Richtige Anwendung ausschlaggebend

Asthmaspray: Arten, Anwendung und Wirkung

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Um akute und chronische Beschwerden bei Asthma bronchiale zu bekämpfen, müssen Betroffene bei Bedarf oder regelmäßig Asthmaspray oder Pulver inhalieren. Was sich ganz einfach anhört, kann unter Umständen schwierig werden. Die Wahl des passenden Medikaments und Asthma-Inhalators ist hier ausschlaggebend.

Asthma-Sprays – verschiedene Inhalationsgeräte
© iStock.com/AntonioGuillem

Symptomfreiheit und maximale Lebensqualität – ein Wunsch den viele Asthmakranke hegen. Kein unrealistisches Ziel, obwohl Asthma nicht heilbar ist, kann man es mit Asthmasprays gut kontrollieren. Um langfristig gegen die Atemwegskrankheit vorzugehen, müssen sich Erkrankte einer medikamentösen Therapie unterziehen, akut oder andauernd. Ziel ist es, die Entzündung in den Atemwegen langfristig zu bekämpfen und die Bronchien zu erweitern, sodass sich ihre Überempfindlichkeit löst.

Artikelinhalte im Überblick:

Was ist in einem Asthmaspray?

Je nach Schweregrad der Erkrankung (Stufen 1-4) und der Symptome kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz. Der Schweregrad kann sich im Verlauf der Erkrankung ändern. Es wird in Basistherapie und akuter Therapie, beispielsweise bei Atemnot unterschieden. Zur Medikation als Basistherapie, auch Controller genannt, zählen inhalative Glukokortikoide, inhalative lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika und inhalative lang wirksame Anticholinergika. Für die Bedarfstherapie, auch Reliever genannt, können Patienten schnell wirkende Beta2-Sympathomimetika einatmen. Je nach Therapiestufe werden die Asthmasprays unterschiedlich eingesetzt und kombiniert:

  • Therapiestufe I: Schnell wirkende Beta-2-Sympathomimetika helfen bei akuter Atemnot. Sie weiten die Bronchien zuverlässig, indem sie den Muskeltonus der Bronchialmuskulatur senken, egal welcher Reiz der Auslöser war. Ihre Wirkung hält für drei bis sechs Stunden an. Allerdings bekämpfen sie nicht die eigentliche Ursache des Asthmas, die Entzündung in den Atemwegen. Das kurzwirkende Medikament wird bei der ersten Asthma-Stufe eingesetzt. Also dann, wenn die anfallartigen Symptome wie Luftnot, Brustenge, Pfeifen und Husten weniger als zweimal die Woche tagsüber auftreten, nachts ausbleiben und ein Lungenfunktionstest unauffällig ist. Sie sollten in jeder Therapiestufe als Notfallmedikament in Kombination mit der Dauermedikationen verwendet werden.

Intensivere Symptome und die damit einhergehende Verschlechterung der Lungenfunktion sind Indikationen für den Übergang in die zweite Therapiestufe.

  • Therapiestufe II: Hierfür eignen sich Glukokortikoide, die eine entzündungshemmende Wirkung haben und inhaliert werden. Je nach Schweregrad der Symptome kann eine niedrige, mittlere oder hohe Dosis gewählt werden. Verträgt der Betroffene, die in Glukokortikoiden enthaltene Steroide nicht, kann er alternativ auf Leukotrienrezeptor-Antagonisten ausweichen. Diese sind auch bei allergiebedingtem Asthma einsetzbar. Bleiben in ihrer entzündungshemmenden Wirkung aber hinter den steroidhaltigen Medikamenten.

  • Therapiestufe III: In der dritten Therapiephase wird eine Kombinationstherapie aus Glukokortikoiden und langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika mit niedriger Dosis empfohlen. Letztere wirken bis etwa 12 Stunden.

  • Bei Therapiestufe IV kann die Dosis der Kombinationstherapie auf eine mittlere erhöht werden. Zusätzlich kann bei Erwachsenen der anticholinerge Bronchodilatator Tiotropium eine Therapie ergänzen. Als Bedarfsmedikation kommen bei mittelschwerem bis schwerem Asthma auch langwirkende Beta-2-Sympathomimetika wie Formoterol infrage. Dieses darf allerdings nur in Kombination mit einem entzündungshemmenden Medikament eingenommen werden. Bleiben Erfolge aus, kann die Glukokortikoide-Dosis erhöht werden.

  • Die Therapiestufe V kommt nur bei schwerem Asthma zum Einsatz. Hier halten die Symptome trotz vorheriger Medikation in Stufe IV an. Um die Wirksamkeit der Therapie zu intensivieren kann ebenfalls Tiotropium eingesetzt werden. Hinzu können orale Steroide kommen. Für Patienten, die ganzjährig an schwerem, allergischem Asthma leiden, stellt die direkte Behandlung der Allergie mittels einer Antikörpertherapie mit Omalizumab (Anti-IgE) eine weitere Möglichkeit dar. Doch nicht jeder Mensch kommt hierfür in Frage. Jene, die an eosinophilem Asthma leiden, können sich mit Mepolizumab (Anti-IL-5) behandeln lassen.  Auf orale Steroide soll weitestgehend verzichtet werden. Eine Indikation besteht nur dann, wenn bisherige Medikationen und Antikörpertherapien nicht anschlagen oder der Patient nicht für eine Antikörpertherapie infrage kommt. Während der Einnahme von oralen Steroiden sollten Patienten von Lungenfachärzten begleitet werden, da erhebliche Nebenwirkungen wie Osteoporose, Hautveränderungen, Diabetes und Grauer Star drohen.

Asthmasprays bei Kindern

Je jünger das Kind, desto schwieriger ist es eine genaue Diagnose zu stellen und den Schweregrad des Asthma bronchiale zu bestimmen. Bei Kindern stützt sich die Medikation mit Asthmasprays wie bei Erwachsenen auf Langzeitmedikamente und Bedarfsmedikamente. Allerdings kommen nur sehr niedrig dosierte Glukokortikoide (alternativ auch Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten wie bei Erwachsenen) und Beta-2-Sympathomimetika infrage. 

Die Anwendung von Inhalatoren und das konsequente Einhalten der Medikation stellen in dieser Lebensphase eine besonders große Herausforderung dar, was oft dazu führt, dass Kinder nicht beschwerdefrei mit Asthma leben können. Umso wichtiger ist es, dass Eltern im ständigen Austausch mit Fachärzten stehen, um Symptomatik und Verlauf genauestens bestimmen zu können. Besonders kindgerechte Inhalationssyteme sind Feuchtinhalatoren, Dosieraerosole mit Spacer, und im Schulalter möglicherweise schon Trockenpulverinhalatoren. Bei der Wahl des richtigen Sprays sollten das Alter des Kindes, Atemfrequenz, Kooperationsfähigkeit, Bequemlichkeit für das Kind und der Zeitaufwand berücksichtigt werden.

Asthma: Symptome und Auslöser

Welches Asthmaspray ist das Richtige für mich?

Der Erfolg der medikamentösen Asthmatherapie steht und fällt mit der passenden Inhalationstechnik. Der Patient muss die Technik beherrschen, aber gerade hier passieren viele Fehler: 70-80 Prozent der Asthmatiker nutzen die Asthmasprays nicht richtig.

Mithilfe von Inhalatoren gelangt das Medikament direkt in die Atemwege und kann dort schnell und lokal wirken. Die Technik ermöglicht es, Aerosole oder pulverförmige Medikamente sehr fein in den Bronchien zu verteilen.

Dabei gibt es kein gut oder schlecht, denn jede Technik hat ihre Vor- und Nachteile und muss sich an die Bedürfnisse des Patienten anpassen. Der Arzt kann abschätzen inwieweit der Patient motorisch und koordinativ in der Lage ist, das jeweilige Spray zu bedienen. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden alle Arten von Inhalatoren oft mit dem Begriff Asthmaspray zusammengefasst. Genau genommen trifft dies jedoch nur Dosieraerosole, die ein Gemisch aus Medikament und Treibgas enthalten und nicht auf Pulver-Inhalatoren, die nur Pulver enthalten.

Pulver-Inhalatoren

Um die Ladung in einem Pulver-Inhalator auszulösen, muss der Patient kräftig genug einatmen, damit sich das Pulver gleichmäßig verteilt – in einem akuten Asthmaanfall kann das zur Herausforderung werden. Auch Kinder und Patienten mit eingeschränkter Lungenfunktion können hier Schwierigkeiten bekommen. Vor dem Einatmen des Medikaments sollte der Anwender auf keinen Fall in den Inhalator atmen, da sonst das Pulver verklumpt und nur bedingt freigesetzt werden kann. Mit zurückgelegtem Kopf muss ein rascher, starker Atemzug erfolgen, um das Medikament in die Atemwege zu befördern. Zuletzt muss der Anwender langsam durch die Nase ausatmen, damit er den Wirkstoff nicht wieder freigesetzt.

Dosieraerosole

Beim Inhalieren mittels Dosieraerosol, das eigentliche Asthmaspray, sind koordinative Fähigkeiten gefragt. Das Auslösen des Sprays und das Einatmen müssen genau aufeinander abgestimmt werden, denn sie sollten gleichzeitig erfolgen. Bei der Inhalation sollte der Körper aufgerichtet sein. Nachdem das Dosieraerosol kräftig geschüttelt wurde, sollte der Kopf leicht in den Nacken gelegt werden. Damit der Sprühstoß komplett in die Mundhöhle gelangt, kann der Anwender leicht mit den Zähnen auf das Mundstück beißen. Ein langsamer, tiefer Luftzug sorgt dafür, dass das Medikament bis tief in die Bronchien gelangt. Durch Luftanhalten für fünf bis zehn Sekunden, kann sich der Wirkstoff in der Lunge verteilen.

Spacer und Vernebler: Hilfsmittel für Asthmasprays

Hilfsmittel wie Spacer können bei der Koordination von Asthmasprays helfen. Dieser fängt den Sprühstoß in einer Kammer auf, aus der die Aerosolwolke ganz einfach eingeatmet werden kann. Auch elektrische Inhaliergeräte (Vernebler) können die Handhabung erleichtern. Erwachsene und Kinder ab zwei Jahren atmen hier durch ein Mundstück langsam Nebel ein. Kinder unter zwei Jahren nutzen in der Regel einen Mundschutz. Das Inhalieren mittels Vernebler nimmt mehr Zeit in Anspruch. Auch die Nachbereitung ist aufwendiger: Alle Teile müssen gereinigt und luftgetrocknet werden, damit sich keine Keime ablagern. Darüber hinaus sind sie nicht sehr mobil, da sie größer sind als Spray und Pulver-Inhalator. Sieht der Arzt eine Notwendigkeit für einen Vernebler, kann er ihn verordnen, damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt.

Wichtig ist: Anwender sollten den Überblick nicht verlieren und Inhalatoren zu Bedarfs- und Dauermedikation nicht verwechseln. Darüber hinaus sollten die Inhalatoren regelmäßig gereinigt werden, besonders wenn der Wirkstoff Kortison enthalten ist, da diese häufig für Pilzinfektionen im Mund verantwortlich sind.

Nach dem Asthmaanfall ist vor dem Anfall

Um langfristig symptomfrei zu sein und eine hohe Lebensqualität zu genießen, ist eine konsequente Anwendung der Asthmasprays ausschlaggebend. Dosierungsintervalle sollten eingehalten werden, auch wenn keine akuten Symptome erkennbar sind. Absetzen von Medikation oder Erhöhung von Dosen sollten mit dem Arzt abgesprochen werden. Auch regelmäßige Kontrollen der Lungenfunktion und "Asthma Control Tests" helfen dabei das Asthma zu kontrollieren.

Asthmaspray rezeptfrei kaufen?

Medikamente zur Behandlung von Asthma bronchiale sind nicht rezeptfrei erhältlich. Beim Einsatz und Kombinationsmöglichkeiten der Asthmasprays bedarf es Expertise. Nicht fachgerechte Anwendung von Glukokortikoiden, kurz und lang wirkenden Beta-2-Sympathomimetika und inhalativen lang wirksamen Anticholinergika können bei Patienten Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auslösen, die die Gesundheit gefährden.

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