Therapie mit Lack und Tabletten

Behandlung von Nagelpilz: langwierig, aber erfolgversprechend

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Es lohnt sich, frühzeitig etwas gegen Nagelpilz zu tun. Durch eine konsequente Fußpflege und -hygiene kann die Behandlung unterstützt und einer erneuten Nagelpilz-Infektion entgegengewirkt werden.

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Bei leichtem Befall ist eine lokale Behandlung meist ausreichend, um den Nagelpilz in den Griff zu bekommen.
© iStock.com/kokouu

Artikelinhalte im Überblick:

Nagelpilz: Die größten Mythen

Warum die Therapie so wichtig ist

Nagelpilz ist eine hartnäckige Krankheit. Sie lässt nicht nur die befallenen Regionen unschön aussehen, sondern schränkt auch Nägel, Zehen und Füße in ihrer Funktion ein. Die Infektion kann darüber hinaus schwere Folgen haben: Durch kleine Hautverletzungen können beispielsweise Bakterien in die Haut eindringen. Dort vermehren sie sich und verursachen eine behandlungsbedürftige Wundrose mit entzündeter Haut, hohem Fieber und Schüttelfrost.

So dramatisch sind die Folgen eines Nagelpilzes zwar nicht immer. Jedoch ist bei vielen Betroffenen die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Die verdickten, rissigen Nägel verursachen Symptome wie Schmerzen beim Gehen, die Pilzinfektion führt zu lästigem Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühlen. Zudem kann Nagelpilz, wenn er nicht behandelt wird, andere anstecken – daheim in der Familie, beim Sport, im Schwimmbad oder im Hotel.

Lesen Sie hier mehr über die Ursachen und Risikofaktoren von Nagelpilz.

Die Behandlung von Nagelpilz erfordert viel Geduld, die Heilung erfolgt nicht über Nacht. Im Gegenteil: Die erfolgreiche Nagelpilz-Therapie kann bis zu einem Jahr dauern.

Nagelpilz richtig behandeln

Lifeline/Wochit

Abtragung des befallenen Nagels

Eine chirurgische Nagelextraktion – das ist der Fachbegriff für die Nagelentfernung – wird heute nicht mehr empfohlen. Diese Prozedur ist nicht nur schmerzhaft, sondern es besteht auch die Gefahr, das Nagelbett zu verletzen und damit bleibende Störungen des Nagelwachstums zu verursachen. Außerdem verursacht solch ein Eingriff meist einige Tage Arbeitsunfähigkeit.

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Eine Methode, die heute häufiger angewendet wird, ist die sogenannte atraumatische Nagelextraktion, das heißt ein Abtragen der zerstörten Nagelanteile ohne Verletzung oder Schädigung des Gewebes. Dabei werden die befallenen Nägel mit einer wirkstoffhaltigen Salbe oder Creme bestrichen und mit einem Pflaster bedeckt. Nach etwa ein bis zwei Wochen sind die erkrankten Nagelteile dann aufgeweicht und können entfernt werden. Danach jedoch unbedingt weiter behandeln, da sonst die Gefahr besteht, dass der nachwachsende gesunde Nagel erneut vom Pilz befallen wird.

Je nach Ausdehnung der Infektion wird danach mit einer lokalen Therapie begonnen oder eine Behandlung mit Tabletten erwogen. Oft werden beide Vorgehensweisen kombiniert. Eine konsequente und ausreichend lange Anwendung der entsprechenden Medikamente ist für den Erfolg der Heilung wichtig. Bei nachlässiger Handhabung besteht die Gefahr, dass Erreger überleben und sich der Pilz wieder ausbreitet.

Nagelpilz erkennen

Lokale Behandlung mit Anti-Pilz-Lack

Wird der Nagelpilz früh entdeckt und hat er sich noch nicht stark ausgebreitet, ist die Behandlung relativ unkompliziert: Eine örtliche Behandlung mit einem medizinischen Nagellack kann dann manchmal ausreichend sein. Bei regelmäßiger Anwendung werden im Laufe der Zeit der ganze Nagel und auch das Nagelbett mit dem Wirkstoff gesättigt und der Pilz effektiv bekämpft. Bitte beachten Sie, dass Nagelveränderungen immer von einem Arzt begutachtet werden sollten, um eine optimale Therapie zu gewährleisten.

Die lokale Nagelpilz-Therapie kann infrage kommen, wenn

  • nur ein kleiner Teil der Nagelplatte verpilzt ist,
  • die Nagelwurzel oder -matrix nicht vom Pilz befallen ist und
  • nicht mehr als drei Finger- beziehungsweise Zehennägel betroffen sind.

Wie funktioniert die lokale Therapie von Nagelpilz?

Für die örtliche Nagelpilz-Behandlung stehen medizinische Speziallacke zur Verfügung. Dabei wird unterschieden zwischen

  • wasserlöslichen Anti-Pilz-Lacken und
  • wasserfesten Nagellacken gegen Nagelpilz, die in der Handhabung kosmetischen Lacken ähneln.

Während bei den meisten wasserfesten Lacken zur Nagelpilz-Behandlung die Nägel dünngefeilt werden müssen und zur Entfernung Lösungsmittel wie Nagellackentferner zum Einsatz kommen, sind wasserlösliche Anti-Pilz-Nagellacke etwas einfacher in der Anwendung: Ihre Lackgrundlage macht das Anfeilen der Nägel und die Verwendung von Nagellackentfernern überflüssig.

Anti-Pilz-Lack: Beratung in der Apotheke

Anti-Pilz-Nagellacke gibt es rezeptfrei in der Apotheke, geschulte Mitarbeiter beraten dort zur Auswahl des passenden Lacks. Bei Verdacht auf Nagelpilz sollte jedoch immer erst ein Arzt aufgesucht werden. Er kann den Pilz zweifelsfrei diagnostizieren – oder feststellen, ob eine andere Erkrankung für die Nagelveränderungen verantwortlich ist.

Wann sind Tabletten gegen Nagelpilz nötig?

Hat sich der Nagelpilz schon weiter ausgebreitet, verordnet der Arzt in der Regel zusätzlich zur lokalen Behandlung Tabletten, die die Pilzinfektion von innen bekämpfen. Da der Wirkstoff in die Blutbahn gelangt, kann er leichter Nebenwirkungen hervorrufen als Medikamente, die lokal angewendet werden. Moderne Präparate zum Einnehmen sind weit nebenwirkungsärmer als noch vor einigen Jahren, auch lassen sie sich inzwischen sehr individuell dosieren.

Die Nagelpilzbehandlung mit Tabletten erfolgt entweder als tägliche Gabe oder Stoßtherapie. Parallel zur Tabletteneinnahme muss der behandelnde Arzt die Blutwerte der Leber verfolgen. Auch Nebenwirkungen wie temporärer Geschmacksverlust sind möglich.

Wie wirkt Laser gegen Nagelpilz?

Als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) steht außerdem die Lasertherapie gegen Nagelpilz zur Verfügung. Der Laserstrahl (Nd:YAG-Laser) dringt dabei in den infizierten Nagel ein und inaktiviert das Pilzwachstum, ohne die Nagelstruktur oder das umgebende Gewebe zu schädigen.

Diese Behandlung sei zwar für den aktiven, sichtbaren Pilz wirksam, sagt Lifeline-Experte und Hautarzt Dr. Oliver Mainusch. Die bei Nagelpilz immer vorhandenen Sporen würden aber nicht mitbehandelt, da sie gegenüber der Wärmeentwicklung resistent seien. Sporen sind extrem hartnäckige Überlebensformen von Nagelpilz-Erregern. Sie machen die Pilzbehandlung langwierig – solange noch Sporen im Nagel überleben, ist der Nagelpilz nicht ausgeheilt.

Kassenpatienten müssen die Behandlung mit Laser selbst bezahlen. Außerdem:  "Die Wirksamkeit ist nicht ausreichend belegt.", sagt Dr. Mainusch. Dazu seien große, wissenschaftlich fundierte Studien nötig – wie bei der Zulassung neuer Medikamente. "Es gibt keine Garantie, dass der Pilz durch die Laserbehandlung verschwindet", sagt der Hautarzt. Noch dazu ist die Dauer einer Laserbehandlung gegen Nagelpilz nicht genau geregelt. Fällig würden in der Regel sechs bis acht Sitzungen, von denen jede etwa zehn Minuten dauert, rechnet Mainusch.

PACT: Rotlicht gegen Nagelpilz nur mäßig wirksam

Ähnliches gilt für die Bestrahlung mit Rotlicht, die sogenannte PACT (Photodynamische antimikrobielle Therapie). "Es lassen sich nur sichtbare Nagelpilzstrukturen damit bekämpfen", sagt der Facharzt. An Studien zum Nutzen der Therapie seien keine namhaften Nagelpilz-Experten beteiligt gewesen. "Die PACT hilft in erster Linie den damit behandelnden Ärzten, da es sich wie bei der Lasertherapie um eine Selbstzahlerleistung handelt", erklärt Dr. Oliver Mainusch.

Hausmittel bei Nagelpilz? Besser nicht!

Von Hausmitteln gegen Nagelpilz rät der Dermatologe ab. Mit Alkohol, Teebaumöl oder Urin lassen sich Nagelpilz-Erreger nicht wirksam bekämpfen. Im Gegenteil: Solche Experimente verursachen oft allergische Reaktionen und Reizungen, die Haut wird strapaziert, so dass die "Kur" nach kurzer Zeit wieder abgebrochen wird. Um die Pilzinfektion wirklich loszuwerden, sind spezielle, antimykotisch wirkende Mittel nötig, die bis zum vollständigen Abklingen der Nagelpilz-Infektion angewendet werden müssen.

Nagelpilz-Therapie: Was man selbst tun kann

Während der Behandlung mit Anti-Pilz-Lack und/oder -Tabletten sollte man zusätzlich für eine gute Belüftung von Fuß und Nägeln sorgen.

Der Pilz fühlt sich in feucht-warmem Klima am wohlsten. Ergänzend zur Behandlung sollte man deshalb darauf achten, dass die Füße möglichst immer trocken sind. Nach dem Baden oder Duschen werden die Füße und Zehenzwischenräume gut getrocknet.

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Auch Barfußlaufen und offene Schuhe (Sandalen, Flip-Flops) im Sommer sind dazu geeignet, den Nagelpilz auszutrocknen. Socken aus Naturmaterialien sollten Strümpfen aus Kunstfasern vorgezogen werden. Denn Baumwolle lässt sich bei 90 Grad waschen – für den Pilz der sichere Tod. Auch ein Waschgang bei 60 Grad reicht schon aus.

Die Schuhe sowie Strümpfe und Socken, die höhere Waschtemperaturen nicht vertragen, können mit speziellen Lösungen regelmäßig desinfiziert werden. Und zwar nicht nur während der Behandlung von Nagelpilz, sondern auch noch einige Zeit danach, denn nicht abgetötete Pilzsporen können ansonsten leicht zu einer neuen Infektion führen.

In der Wohnung dagegen sollte man während und nach der Behandlung von Nagelpilz nicht barfußlaufen, um andere Familienmitglieder nicht anzustecken. Auch in den Teppichböden von Hotelzimmern oder Ferienwohnungen können trotz gründlicher Reinigung noch Pilzsporen haften – deshalb lieber Socken tragen!

Mehr Tipps zur Fußhygiene bei Nagelpilz und wie man eine Neuinfektion verhindern kann, lesen Sie in unserer Checkliste zur Vorbeugung.

Diese Tipps sollten auch nach Abheilen des Nagelpilzes weiter beachtet werden, um das erneute Auftreten der Erkrankung zu verhindern. Das gilt vor allem für Patienten, die sich immer wieder leicht mit Pilzen infizieren oder häufig mit Pilzerregern in Kontakt kommen, zum Beispiel Schwimmer oder Fußballer.

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