A und B A, AB, B oder 0
A und AB A, B oder AB
B und AB A, B oder AB
B und B B oder 0
AB und AB A, B oder AB

Blutgruppen: Universalspender und Universalempfänger

Die für die Notfallmedizin begehrteste Blutgruppe ist die Blutgruppe 0 negativ, denn dieses Blut (beziehungsweise einzelne Blutbestandteile) ist zu allen anderen Blutgruppen kompatibel. Träger der Blutgruppe 0 negativ bezeichnet man daher auch als Universalspender. Sie sind als Blutspender sehr gefragt, denn durch die universelle Einsetzbarkeit besteht vor allem in der Notfallmedizin ein großer Bedarf an der Blutgruppe 0 negativ.

Im äußersten Notfall können Menschen mit der Blutgruppe AB Erythrozyten von Spendern aller Blutgruppen empfangen. Bei dieser Blutgruppe sind weder Antikörper gegen die Antigene der Gruppe B noch gegen die der Gruppe A vorhanden. Somit ist eine Abwehrreaktion des Körpers bei einer Bluttransfusion ausgeschlossen. Menschen mit Blutgruppe AB werden deshalb auch Universalempfänger bezeichnet.

Wann und wie wird die Blutgruppe bestimmt?

Die Bestimmung der Blutgruppe ist keine Standarduntersuchung, zum Beispiel im kleinen oder großen Blutbild. Die Blutgruppe wird erst bei Bedarf ermittelt – und zwar immer dann, wenn Spenderblut (oder Körpergewebe bei Organspenden) zum Einsatz kommen soll. Das ist der Fall bei geplanten Operationen und Transplantationen.

Blutgruppenbestimmungen werden zudem durchgeführt bei

  • Blutspendern
  • Vaterschaftstests
  • Spurensicherung und Tätersuche in der Kriminaltechnik und Rechtsmedizin

Rhesusfaktor und Schwangerschaft

Auch bei jeder schwangeren Frau wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen die Blutgruppe bestimmt. Wichtig ist dabei vor allem der Rhesusfaktor. Passen nämlich der Rhesusfaktor von Mutter und Kind nicht zusammen, kann es zu schweren Komplikationen kommen. Bringt eine Rhesus-negative Frau ein Rhesus-positives Kind zur Welt, hat das bei der ersten Geburt noch keine Konsequenzen. Ihr Körper bildet jedoch Antikörper gegen das Antigen D.

Bei einer weiteren Geburt eines Rhesus-positiven Kindes können die von der Mutter gebildeten Antikörper in sein Blut gelangen, das Blut kann dadurch verklumpen und das Kind schlimmstenfalls versterben. Um das Risiko dieser Rhesusunverträglichkeit von vornherein auszuschließen, bekommen Rhesus-negative Schwangere prophylaktisch Antikörper gespritzt, die die Blutkörperchen des Kindes "abfangen", bevor das Immunsystem der Mutter selbst Antikörper bilden kann.

Weitergehende Tests zur Blutgruppe

Es ist nicht zwingend nötig, seine eigene Blutgruppe zu wissen. Denn vor einer OP oder im Notfall gehört die Bestimmung der Blutgruppe zu den Standarduntersuchungen. Das gilt auch, wenn die Blutgruppe in einem Notfallausweis festgehalten ist oder der Patient sie sagen kann.

Denn das AB0-System ist zwar die gebräuchlichste, allerdings nicht die einzige Labormethode, um die Passgenauigkeit von Spender- und Empfängerblut zu überprüfen. Vor geplanten großen Operationen, vor Transplantationen und anderen Eingriffen werden weitere, spezifische Tests einzelner Blutbestandteile durchgeführt, um sicherzugehen, dass keine Unverträglichkeiten gegenüber der Blutkonserve oder einzelnen Bestandteilen des Spenderbluts auftreten.

Auch bei Patienten, die schon einmal eine Bluttransfusion bekommen haben, muss das Blut wieder untersucht werden. Denn nach einer Übertragung können sich Antikörper gebildet haben – ohne, dass der Patient das bemerkt hat. Bei einer erneuten Blutübertragung könnten diese Antikörper gravierende Abstoßungsreaktionen wie Atemnot oder Kreislaufversagen auslösen.

Zur Sicherheit: Kreuzprobe der Blutgruppen

Um ganz sicher zu gehen, dass ein ausgewähltes Blutprodukt vom Empfänger vertragen wird, wird im Labor vor einer Transfusion immer die sogenannte Kreuzprobe der Blutgruppen durchgeführt. Dabei werden die Erythrozyten des Spenders – also die roten Blutkörperchen der Blutkonserve – mit dem Serum des Empfängers vermischt. Bei einer Unverträglichkeit kommt es zu einer sichtbaren Verklumpung (Agglutination) der roten Blutkörperchen des Spenders, die Transfusion darf dann nicht durchgeführt werden. Ursache sind meist Antikörper des Empfängers gegen seltene Blutgruppenantigene, die bei der vorherigen Blutgruppenbestimmung und Antikörpersuche nicht erfasst wurden. In einem solchen Fall muss eine genaue Antikörperbestimmung durchgeführt und eine andere passende Blutkonserve ausgewählt werden, damit die Blutgruppen am Ende zusammenpassen.

Was ist von der Blutgruppen-Diät zu halten?

Keinen Einfluss hat die Blutgruppe auf die Ernährung oder auf die bessere oder schlechtere Verwertung bestimmter Nahrungsbestandteile durch den Körper. Bei der sogenannten Blutgruppendiät wird für jede einzelne Blutgruppe eine Liste an Nahrungsmitteln aufgezählt, die bevorzugt auf dem Speiseplan stehen sollen: So soll bei Blutgruppe 0 viel Fleisch gesund sein, bei Blutgruppe A vor allem Getreide. Ernährungswissenschaftler halten das System und die dahinterstehende Theorie jedoch für unhaltbar, auch gebe es keine Beweise, dass diese Ernährungsweise vor Übergewicht oder Krankheiten schütze.

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