Hepatitis B: Heilbare Infektionskrankheit

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Infektionen mit Hepatitis B stellen weltweit ein großes Problem dar. Sie sind weit verbreitet, sehr ansteckend und können bei chronischem Verlauf jahrelang unerkannt bleiben sowie zu schweren Lebererkrankungen führen.

Frau bekommt Impfung
© iStock.com/fstop123

Hepatitis B ist eine Leberentzündung (Gelbsucht), die durch Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) hervorgerufen wird. Die häufigste Infektionsquelle sind chronisch infizierte Menschen, die keine oder nur wenige Symptome haben und daher von ihrer Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus nichts wissen. Das Risiko einer Ansteckung besteht, solange Bluttests Hinweise auf eine anhaltende Virusvermehrung liefern.

Im Überblick:

Empfohlene Impfungen und Impfabstände

Hepatitis-B-Impfung

Obwohl sich die chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus heute gut medikamentös behandeln lässt, heilt sie bei den meisten Betroffenen nicht vollständig ab. Daher ist es wichtig, die Infektion durch eine Hepatitis-B-Impfung zu verhindern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B im Säuglings- beziehungsweise Kindes- und Jugendalter.

Wie oft muss die Impfung erfolgen?

Bei der Hepatitis B-Impfung handelt es sich um eine sogenannte aktive Impfung, die das Immunsystem dauerhaft auf eine mögliche Infektion mit dem Hepatitis B-Virus vorbereitet, damit es diese schnell und effektiv bekämpfen kann. Die Impfung bei Babys und Kleinkindern erfolgt in der Regel mit Kombinationsimpfstoffen und sollte bis etwa zum 14. Lebensmonat abgeschlossen sein. Findet diese Standardimpfung nicht statt, sollte die Immunisierung laut STIKO-Empfehlung möglichst vor der Pubertät, spätestens jedoch bis zum 18. Lebensjahr, nachgeholt werden.

Um einen ausreichenden Impfschutz zu erzielen, sind in der Regel drei Impfungen gegen Hepatitis B notwendig: Nach der ersten Impfung erfolgt die zweite etwa einen Monat und die dritte etwa ein halbes bis ein Jahr später.

Hepatitis B-Impfung von Risikogruppen

Neben dieser allgemeinen Impfempfehlung wird bestimmten Gruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko zu einer Hepatitis B-Impfung geraten:

  • Beschäftigte im Gesundheitswesen und ander Berufsgruppen, die in Kontakt mit Hepatitis B infizierten Menschen kommen
  • Patienten mit chronischer Nierenkrankheit
  • Dialyse-Patienten
  • Patienten, die häufig Blutprodukte erhalten oder vor einer größeren Operation stehen
  • Menschen mit chronischer Lebererkrankung, die nicht durch Hepatitis B verursacht wurde
  • Menschen mit HIV
  • Personen mit Kontakt zu chronisch HBV-Infizierten (zum Beispiel in der Familie)

Zu weiteren Risikogruppen gehören Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko aufgrund ihres Sexualverhaltens, homosexuelle Männer, Drogenabhängige und Prostituierte. Zudem empfiehlt die STIKO die Impfung Menschen, die in Gebiete mit erhöhtem Hepatitis B-Vorkommen reisen, insbesondere wenn sie sich hier länger aufhalten und engen Kontakt zu Einheimischen haben.

Risikogebiete für Hepatitis B weltweit

In welchen Gebieten ist die Gefahr einer Infektion mit Hepatitis B besonders groß? Die Weltkarte mit den Risikogebieten zeigt es und hilft bei Reisevorbereitungen.

Hepatitis-B-Risikogebiete
Wie lange wirkt die Hepatitis-B-Impfung?

Mit dem aktuellen Impfschema lässt sich bei den meisten Menschen ein voller Impfschutz über mindestens zehn Jahre erreichen. Eine Auffrischung der Impfung nach zehn Jahren empfiehlt die STIKO derzeit nicht generell, sondern nur Angehörigen einer Risikogruppe. In Zweifelsfällen ist es möglich, den Impfschutz anhand von Blutuntersuchungen zu überprüfen.

Schutz unmittelbar nach der Hepatitis-Infektion

Menschen, die nicht geimpft sind und Kontakt mit Personen mit Hepatitis B hatten, beispielsweise durch eine Nadelstichverletzung oder Sex, erhalten möglichst schnell nach diesem Ereignis eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe. Diese besteht aus der aktiven Impfung mit dem Hepatitis B-Impfstoff und einer zusätzlichen passiven Impfung. Letztere enthält Antikörper, die gegen eine Hepatitis B-Infektion gerichtet sind, und unterstützt das Immunsystem bei der Abwehr des Virus.

Ähnliches gilt für Neugeborene von Frauen, die während der Schwangerschaft positiv auf Hepatitis B getestet wurden. Beim Baby beginnt innerhalb von zwölf Stunden nach der Geburt eine Immunisierung gegen Hepatitis B, indem es gleichzeitig die erste Impfstoffdosis und die Hepatitis B-Immunglobuline erhält. Einen Monat später wird die zweite und sechs Monate später die dritte Impfstoffdosis verabreicht, um die Immunisierung gegen Hepatitis B zu vervollständigen.

Übernahme der Kosten

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung für alle Säuglinge, Kinder und Jugendliche sowie für Angehörige von Risikogruppen und Reisende in Länder mit erhöhtem Krankheitsvorkommen.

Welche Symptome treten bei Hepatitis B auf?

Nach einer Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch) von etwa 45 bis 180 Tagen können sich bei Hepatitis B zuerst allgemeine, unspezifische Symptome entwickeln:

Ein bis zwei Wochen nach dem Auftreten dieser Beschwerden kann es zu Gelbsucht (Ikterus) mit Gelbfärbung der Augen oder Haut kommen. Die entzündete Leber ist in ihrer Funktion eingeschränkt und kann den Gallenfarbstoff Bilirubin nicht mehr ausreichend abbauen. Nun können Übelkeit und Oberbauchschmerzen, eventuell auch ein akuter Hautausschlag auftreten.

In der Mehrzahl der Fälle verläuft die Leberentzündung aber ohne Symptome und wird möglicherweise erst viele Jahre später mit dem Auftreten von Komplikationen wie der Leberzirrhose diagnostiziert.

Übertragung und Ansteckung mit Hepatitis B

Das einzige natürliche Reservoir für Hepatitis-B-Viren ist der Mensch. Die Übertragung der Erreger erfolgt durch Blut oder andere Körperflüssigkeiten:

  • ungeschützter Sex: Nicht nur Blut, auch andere Körperflüssigkeiten wie Sperma, Scheidensekret, Tränenflüssigkeit und Speichel können Hepatitis-Viren enthalten. Geschlechtsverkehr ohne Kondom spielt vermutlich die größte Rolle.

  • mit Blut kontaminierte Gegenstände: Schon kleinste Blutmengen genügen für eine Ansteckung. Daher kann etwa der gemeinsame Gebrauch von Spritzen und Kanülen durch Drogenabhängige zu einer Infektion führen, wenn sie nicht nach jedem Gebrauch sorgfältig gereinigt werden. Auch schlecht gereinigtes Besteck für Tattoos, Piercings oder Ohrlochstechen sowie operative medizinische und zahnmedizinische Eingriffe, bei denen Hygienevorschriften nicht eingehalten werden, können eine potenzielle Infektionsquelle für die Ansteckung mit Hepatitis B sein.

  • Dialyse: Besonders gefährdet für die Ansteckung mit Hepatitis B sind Menschen, die sich der Dialyse aufgrund von Nierenerkrankungen unterziehen müssen. Dank neuer Dialysetechniken, des Einsatzes von Wegwerfmaterialien für den einmaligen Gebrauch und aufwendiger Reinigungsverfahren der dabei eingesetzten Maschinen hat sich das Ansteckungsrisiko deutlich verringert.

  • Geburt und Schwangerschaft: Auch die Übertragung einer Hepatitis-B-Infektion auf Neugeborene durch die Mutter während der Geburt ist möglich. Ist eine Schwangere mit Hepatitis B infiziert, ist eine Ansteckung des Kindes mit Hepatitis B-Erregern sehr wahrscheinlich. Eine Infektion des Kindes kann jedoch fast immer verhindert werden, wenn sofort nach der Geburt eine vorbeugende Impfung des Kindes erfolgt.

Zudem ist eine Ansteckung mit Hepatitis B möglich, wenn ein Kontakt infizierter Körperflüssigkeiten mit verletzter Haut oder Schleimhaut zustande kommt, zum Beispiel innerhalb der Familie, in Einrichtungen für Kinder oder Wohngemeinschaften.

Richtige Ernährung bei Hepatitis (Leberentzündung)

Früheres Risiko Blutkonserve gilt heute als sicher

Ein häufiger Übertragungsweg für die Ansteckung mit Hepatitis B war bis Anfang der 1980er Jahre die Behandlung mit Blut oder Blutprodukten in Form von Bluttransfusionen. Durch die Einführung spezieller Tests konnte das Ansteckungsrisiko deutlich gesenkt werden. Heute wird das Restrisiko, dass eine unerkannt infektiöse Blutspende geleistet wird, auf 1:250.000 bis 1:500.000 geschätzt. Produkte, die Bestandteile von Blutplasma enthalten, gelten heute praktisch als virusfrei.

Hepatitis B diagnostizieren

Hepatitis B lässt sich durch eine Blutuntersuchung mit Antikörpern feststellen. Anti-HBc-IgM treten bei einer akuten Hepatitis auf, Anti-HBcIgG im späteren akuten Stadium sowie nach der Abheilung. Die Messung von Virus-DNA ist für die Diagnose und den Verlauf der chronischen Hepatitis wichtig. Bei einer ruhenden Infektion ist wenig Virus-Erbmaterial im Blut.

Therapie bei akuter und chronischer Hepatitis B

Hepatitis B ist eine Krankheit, die in den meisten Fällen akut, also vorübergehend, auftritt. Bis zu zehn Prozent der Fälle münden jedoch in eine chronische Hepatitis B. Die akute und chronische Verlaufsform der Hepatitis B werden unterschiedlich behandelt.

Akute Hepatitis B: Bettruhe, kein Alkohol und gesunde Kost

Hepatitis B ist heilbar. Bei akuter Hepatitis B reichen in der Regel einfach Maßnahmen aus, um die Krankheit abheilen zu lassen. Empfohlen werden Bettruhe sowie eine kohlenhydratreiche, fettarme Kost. Letztere wird aber von vielen Betroffenen als angenehm empfunden und entlastet die Leber. Alkohol sollte, solange die akute Leberentzündung andauert, nicht getrunken werden. In den meisten Fällen ist kein Krankenhausaufenthalt notwendig.

Nur selten kommt es zu schweren akuten Verläufen von Hepatitis B, bei denen die Entzündung das Lebergewebe massiv angreift und Blutgerinnungsstörungen auftreten können. In diesen Fällen wird neben intensivmedizinischen Maßnahmen auch der Einsatz antiviraler Medikamente notwendig.

Chronische Hepatitis B: Sind Medikamente nötig?

Selbst wenn die Krankheit in eine chronische Hepatitis B übergeht, müssen nicht immer Medikamente zum Einsatz kommen. Treten keine Symptome auf, reichen regelmäßige Kontrollen der Leberwerte aus, um den Krankheitsverlauf zu überwachen. Betroffene sollten auf eine gesunde und leberschonende Ernährung achten.

Ist die Leberentzündung hingegen aktiv und es treten Symptome wie Gelbfärbung der Haut, Unwohlsein, Erbrechen und Durchfall auf, das Risiko für eine Leberzirrhose besteht oder sich bereits eine gebildet hat, sollte eine gezielte Behandlung mit antiviral wirkenden Medikamenten erfolgen. Ziel ist es, die Zahl der Viren deutlich zu reduzieren und damit die Entzündung in der Leber einzudämmen.

Antivirale Medikamente gegen Hepatitis B

Interferon-alpha (IFN-α), ein Botenstoff des Immunsystems, der die Abwehrzellen stimuliert, kann den Verlauf einer chronischen Hepatitis B günstig beeinflussen. Das Medikament wird über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten einmal täglich oder drei Mal pro Woche unter die Haut gespritzt. Die Patienten bleiben zwar Träger des Hepatitis-Virus, sie haben aber keine Symptome mehr.

Eine neuere Entwicklung sind die sogenannten Nukleosidanaloga, zu denen Entecavir, Lamivudin und Telbivudin zählen, sowie die Nukleotidanaloga Adefovir und Tenofovir. Sie weisen ähnliche Eigenschaften wie bestimmte Virusbestandteile auf. Die Wirkstoffe konkurrieren mit den natürlichen Bestandteilen um die Bindungsstellen der für die Vermehrung der Viren zuständigen Enzyme und führen dadurch zum Abbruch der Virus-Reproduktion bei Hepatitis B. Die Tabletten sind selbst über die lange Therapiedauer von bis zu sechs Monaten gut verträglich und können auch dann noch eingesetzt werden, wenn bereits schwere Leberschäden vorliegen.

Wenn die Leber versagt

In sehr schweren Fällen kann eine chronische Hepatitis B die Leber so stark schädigen, dass eine Lebertransplantation notwendig ist. Um zu verhindern, dass die transplantierte Leber nach der Operation sofort wieder mit Hepatitis infiziert wird, muss eine vorbeugende Impfung gegen das Hepatitis B-Virus in Kombination mit antiviralen Mitteln erfolgen.

Hepatitis B durch Schutzmaßnahmen vorbeugen

Hepatitis B ist eine tückische Erkrankung, da bereits geringe Mengen infizierten Bluts oder anderer infizierter Körperflüssigkeiten für eine Ansteckung ausreichen. Neben der Impfung, lässt sich eine Hepatitis B-Ansteckung durch einfache Verhaltensmaßnahmen vermeiden.

  • Persönliche Gegenstände wie Rasierapparat, Zahnbürste, Ohrringe, Spritzen oder Nagelscheren nur bedingt mit anderen Menschen teilen

  • Ist ein Familienmitglied nachweislich mit Hepatitis B infiziert und Virusträger, sollten Handtücher, Geschirr und Essbesteck nicht gemeinsam genutzt werden

  • Beschäftigte im Gesundheitswesen, die täglichen Umgang mit Patienten haben, sind einem erhöhten Risiko für eine Hepatitis-B-Ansteckung ausgesetzt. Neben einer Impfung sollten sie hygienische Vorschriften zur Entsorgung von Spritzen und Kanülen beachten und bei Bedarf Handschuhe sowie Mundschutz oder Schutzbrille tragen.

  • Instrumente, die beim Piercen und Tätowieren verwendet werden, stellen eine potenzielle Gefahrenquelle für eine Hepatitis-B-Ansteckung dar. Es muss deshalb gewährleistet sein, dass benutzte Bestecke nach dem Gebrauch gründlich gereinigt werden. Wer sich ein Tattoo, Ohrlöcher oder Piercing stechen lassen möchte, sollte entsprechende Angebote sorgfältig prüfen.

  • Impfung bei Reisen in Risikogebiete

  • Geschlechtsverkehr mit Kondom

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