Harmlos oder ernst?

Muskelschmerzen: Ursachen und Hilfe bei Myalgien

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Zu intensiver Sport führt oft zu einem schmerzhaften Muskelkater. Doch hinter Muskelschmerzen in den Beinen, im Oberschenkel oder am ganzen Körper können auch andere Ursachen stecken. Welche Krankheiten das Symptom verursachen können und warum der CK-Wert im Blut Aufschluss gibt.

Frau sitzt am Laptop und hat Muskelschmerzen
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was kann die Ursache für Muskelschmerzen sein? Die Gründe für Muskelschmerzen können vielfältig sein: Von Überlastung und Verspannungen über Infektionen wie Corona bis hin zu Nebenwirkungen von Medikamenten.

Welcher Mangel löst Muskelschmerzen aus? Häufig führt ein Mangel an Magnesium oder Natrium zu schmerzhaften Muskelkrämpfen.

Was hilft sofort bei Muskelschmerzen? Am besten den betroffenen Bereich ruhigstellen und schonen, Kühlpack oder Wärme anwenden und bei starken Beschwerden schmerzlindernde Medikamente einnehmen.

Wie lässt sich Muskelschmerzen vorbeugen? Leichte Dehnübungen und sanfte Massagen nach dem Sport, ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie ausgewogene Ernährung mit genügend Magnesium.

Artikelinhalte im Überblick:

Muskelschmerzen: Ursachen und was tun?

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Was sind Muskelschmerzen?

Medizinisch werden Muskelschmerzen als Myalgie bezeichnet (griechisch: myos = Muskel, algos = Schmerz). Sie sind meist ein Symptom, das in Verbindung mit verschiedenen Ursachen und Krankheiten auftritt.

Myalgien können akut – zum Beispiel beim Sport – oder chronisch auftreten. Chronische Muskelschmerzen zählen als eigenständige Erkrankung. Außerdem werden Myalgien hinsichtlich ihres Schmerzcharakters in stechend, ziehend oder brennend unterschieden.

Lokale oder generalisierte Muskelschmerzen

Am häufigsten entstehen Muskelschmerzen als Folge von Verspannungen (myofasziales Schmerzsyndrom). Die Beschwerden sind meist auf bestimmte Körperstellen beziehungsweise Muskelgruppen begrenzt. Wie auch die verletzungsbedingten Schmerzen zählt man Verspannungen zur lokalisierten Form. Häufig von Muskelschmerzen betroffen sind:

  • Beine
  • Oberschenkel
  • Oberarm
  • Rücken

Sind die Schmerzen nicht auf einzelne Muskeln begrenzt, sondern betreffen den gesamten Körper, handelt es sich um generalisierte Muskelschmerzen.

Ursachen von Muskelschmerzen

Es gibt zahlreiche Gründe für Muskelschmerzen. Besonders häufige, aber weniger bedenkliche Ursachen sind:

  • Muskelverspannungen, zum Beispiel durch Bewegungsmangel oder Fehlhaltungen (z. B. Mausarm). Oft sind der Rücken, Nacken oder die Schultern betroffen.

  • Muskelkater nach intensiver sportlicher Betätigung, Überbeanspruchung, Fehlbelastung, langer Trainingspause oder ungewohnten Bewegungen.

  • Krämpfe (oft Wadenkrämpfe) aufgrund von Magnesiummangel oder nach starker körperlicher Belastung. Muskelkrämpfe dauern in der Regel nur wenige Sekunden bis Minuten an.

  • Verletzungen wie Muskelriss, Muskelfaserriss, Muskelprellungen oder Muskelzerrungen.

Entzündungen und Erkrankungen als Auslöser

Muskelentzündungen und Krankheiten können Muskelschmerzen hervorrufen. Folgende Krankheiten stehen mit Muskelschmerzen in Verbindung:

  • Infektionskrankheiten: Die Auslöser können Bakterien (zum Beispiel Staphylokokken, Borrelien), Viren (etwa Adenoviren, Coxsackie-Viren, Coronaviren, Grippeviren) oder Parasiten (beispielsweise Fadenwürmer, Trichinen) sein.

  • Dermatomyositis: Bei der Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem fälschlicherweise Haut, Muskeln und innere Organe (wie Nieren oder Lunge) an.

  • Polymyositis: Es handelt sich um eine entzündliche Erkrankung der Skelettmuskulatur.

  • interstitielle Myositis: Das Bindegewebe zwischen den Muskeln wird zerstört.

  • degenerative Muskelerkrankungen (Muskelschwund): Die Muskulatur baut sich bei Patient*innen mit degenerativen Myopathien schleichend ab und verändert ihre Struktur. Am bekanntesten sind die Erbkrankheiten Muskeldystrophie Duchenne und die Becker-Muskeldystrophie.

  • Myotonien: Muskelerkrankungen, bei denen die Muskulatur nach einer kräftigen Anspannung verzögert erschlafft.

  • Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis: Bei der Fibromyalgie kommt es zu Muskelschmerzen am ganzen Körper. Die Polymyalgia rheumatica geht mit einer Gefäßentzündung (Vaskulitis) einher. Typisch sind Muskelschmerzen und Muskelsteifigkeit im Schultergürtel, Nacken und Becken.

  • Tumoren: Wachsen Krebszellen in die Muskulatur ein oder drückt ein Tumor auf Muskelfasern, können sich an dieser Stelle Schmerzen entwickeln.

Weitere Ursachen von Muskelschmerzen

  • Krankheiten des Nervensystems: Ein Beispiel ist Morbus Parkinson, der mit Muskelsteifigkeit und Muskelkrämpfen einhergeht. Auch die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist mit schmerzenden Muskeln verbunden.

  • Erkrankungen des Skeletts und der Gelenke: Bei Osteoporose, Arthrose, Morbus Bechterew, Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss nehmen viele Betroffene Schmerzen in den Muskeln wahr.

  • Stoffwechselerkrankungen: Störungen des Kohlenhydrat-, Fettsäure- oder Purinstoffwechsels können sich auf die Muskulatur auswirken.

  • hormonelle Erkrankungen: wie eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

  • Infektionskrankheiten: Eine Erkältung, Corona oder Grippe (Influenza) gehen oft mit Muskelschmerzen einher.

  • Borreliose: Bakterielle Infektion mit Borrelien nach einem Zeckenstich

  • Depressionen/Angstzustände: Muskelschmerzen können hier begleitend auftreten.

  • Wechseljahre: Neben Hitzewallungen und Schweißausbrüchen leiden viele Frauen auch unter Muskelschmerzen.

Medikamente, Drogen und Gifte als Auslöser

Manche Medikamente können als Nebenwirkung Muskelschmerzen auslösen. Dazu gehören bestimmte Antibiotika (Penicilline), Cholesterinsenker gegen zu hohe Blutfette (Statine), das Herz-Kreislauf-Medikament Chinidin, der Wirkstoff Cimetidin gegen Sodbrennen oder das Parkinson-Mittel Levodopa.

Auch ein hoher Konsum von Alkohol oder Heroin kann eine Myalgie hervorrufen. Die Giftstoffe Strychnin in Rattengift und Tetanustoxin stehen ebenfalls in Verbindung mit Muskelschmerzen.

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Diagnose bei Muskelschmerzen nicht einfach

Eine schmerzende Muskulatur kann von harmloser, vorübergehender Natur sein oder auf ernste Erkrankungen hindeuten. Vor allem länger andauernde Muskelschmerzen sollte ein*e Arzt*Ärztin abklären, um Folgeschäden zu vermeiden. Am Anfang der Diagnose steht das Anamnesegespräch zu den genauen Beschwerden und der Krankengeschichte.

Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die schmerzenden Körperregionen abgetastet werden. Manchmal untersucht der*die Arzt*Ärztin weitere Organe und Strukturen, etwa das Knochen- und Gelenksystem oder die Haut. Außerdem werden die Bewegungen, Reflexe und das Gangbild beurteilt.

CK-Wert im Blut bestimmen

Um der Ursache genauer auf die Spur zu kommen, folgen oft weitere Untersuchungen. Beispiele sind:

  • Blutuntersuchung: Anhand einer Blutprobe werden verschiedene Werte bestimmt, zum Beispiel die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSK) oder das C-reaktive Protein (CRP). Die Werte zeigen, ob Entzündungen im Körper vorliegen. Der Creatinkinase-Wert (CK-Wert) liefert Hinweise auf eine Muskelerkrankung: Erhöhte CK-Werte finden sich unter anderem bei Muskelverletzungen, Muskelentzündungen, Polymyositis und Dermatomyositis. Dagegen deuten erhöhte Leberwerte auf einen vermehrten Alkoholkonsum oder Medikamente als Ursache hin.

  • bildgebende Verfahren: Ultraschalluntersuchung (Sonographie), Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) eignen sich, um zum Beispiel Muskelentzündungen oder Tumoren zu erkennen.

  • Elektromyographie (EMG): Dabei wird die elektrische Spannung im Muskel gemessen und auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. So lassen sich Muskelkrankheiten erkennen, die mit anhaltenden Muskelkontraktionen und einer verzögerten Erschlaffung der Muskulatur nach Anspannung einhergehen. Die Elektromyographie liefert zudem Hinweise auf entzündliche oder degenerative Muskelkrankheiten, bei denen es zum fortschreitenden Abbau von Muskulatur und Umbauprozessen kommt.

  • Gewebeprobe (Biopsie): Aus dem verdächtigen Muskel entnommenes Gewebe wird unter dem Mikroskop untersucht.

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Muskelschmerzen: Therapie hängt vom Auslöser ab

Ist eine bestehende Grunderkrankung schuld an der Myalgie, wird diese behandelt. In der Regel wird eine Kombination mehrerer Maßnahmen zur Therapie eingesetzt:

  • Schonung und Ruhigstellung: Bei Muskelkater, -zerrung, -prellung sowie einem Muskelriss oder Muskelfaserriss ist Schonung sinnvoll. Meist reichen ein paar Tage bis eine Woche, in schwereren Fällen sollten Betroffene mehrere Wochen bis Monate auf körperliche Aktivität und Belastung der Muskeln verzichten.

  • Kälte: Zur Kältebehandlung eignen sich Kühlpacks oder zerstoßene Eiswürfel, die man in ein Handtuch wickelt. Das Eis niemals direkt auf die Haut geben, da andernfalls Erfrierungen drohen. Kühlend wirken auch nasse Handtücher oder Quarkwickel.

  • Wärme: Sie eignet sich eher bei Verspannungen oder chronischen Muskelschmerzen. Anwendungsmöglichkeiten sind Wärmflaschen, Kirschkernkissen, Bäder, warme Güsse, Fangopackungen oder Saunabesuche. Auch Wärmepflaster können wohltuend bei verspannten Muskeln sein.

  • Schmerzmittel: Je nach Wirkstoff lindern sie Schmerzen, wirken entzündungshemmend und abschwellend. Häufig eingesetzt werden Arzneimittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), etwa Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen. Schmerzmittel gibt es in Form von Tabletten, Cremes, Gels oder Schmerzpflastern. Manchmal injizieren Ärzt*innen Schmerzmittel direkt in die Muskulatur.

  • pflanzliche Wirkstoffe: Auch Präparate mit Arnika, Teufelskralle oder Beinwell können Linderung bei Schmerzen verschaffen.

  • Muskelrelaxanzien: Zusätzlich können muskelentspannende Mittel zum Einsatz kommen. Diese sollten aber nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen und immer ärztlich verordnet werden.

  • Physiotherapie: Durch eine physiotherapeutische Behandlung werden Muskeln, Knochen und Gelenke mobilisiert, Muskelschmerzen gelindert und die Beweglichkeit verbessert. Dazu eignen sich Massagen, Elektrotherapie, Wasserbehandlungen sowie Kälte- und Wärmeanwendungen.

  • Muskeltraining: Wer häufiger unter Verspannungen und Rückenschmerzen leidet, versucht es am besten mit einer Rückenschule. Dabei werden die Muskulatur gestärkt und rückenfreundliche Verhaltensweisen beim Sitzen oder Heben schwerer Lasten erlernt.

Sind die Schmerzen psychischer Natur, ist eine Psychotherapie der richtige Weg. Auch Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können hilfreich sein.

Chronische Muskelschmerzen behandeln

Muskelschmerzen können auch chronisch und damit zu einer eigenständigen Erkrankung werden. Ein Beispiel ist das Fibromyalgie-Syndrom. Dann kommt die multimodale Schmerztherapie nach dem Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Einsatz, die aus mehreren Bausteinen besteht:

  • Schmerzmedikamente zur Schmerzlinderung
  • Bewegungstherapie (Sport)
  • Physiotherapie
  • physikalische Behandlungen
  • Psychotherapie
  • Entspannungstraining
  • Patientenschulung: Fachleute vermitteln Betroffenen Wissen zu den chronischen Schmerzkrankheiten

Ziel der multimodalen Schmerztherapie ist es, mit der Erkrankung besser umgehen und den Alltag gut bestreiten zu können. Dies wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus.

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