Plötzlicher Hörverlust

Hörsturz: Symptome, Ursachen & Behandlung

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Plötzliche Hörminderung, es fühlt sich an, als wäre Watte im Ohr: Diese und weitere Symptome können auf einen Hörsturz hindeuten. Er tritt meist plötzlich und ohne erkennbare Ursache auf. Ein Hörsturz ist kein Notfall, sollte aber schnellstmöglich abgeklärt werden. Erfahren Sie, wie genau sich ein Hörsturz erkennen und behandeln lässt.

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© Getty Images/Yurii Yarema

Kurzübersicht: Hörsturz

Symptome: Bei einem Hörsturz kommt es zu einer plötzlichen, meist einseitigen Hörminderung. Betroffene haben das Gefühl, als hätten sie Watte im Ohr. Auch Ohrengeräusche und Schwindel sind möglich.

Ursache: Die genaue Ursache lässt sich meist nicht feststellen. Vermutlich spielen Faktoren wie Stress, Blutdruckschwankungen oder Probleme der Halswirbelsäule eine Rolle.

Diagnose: Zur Diagnose kommen verschiedene Untersuchungen der Ohren (Audiometrie, Ohrspiegelung, Hörtests) zum Einsatz. Andere Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden.

Therapie: Ist eine Grunderkrankung bekannt, muss diese behandelt werden. Bei unbekannter Ursache wird meist hochdosiertes Kortison verabreicht, das entzündungshemmend wirkt.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein Hörsturz?

Bei einem Hörsturz (auch: Ohrinfarkt) kommt es zu einer plötzlichen, einseitigen Hörminderungen bis hin zum vollständigen Hörverlust. Die betroffene Person beschreibt meist ein dumpfes Gefühl im Ohr, auch Ohrgeräusche können auftreten.

Ein Hörsturz muss nicht immer behandelt werden. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen verschwindet er innerhalb weniger Stunden oder spätestens nach zwei Tagen von selbst. Bessert sich das Hörvermögen nicht, sollte schnellstmöglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Hörsturz: Wer ist betroffen?

Ein Hörsturz tritt meist im höheren Lebensalter auf, häufig bei Menschen über 50 Jahren. Bei Kindern ist ein Ohrinfarkt selten.

Aktuelle Zahlen zur Häufigkeit von Hörstürzen liegen nicht vor. Nach der bis 2019 verlängerten Leitlinie erleiden in Deutschland jährlich etwa 160 bis 400 von 100.000 Menschen einen Hörsturz.

Hörsturz: Welche Symptome treten auf?

Bei einem Hörsturz ist meist nur ein Ohr betroffen. Der Hörverlust kann im Laufe von Stunden zunehmen, sich aber auch als plötzliche Ertaubung zeigen. Von Fall zu Fall unterscheiden sich auch die betroffenen Tonfrequenzen, die nicht mehr einwandfrei wahrgenommen werden. Manche Betroffene hören hohe Töne nicht mehr so deutlich wie vor dem Hörsturz, andere hingegen mittlere oder tiefe Töne.

Ein begleitender Tinnitus oder ein unangenehmer Druck auf dem Ohr können zusätzlich belastend sein. Schmerzen treten allerdings nicht auf.

Typische Anzeichen auf einen Blick:

  • Hörverlust
  • Tinnitus-Geräusche (Pfeifen, Brummen oder Piepsen)
  • Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis)
  • dumpfes Gefühl (wie Watte im Ohr)
  • pelziges oder taubes Gefühl an der Ohrmuschel
  • Schwindel (da sich im Innenohr das Gleichgewichtsorgan befindet)
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Ursachen: Warum kommt es zum Hörsturz?

Die genauen Ursachen eines Hörsturzes sind bis heute nicht bekannt. Daher sprechen Mediziner*innen auch von einer akuten idiopathischen Innenohrschwerhörigkeit. Idiopathisch bedeutet, dass keine Ursache nachgewiesen werden kann.

Fachleute vermuten jedoch, dass bei einem Hörsturz die Durchblutung des Innenohrs durch verschiedene Faktoren gemindert ist. In der Folge werden die dort befindlichen Sinnes- oder Haarzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Diese können dann Schallwellen in einem bestimmten Tonfrequenzbereich nicht mehr richtig wahrnehmen und wandeln sie in falsche elektrische Signale um, die an das Hörzentrum im Gehirn weitergeleitet werden.

Mögliche Auslöser für die Durchblutungsstörungen sind:

  • akuter oder chronischer Stress
  • Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule (etwa im Zuge eines Schädeltraumas)
  • Blutdruckschwankungen
  • Schlaganfall
  • Diabetes mellitus 
  • Herzerkrankungen

Weitere Risikofaktoren, die einen Hörsturz begünstigen können:

  • virale Infektionen, die vor allem Nerven befallen (Mumps-, Masern-, Influenza- oder Adenoviren)
  • bakterielle Infektionen (beispielsweise infolge einer Mittelohrentzündung oder Borreliose)
  • Autoimmunerkrankungen
  • Halswirbel- und Kieferfehlstellungen
  • Tumorerkrankungen
  • zu hohe Cholesterinwerte
  • Rauchen
  • Lärm

Diagnose eines Hörsturzes

Bei Verdacht auf einen Hörsturz sollten Betroffene spätestens ein bis zwei Tage nach Auftreten der Symptome eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis (HNO) aufsuchen. Zunächst erfolgt ein ausführliches Gespräch (Anamnese), bei dem beispielsweise bestehende Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen erfragt werden.

Im Anschluss folgen meist verschiedene Untersuchungen der Ohren, beispielsweise mittels:

  • Ohrmikroskop: Das Ohr wird begutachtet, um Fremdkörper, Entzündungen im Gehörgang, Verletzungen oder Veränderungen durch eine Mittelohrentzündung am Trommelfell zu erkennen.

  • Hörtest (Weber-Versuch): Hierzu wird den Patient*innen eine schwingende Stimmgabel auf den Scheitel gesetzt. Der Ton der Stimmgabel wird über die Knochen weitergeleitet und von gesunden Menschen auf beiden Seiten gleich laut wahrgenommen. Bei einem Hörsturz empfinden Betroffene den Ton im gesunden Ohr als lauter.

  • Otoskopie (Ohrspiegelung): Mit einer Ohrlupe untersuchen Ärzt*innen den äußeren Gehörgang und das Trommelfell.

  • Audiometrie: Über einen Kopfhörer werden Töne in verschiedenen Frequenzbereichen und Lautstärken abgespielt. Auf diese Art und Weise ist das Ausmaß der Hörstörungen besser einschätzbar.

Zudem werden oft weitere Untersuchungen gemacht, um verschiedene Erkrankungen, die ebenfalls Hörstörungen verursachen können, auszuschließen. Dazu zählt beispielsweise eine Entzündung der Ohrtrompete, eine Herpes-Infektion am Ohr oder Morbus Menière (anfallsartiger Drehschwindel).

Hörsturz: So erfolgt die Behandlung

Ein Hörsturz mit Hörminderung sollte spätestens nach ein bis zwei Tagen ärztlich abgeklärt werden. Da Stress bei der Entstehung eines Hörsturzes eine bedeutende Rolle zu spielen scheint, wird Patient*innen empfohlen, diesen möglichst zu reduzieren. Auch auf Alkohol und Nikotin sollte bestenfalls verzichtet werden.

So wird ein akuter Hörsturz ärztlich behandelt:

  • Behandlung mit Kortison: Eine der wichtigsten Eigenschaften ist die entzündungshemmende Wirkung. Die Medikamente werden in Form von Tabletten verabreicht, per Infusion in die Blutbahn gegeben oder direkt ins Mittelohr gespritzt. Glukokortikoid-Spritzen haben meist weniger Nebenwirkungen, in seltenen Fällen können aber Schmerzen im Ohr oder vorübergehender Schwindel auftreten.

  • Sauerstoff-Überdruckbehandlung: Patient*innen atmen dabei in einer Druckkammer reinen Sauerstoff über eine Sauerstoffmaske ein. Das Blut wird so mit Sauerstoff angereichert. Gesetzlich Versicherte müssen für die Therapie selbst aufkommen, eine Sitzung kostet rund 200 Euro. Die Wirksamkeit ist nicht erwiesen.

Liegt dem Hörsturz eine bestimmte Erkrankung zugrunde, muss diese behandelt werden. Bei bakteriellen Infektionen können beispielsweise Antibiotika verschrieben werden. Sind Probleme mit der Halswirbelsäule verantwortlich, kann eine physiotherapeutische Behandlung sinnvoll sein.

Gut zu wissen:

In etwa der Hälfte der Fälle ist keine Therapie notwendig und der Hörsturz kann von selbst spontan ausheilen. Ob ein Abwarten sinnvoll ist, sollte aber nur von HNO-Fachleuten entschieden werden. Denn unbehandelt besteht die Gefahr eines eingeschränkten Hörvermögens oder dauerhafter Ohrgeräusche.

Verlauf und Prognose eines Hörsturzes

Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Hörsturz einen zweiten zu erleiden, liegt bei rund 30 Prozent. Vor allem diejenigen sind gefährdet, die weiterhin Bluthochdruck haben oder anderen Risikofaktoren ausgesetzt sind.

Insgesamt stehen die Heilungschancen eines Hörsturzes aber gut: In etwa der Hälfte aller Fälle verbessert sich das Hören innerhalb der ersten 24 Stunden unabhängig von einer Behandlung wieder. Die Rate an Spontanheilungen in den ersten Wochen nach einem Hörsturz ist hoch. Bei 60 bis 90 Prozent der Erkrankten bleiben keine Schäden zurück.

Selbst schwere Fälle heilen bei frühzeitiger Behandlung oft völlig aus. Ein unbehandelter Hörsturz kann allerdings zu einer dauerhaften Schwerhörigkeit führen. In diesem Fall erhalten Betroffen mitunter ein Hörgerät oder Cochlea-Implantat (Hörprothese).

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