Häufige Krebserkrankung

Darmkrebs (Kolonkarzinom): Risiko, Heilungschancen und Therapie

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Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen. Mit zunehmendem Alter und familiärer Vorbelastung steigt das Risiko für ein Kolonkarzinom. Welche Symptome typisch sind, welche Therapie infrage kommt und warum Früherkennung so wichtig ist.

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Kurzübersicht: Darmkrebs (kolorektales Karzinom)

Definition: Bösartige Tumorerkrankung des Darms, meistens im Dickdarm oder Enddarm. Die Erkrankung entsteht oft aus Polypen, die sich im Laufe der Zeit zu Krebs entwickeln.

Symptome: Veränderungen im Stuhlgang, Blut im Stuhl oder dunkler Stuhl, Bauchschmerzen, unklarer Gewichtsverlust und Müdigkeit

Ursachen: Unter anderem genetische Veranlagung, steigendes Alter, Lebensstilfaktoren wie Ernährung mit viel Fleisch, Rauchen sowie Alkohol

Diagnose: Anamnese und körperliche Untersuchung, Stuhltest auf verstecktes Blut sowie Darmspiegelung (Koloskopie) mit Entnahme von Gewebeproben

Therapie: Operative Entfernung des Tumors, oft in Kombination mit einer Chemotherapie sowie Strahlentherapie, bei bestimmten Krebsformen auch Immuntherapien

Artikelinhalte im Überblick:

Darmkrebs: Mögliche Symptome und Warnzeichen

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Was ist Darmkrebs?

Unter Darmkrebs (kolorektales Karzinom) werden Krebserkrankungen im Dickdarm, Mastdarm und des Afters zusammengefasst. Häufig entwickelt sich Darmkrebs im Laufe mehrere Jahre aus Vorstufen, medizinisch Polyp oder Adenom (gutartiger Tumor) genannt. Unbehandelt verläuft Darmkrebs tödlich.

Von der Erkrankung können sämtliche Abschnitte des Darms betroffen sein:

  • Dünndarm
  • Dickdarm (Kolon, Kolonkarzinom)
  • Mastdarm (Rektum, Rektumkarzinom)
  • Enddarm
Anatomische Grafik von der Dickdarm
© bilderzwerg – stock.adobe.com

Diese Symptome könnten auf Darmkrebs hinweisen

Im Anfangsstadium verursacht Darmkrebs kaum Beschwerden und macht sich auch später oft nur durch unspezifische Symptome bemerkbar. Doch es gibt eine Reihe von Warnzeichen, die auf Darmkrebs hinweisen können:

Hinsichtlich der Symptome gibt es keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Allerdings können viele dieser Symptome auch harmlosere Ursachen haben. Bei vergrößerten oder entzündeten Hämorrhoiden kann zum Beispiel ebenfalls Blut in den Stuhl gelangen. Dennoch sollte bei Unsicherheiten oder anhaltenden Beschwerden ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.

Darmkrebs: Heilungschancen und Lebenserwartung

Wird Darmkrebs frühzeitig erkannt und behandelt, stehen die Chancen auf Heilung sehr gut. Die Überlebenszeit von Betroffenen hat sich in den vergangen zehn Jahren stark erhöht. Grund dafür sind neu entwickelte Therapiemöglichkeiten und Früherkennungsuntersuchungen, die immer mehr Menschen nutzen.

Bei sehr aggressiven Tumoren stehen die Heilungschancen dagegen weniger gut – diese Krebstypen streuen bereits in einem sehr frühen Stadium und breiten sich in anderen Organen aus.

Die Lebenserwartung bei Darmkrebs hängt stark vom Stadium der Erkrankung bei der Diagnose ab. Je früher der Tumor entdeckt wird, desto besser ist die Prognose und damit die Lebenserwartung.

Stadien von Darmkrebs

Darmkrebs entwickelt sich in mehreren Stufen: Zunächst kommt es zu gutartigen Neubildungen der Darmschleimhaut, den Polypen oder Adenomen. In den meisten Fällen bleiben diese Vorstufen gutartig und können im Rahmen einer Koloskopie entfernt werden. Seltener entwickeln sich die Polypen innerhalb einiger Jahre zu Darmkrebs.

Es werden verschiedene Stadien von Darmkrebs unterschieden:

  • Stadium 0: In diesem Frühstadium ist der Darmkrebs auf die innerste Schicht der Darmschleimhaut begrenzt (Carcinoma in situ).

  • Stadium 1: Der Krebs hat sich in die äußere Schicht der Darmwand sowie die umgebende Muskelschicht des Darms ausgebreitet.

  • Stadium 2: Der Tumor breitet sich auf das umliegende Gewebe aus, hat allerdings noch keine Lymphknoten befallen.

  • Stadium 3: Infiltration der benachbarten Lymphknoten, jedoch keine weitere Ausbreitung auf andere Körperregionen (Metastasen).

  • Stadium 4: Metastasen sind in anderen Körperregionen und Organen nachweisbar.

  • Rezidiv: Nach Abschluss einer Behandlung tritt der Darmkrebs wieder auf oder erscheint als Metastasen in einem anderen Organ, oft in Leber oder Lunge.

Ursachen und Risikofaktoren von Darmkrebs

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die mit Darmkrebs in Verbindung gebracht werden:

  • Alter

  • familiäre Vorbelastung

  • Übergewicht (Adipositas)

  • Bewegungsmangel

  • Geschlecht (Männer haben ein höheres Risiko als Frauen)

  • Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2

  • übermäßiger Alkoholkonsum

  • Ernährung (wenig Ballaststoffe, viel rotes Fleisch und Wurstwaren)

  • Rauchen

  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)

Etwa ein Drittel der Patient*innen hat Fälle von Darmkrebs in der Familie. Je mehr Familienmitglieder bereits an dieser Erkrankung oder einer Vorstufe leiden, desto höher ist das Erkrankungsrisiko. Ein ebenfalls deutlich erhöhtes Risiko haben Menschen, deren direkte Verwandte Polypen haben oder hatten.

Diagnose von Darmkrebs

Der erste Schritt zur Diagnose von Darmkrebs ist ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Dabei wird geklärt, welche Beschwerden vorhanden sind und ob in der Familie bereits Fälle von Darmkrebs aufgetreten sind.

Anschließende Untersuchungen:

  • Tastuntersuchung: Liegt der Tumor im Bereich des Enddarms, kann er über eine rektale Tastuntersuchung entdeckt werden. Ist der Beckenboden entspannt, bereitet die Untersuchung normalerweise keine Schmerzen. Auch die Bauchdecke wird abgetastet, um Polypen und Tumoren im vorderen Bauchbereich zu identifizieren.

  • Abhören: Mithilfe des Stethoskops werden außerdem die Darmgeräusche auf Veränderungen abgehört.

  • Test auf Blut im Stuhl: Tumoren im Darm bluten häufig, weshalb Blut im Stuhl ein Warnzeichen für Darmkrebs sein kann. Das Blut kann dabei sichtbar im oder auf dem Stuhl sein. Ist es für das bloße Auge nicht erkennbar, kann ein Stuhltest aufdecken, ob okkultes (verstecktes) Blut im Stuhl ist.

  • Darmspiegelung mit Biopsie: Die aussagekräftigste Untersuchung und das Standardverfahren bei Verdacht auf Darmkrebs ist die komplette Darmspiegelung (Koloskopie). Dazu wird ein biegsamer, etwa 1,5 Meter langer Schlauch (Endoskop) über den After in den Darm eingeführt. An der Spitze des Endoskops befindet sich eine kleine Kamera, mit der die Schleimhaut des gesamten Dickdarms beurteilt werden kann. Zuvor muss der Darm jedoch mithilfe eines Abführmittels vollständig entleert werden.

  • Blutwerte: Auffällig niedrige Hämoglobin-Werte (Hb-Wert) können ein Indiz sein, außerdem gilt der CEA-Wert (carcinoembryonales Antigen) als wichtiger Tumormarker bei Darmkrebs.

Mit zusätzlichen Instrumenten im Endoskop können Darmpolypen direkt entfernt und Gewebeproben entnommen werden. Eine Alternative ist die Kapselkoloskopie. Dazu schlucken Patient*innen eine kleine Kapsel, die mit Video- und Sendetechnik ausgestattet ist.

Weitere Untersuchungen nach Befund

Liegt nach den ersten Befunden tatsächlich Krebs vor, klärt das Fachpersonal durch zusätzliche Untersuchungen, ob er bereits umliegende Lymphknoten befallen hat oder Metastasen in anderen Organen bildet. Dazu werden Ultraschall, Computertomographie (CT) oder ein Röntgen des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) eingesetzt.

Zwölf Fakten zum Darmkrebs

Therapie: Welche Behandlung bei Darmkrebs?

Art und Umfang der Behandlung sind abhängig von Lage, Stadium und Aggressivität des Tumors sowie vom Lebensalter und der körperlichen Belastbarkeit der Patient*innen. Unbehandelt verläuft Darmkrebs jedoch tödlich.

Operation zur Entfernung des Tumors

Bei einer Operation wird versucht, den Tumor vollständig zu entfernen (R0-Resektion). Neben dem Krebs werden auch umliegende Darmabschnitte und Lymphknoten entfernt. Damit soll die Bildung von Metastasen verhindert werden. Je früher der Darmkrebs erkannt wird, desto leichter kann er komplett reseziert werden und umso besser sind die Heilungschancen.

In den meisten Fällen ist der verbleibende Darm in der Lage, die Verdauungsfunktion komplett zu übernehmen, sodass auch der natürliche Darmausgang erhalten bleibt. Liegt der Tumor zu nah am Schließmuskel, muss dieser ebenfalls entfernt und ein künstlicher Darmausgang (Stoma) geschaffen werden. Dafür wird auf der Bauchdecke eine kleine Öffnung angelegt, über die der Darminhalt in spezielle Beutel oder durch regelmäßige, kontrollierte Spülungen entleert werden kann.

Chemotherapie und Bestrahlung

Häufig wird begleitend zur Operation eine Chemotherapie durchgeführt (adjuvante Therapie). Vorab verabreicht, kann sie zur Verkleinerung des Tumors führen. Auch die Heilungschancen werden durch die Zytostatika deutlich verbessert. In den meisten Fällen kann die Chemotherapie ambulant durchgeführt werden: Betroffene müssen also für die Behandlung nicht länger ins Krankenhaus.

Auch eine Strahlentherapie kommt bei der Behandlung von Darmkrebs infrage. In vielen Fällen wird die Bestrahlung mit einer Chemotherapie kombiniert, um das Risiko für ein Wachstum verbliebener Tumorreste zu verringern. Beim Krebs des unteren Mastdarms wird eine Bestrahlung vor der Operation durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern.

Immuntherapie und Palliativmedizin bei fortgeschrittenem Darmkrebs

Ein Verfahren, das in der Krebsbehandlung in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist die Immuntherapie. Dabei machen sich Ärzt*innen die Möglichkeiten des Körpers zunutze, fremde Zellen oder Substanzen durch die Bildung spezieller Antikörper gezielt zu zerstören. Für Lungenkrebs und Hautkrebs wurden bereits entsprechende Medikamente zugelassen – bei fortgeschrittenem Darmkrebs werden Substanzen der Immuntherapie noch in klinischen Studien untersucht.

Unter palliativen Maßnahmen versteht man Behandlungen, bei der zwar keine Heilung, aber eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Patient*innen erzielt werden kann. Palliative Maßnahmen werden in sehr weit fortgeschrittenen Stadien des Darmkrebses durchgeführt, die als nicht mehr heilbar gelten.  

Darmkrebs-Screening zur Vorsorge

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten ihren Versicherten mit dem Eintritt ins 50. Lebensjahr ein Darmkrebs-Screening an:

  • Ab 50 Jahren: jährliche Stuhluntersuchung, in der Regel wird ein immunologischer Test (iFOBT) auf nicht sichtbares (okkultes) Blut im Stuhl durchgeführt.

  • Ab 55 Jahren: alle zwei Jahre Stuhltest

  • Männer ab 50 Jahren: alle 10 Jahre Darmspiegelungen (ihr Risiko ist laut Studien früher höher als bei Frauen)

  • Frauen ab 55 Jahren: alle 10 Jahre Koloskopie

Wer um die familiäre Belastung weiß, sollte individuelle Früherkennungsuntersuchungen vornehmen lassen. In der Regel übernehmen gesetzliche Krankenkassen für Risikogruppen die Kosten für ein individuell zugeschnittenes Untersuchungsprogramm. Zu diesen Gruppen zählen Personen mit familiärer Vorgeschichte sowie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Risiko durch gesunde Lebensweise senken

Neben Vorsorgeuntersuchungen gibt es weitere Möglichkeiten, das Risiko für eine Darmkrebserkrankung zu senken. Dazu zählen ausreichende Bewegung und eine gesunde Ernährung mit wenig Fleisch und Wurstwaren. Auch Alkohol sollte nur selten und in geringen Mengen genossen werden – auf Rauchen sollte möglichst verzichtet werden.

Immer wieder werden bestimmten Lebensmitteln eine risikoerhöhende oder -reduzierende Wirkung zugesprochen. Oftmals sind die zugrundeliegenden Daten jedoch von schlechter Qualität oder werden durch weitere Studien widerlegt. Demnach sprechen Fachleute keine gesicherten Empfehlungen für bestimmte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel aus.

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Beratender Experte
Frau Dr. Elisabeth Schönenberg-Hackenberg

Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie und Proktologie in Köln

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