Gefährliche Tochtertumoren

Metastasen bei Krebs

Krebs kann sich nicht nur ins Nachbargewebe ausbreiten, sondern auch über das Blut und die Lymphbahnen im gesamten Körper Tochtertumoren bilden. Diese Metastasen wachsen vor allem in der Lunge, bei manchen Krebsarten auch in der Leber, den Knochen oder dem Gehirn.

Krebszellen
© iStock.com/Eraxion

Normalerweise hat im Körper jede Zelle ihren festen Platz. Nierenzellen breiten sich nicht aus, ebenso Leber- oder Knochenzellen sowie die anderen, auf ihre jeweilige Aufgabe spezialisierten Körperzellen. Anders ist das bei bösartigen, invasiven Tumorzellen. Sie sorgen dafür, dass der Tumor stetig weiterwächst und können außerdem weit vom Primärtumor entfernte Organe befallen.

Metastasen: Was ist das und wie kommt es dazu?

In diesem Fall spricht der Arzt von Tochtertumoren, medizinisch Metastasen. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Wanderung". Metastasen sind also sozusagen Krebszellen auf Wanderschaft. Sie breiten sich über zwei Wege im gesamten Körper aus:

  • das Blut (hämatogene Metastasierung)
  • die Lymphbahnen (lymphogene Metastasierung)

Dabei unterscheidet der Arzt zwischen zwei Formen der Metastasen – je nachdem, wie weit sie vom Primärtumor entfernt sind:

  • Regionale Metastasen oder Lymphknotenmetastasen: Metastasen, die sich in Lymphknoten gebildet haben, welche nah am Primärtumor liegen.
  • Fernmetastasen: Tochtertumoren, die weiter entfernt vom Primärtumor wachsen.

Metastasierung – so breiten sich Krebszellen aus

Damit Krebszellen ausbrechen und sich ausbreiten können, müssen sie jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die gesunde Zellen nicht aufweisen. Zu ihren Eigenschaften gehören:

  • Krebszellen fehlen Klebemoleküle, die gesunde Zellen in der Gruppe zusammenhalten. Ohne diese Moleküle lösen sich Zellen aus dem Verbund und können wandern.

  • Krebszellen bilden bestimmte Enzyme, die Proteine auflösen können. Diese Enzyme heißen Proteasen. Mithilfe der Proteasen können die Krebszellen in jedes Gewebe eindringen – nicht nur das direkt benachbarte, sondern auch in die Adern und Lymphbahnen.

Nur die wenigsten wandernden Krebszellen bilden Metastasen

Allerdings haben nicht alle Krebszellen, die sich in Blut und Lymphe absetzen, die Fähigkeit, eine Metastase wachsen zu lassen. Viele können sich kaum oder gar nicht teilen und damit keinen Tochtertumor bilden. Das vermögen nur Tumorstammzellen. Ihre Anzahl ist wesentlich geringer als die der Krebszellen, die nicht über diese gefährliche Eigenschaft verfügen.

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Metastasen häufig in Lunge, Leber, Knochen oder Kopf

Je nach Lage des Primärtumors können sich auch die Metastasen in verschiedenen Geweben und Organen bilden. Meist werden zunächst die umliegenden Lymphknoten befallen. Weil Krebszellen über das Blut häufig zuerst in die Lunge geschwemmt werden, treten bei vielen Krebsarten Lungenmetastasen auf.

Typisch für Darmkrebs wiederum sind Metastasen vor allem in der Leber. Denn der Blutkreislauf aus dem Darm erreicht als nächstes größeres Organ die Leber. Weitere Krebsarten mit ihren typischen Metastasen:

Was Metastasen für die Prognose eines Krebspatienten bedeuten

Hat der Krebs noch keine Metastasen gebildet, bedeutet das für den Patienten die besten Heilungschancen. Oft ist nach der operativen Entfernung des Tumors keine weitere Behandlung nötig. Entscheidend dafür ist die feingewebliche Untersuchung des Krebsgeschwürs. Die speziellen Zelltypen des Tumors zeigen, ob es sich um eine Krebsform handelt, die zur Metastasierung neigt. Dann sind zusätzlich Chemotherapie und Strahlentherapie nötig. Bildgebende Verfahren allein reichen für diese Entscheidung nicht aus. Mit Röntgen, Computertomografie und Szintigrafie lassen sich nur Metastasen, die über zwei Millimeter groß sind, erkennen.

Sind Metastasen vorhanden, beeinflusst das die Prognose des Krebserkrankten. Die Chancen auf eine vollständige Heilung stehen dann meist schlechter. Doch während früher die Tatsache, dass der Primärtumor bereits Metastasen gebildet hat, häufig über das Weiterleben entschied, hat sie heute etwas von diesem Schrecken verloren. Denn Metastasen können inzwischen wirkungsvoller behandelt werden als früher.

Therapie von Metastasen: So werden Tochtertumoren behandelt

Je nachdem, wie groß und aggressiv die Metastasen sind und an welcher Stelle sie sich angesiedelt haben, wird die passende Therapie ausgesucht. Benachbarte Lymphknoten werden beispielsweise operativ entfernt. Andere Metastasen behandelt man mit Strahlentherapie.

Treten die Metastasen an verschiedenen Organen und Körperbereichen auf, empfehlen die Ärzte eine systemische Therapie. Dabei handelt es sich um spezielle Medikamente (Chemotherapie mit Zytostatika), die im gesamten Körper wirken. Metastasen werden also letztlich wie der Primärtumor selbst behandelt, sprich mit folgenden Maßnahmen oder einer Kombination daraus:

  • Operation
  • Strahlentherapie
  • Chemotherapie

Bei hormonabhängigen Tumoren, etwa in der Brust oder Prostata, sind Medikamente sinnvoll, die diese Hormone unterdrücken. Eine weitere Behandlungsoption sind zielgerichtete Medikamente, die in den Stoffwechsel der Krebszellen eingreifen. Diese neuen Krebstherapien heißen Targeted Therapies. Sie können bewirken, dass die Krebszellen verhungern oder zumindest nicht mehr wachsen. Andere Wirkstoffe markieren die Krebszellen für das Immunsystem so, dass die Abwehrkräfte die aggressiven Zellen gezielt angreifen und vernichten können (Antikörpertherapie).

Häufig lässt sich auf diese Weise das Fortschreiten der Krankheit stoppen oder zumindest stark verlangsamen, so dass Krebspatienten auf diese Weise viele Lebensjahre gewinnen können.

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