Erkrankung des Nervensystems

Parkinson: Anzeichen, Verlauf und Behandlung

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Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der bestimmte Nervenzellen im Gehirn geschädigt werden. Typische Symptome sind eine nachlassende Bewegungsfähigkeit sowie Zittern in Ruhe. Wie entsteht Parkinson und was hilft dagegen?

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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was sind Anzeichen für Parkinson? Hauptsymptome von Parkinson sind Bewegungsarmut, Muskelsteife, Ruhezittern, Haltungsinstabilität und Gangunsicherheit.

Ist Parkinson heilbar? Parkinson ist nicht heilbar. Mit Medikamenten können die Beschwerden jedoch gelindert werden. Schlagen diese nicht an, kommt auch eine Operation infrage. Begleitend werden Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und gegebenenfalls Psychotherapie empfohlen.

Wie lange kann man mit Parkinson leben? Die Lebenserwartung unterscheidet sich, insbesondere beim idiopathischen Parkinson-Syndrom, heutzutage nicht deutlich von der eines gesunden Menschen.

Wie lässt sich Parkinson vorbeugen? Da die Ursachen des idiopathischen Parkinson-Syndroms nicht bekannt sind, lässt sich die Entstehung nicht mit bestimmten Maßnahmen oder Verhaltensweisen verhindern.

Artikelinhalte im Überblick:

Parkinson: 13 typische Symptome der Zitterkrankheit

Was ist Parkinson?

Die Parkinson-Krankheit (auch Morbus Parkinson) ist eine fortschreitende Erkrankung des Nervensystems. Sie führt zur Zerstörung von Nervenzellen in der schwarzen Substanz (Substantia nigra) im Gehirn, welche für die Produktion von Dopamin verantwortlich sind.

Dopamin ist ein sogenannter Neurotransmitter: Dieser Botenstoff sorgt dafür, dass elektrische Signale von einer Nervenzelle zur nächsten übertragen werden. Da die Nervenzellenschädigung bei Parkinson vor allem in Gehirnarealen stattfindet, die für die Bewegungskontrolle zuständig sind, äußert sich Morbus Parkinson durch Bewegungsstörungen und ein typisches Muskelzittern. Deshalb wird die Krankheit umgangssprachlich auch als Schüttellähmung bezeichnet.

Wie häufig ist die Parkinson-Krankheit?

Parkinson ist die häufigste neurologische Erkrankung im höheren Lebensalter: In Deutschland leben etwa 220.000 Menschen mit Morbus Parkinson. Jährlich erkranken zwischen 10 und 20 von 100.000 Personen neu. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Meist wird die Diagnose zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr gestellt.

Parkinson: Welche Anzeichen sind typisch?

Die Parkinson-Krankheit beginnt schleichend, da der Dopaminmangel im Gehirn sich erst nach Jahren oder Jahrzehnten bemerkbar macht. Erste Anzeichen beziehungsweise Frühsymptome werden oft nicht mit Parkinson in Zusammenhang gebracht und daher entsprechend nicht behandelt. Zu den Frühsymptomen von Parkinson gehören:

  • Muskelschmerzen in Nacken, Rücken, Armen und Beinen
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen
  • Verlangsamung der Bewegungen
  • Steifigkeit der Gliedmaßen
  • Schlafstörungen
  • depressive Verstimmung
  • Veränderung von Gesichtsausdruck und Schriftbild
  • Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns
  • verringerte geistige Flexibilität
  • zunehmende Ängstlichkeit

Die Bewegungseinschränkungen beginnen meist einseitig und verstärken sich mit der Zeit.

Hauptsymptome bei Parkinson

Mit fortschreitender Erkrankung treten dann die vier Hauptsymptome von Parkinson in den Vordergrund:

  • Bewegungsarmut (Akinese): Die Bewegungen sind verlangsamt, die Bewegungsmöglichkeiten verkleinern sich. Betroffene machen nur noch Trippelschritte, besonders der erste Schritt will oft nicht gelingen. Auch die Mimik ist vermindert, die Sprache wird monoton, das Schlucken fällt schwer

  • Muskelsteife (Rigor): Arme, Beine und Nacken sind dauerhaft angespannt, was Muskelschmerzen verursacht. Werden die Gliedmaßen durch eine zweite Person bewegt, tritt das sogenannten "Zahnradphänomen" auf: Das Körperteil lässt sich nur ruckartig und immer ein kleines Stück bewegen.

  • Ruhezittern (Tremor): Das für Parkinson typische Muskelzittern tritt nur in Ruhe auf und verstärkt sich oft bei mentaler oder emotionaler Belastung.

  • Störung der Haltungsstabilität und Gangunsicherheit (posturale Instabilität): Betroffene haben Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten, und neigen zu Gangunsicherheit und Stürzen.

Zusätzlich zu den Hauptsymptomen entwickeln sich bei einigen Betroffenen weitere, nicht motorische Störungen. Diese können die Sensorik oder Kognition betreffen, aber auch psychische und vegetativen Symptome (wie Ängstlichkeit, Depressionen, Blutdruckabfall oder Störungen der Blasen- und Darmfunktion) auslösen.

Parkinson: Ursachen und Risikofaktoren

In 75 Prozent der Fälle kann keine Ursache für die Parkinson-Krankheit gefunden werden – deshalb sprechen Fachleute hier von einem idiopathischen Parkinson-Syndrom (idiopathisch = ohne erkennbare Ursache). Davon zu unterscheiden sind drei weitere Formen von Parkinson:

  • Das sekundäre Parkinson-Syndrom wird durch eine erkennbare Ursache ausgelöst. Hier kommen beispielsweise Hirntumoren, Verletzungen, Gifte, Stoffwechselstörungen, bestimmte Medikamente, Entzündungen oder Durchblutungsstörungen des Gehirns infrage.

  • Das atypische Parkinson-Syndrom tritt im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen (wie Lewy-Körperchen-Demenz , Multisystematrophie oder progressive supranukleäre Blickparese) auf. Die Symptome ähneln denen der Parkinson-Krankheit, meist treten jedoch zusätzliche Beschwerden auf.

  • Beim genetischen beziehungsweise familiären Parkinson-Syndrom sind bestimmte Genmutationen nachweisbar, die für das Auftreten von Parkinson verantwortlich sind und weitervererbt werden können. Diese Parkinson-Variante ist jedoch sehr selten.

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Diagnose: So wird Parkinson festgestellt

Die Diagnose von Parkinson beginnt mit einem ausführlichen Gespräch in der ärztlichen Praxis (Anamnese), bei dem

  • die konkreten Beschwerden,
  • eventuell vorhandene Vorerkrankungen,
  • eingenommene Medikamente und
  • Parkinson-Fälle in der Familie

abgefragt werden. Für Ärzt*innen kann es hilfreich sein, wenn Angehörige an dem Gespräch teilnehmen, das diese oft Symptome wahrnehmen, die von den Betroffenen übersehen werden.

Danach folgt eine ausführliche körperliche und neurologische Untersuchung, bei der das Vorliegen der vier Hauptsymptome von Parkinson geprüft wird. Um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, kommen unter Umständen Blutuntersuchungen sowie bildgebende Verfahren (MRT und/oder CT) zum Einsatz.

Zur Sicherung der Parkinson-Diagnose wird zudem manchmal ein sogenannter L-Dopa- oder Apomorphin-Test durchgeführt: Dabei wird den Betroffenen ein Parkinson-Medikament verabreicht. Verringern sich die Beschwerden daraufhin, spricht dies für die Parkinson-Krankheit.

Gut zu wissen:

Wenn Betroffene sehr jung an Parkinson erkranken oder es mindestens zwei weitere Parkinson-Fälle in der engeren Familie gibt, liegt der Verdacht auf eine genetische Ursache nahe. In diesem Fall wird eine molekulargenetische Untersuchung durchgeführt.

Behandlung: Wie wird Parkinson therapiert?

Morbus Parkinson ist nicht heilbar. Mit einer angepassten Therapie kann das Fortschreiten der Erkrankung jedoch verlangsamt und die Lebensqualität gesteigert werden. Ziel ist es, den Betroffen möglichst lange ein eigenständiges Leben zu ermöglichen – dazu kommt eine Kombination aus Medikamenten und nicht-medikamentösen Therapien zum Einsatz.

Medikamentöse Therapie bei Parkinson

Die bei Parkinson eingesetzten Medikamente gleichen den Dopaminmangel im Gehirn aus. Sie können die bereits vorhandenen Schädigungen im Gehirn nicht rückgängig machen, aber die Symptome reduzieren. Dazu steht eine Vielzahl von Wirkstoffen zur Verfügung, aus denen Ärzt*innen die jeweils passenden auswählen:

  • L-Dopa (Levodopa): Hierbei handelt es sich um eine chemische Vorstufe des Dopamins, welche die Nervenzellen aufnehmen und in Dopamin umwandeln. Es wird vor allem bei Patient*innen über 70 Jahren eingesetzt, da es bei längerer Einnahme zu Bewegungsstörungen wie unwillkürliche Zuckungen oder nicht steuerbare Bewegungen (Dyskinesien) kommen kann.

  • MAO-B-Hemmer: Sie blockieren das Dopamin abbauende Enzym MAO-B (Monoaminooxidase-B) und sorgen so dafür, dass sich der Botenstoff im Gehirn anreichert. Sie werden vor allem im Frühstadium der Krankheit empfohlen.

  • Dopaminagonisten: Diese Medikamente sind chemisch ähnlich aufgebaut wie L-Dopa, allerdings wirken sie schwächer. Sie sind in allen Stadien der Erkrankung einsetzbar und werden oft mit anderen Medikamenten kombiniert.

Neben der oralen Einnahme können Medikamente auch mithilfe einer Pumpe, die am Körper getragen wird, und einem kleinen Schlauch direkt in den Darm oder die Haut verabreicht werden (Pumpentherapie). Dies ermöglicht die Abgabe einer konstanten Wirkstoffmenge.

Da die Medikamente zwar die Symptome lindern, aber nicht das Absterben der Nervenzellen verhindern, lässt ihre Wirkung meist mit den Jahren nach. Dann muss die Dosis erhöht oder auf andere oder zusätzliche Medikamente (wie COMT-Hemmer, Anticholinergika oder NMDA-Rezeptor-Antagonisten) gesetzt werden.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Parkinson

Wenn die Medikamente nicht ausreichend wirken, kommt eine operative Behandlung infrage: Bei dieser sogenannten Tiefen Hirnstimulation werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, welche über elektrische Reize die Muskelaktivität beeinflussen.

Zudem wird in der Behandlung von Parkinson meist auf

  • Physiotherapie,
  • Ergotherapie und
  • Logopädie

gesetzt. Damit sollen Beweglichkeit, Koordination, Alltagsbewältigung und Sprechvermögen möglichst lange erhalten bleiben. Psychotherapeutische Unterstützung oder Selbsthilfegruppen können bei der Krankheits- und Alltagsbewältigung helfen. Gegebenenfalls ist ein Aufenthalt in einer auf Parkinson spezialisierten Rehabilitationsklinik empfehlenswert.

Verlauf und Prognose bei Parkinson

Die Parkinson-Krankheit beginnt schleichend und schreitet kontinuierlich fort. Erkrankte mit idiopapthischem Parkinson ohne signifikanten Zusatzerkrankungen haben bei angemessener Behandlung aber in der Regel eine unveränderte Lebenserwartung.

Nach einigen Jahren medikamentöser Behandlung kommt es oft zu starken Schwankungen der Symptome: Beim sogenannten On-Off-Phänomen wechselt es innerhalb weniger Minuten von einem guten Befinden zu einer stark ausgeprägten Parkinson-Symptomatik.

Im Spätstadium der Parkinson-Krankheit sind die Betroffenen aufgrund zunehmender Bewegungseinschränkung und Zittern der Hände auf Unterstützung bei Alltagsaktivitäten wie Essen, Gehen und Körperpflege angewiesen. Darüber haben Betroffene ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Etwa 40 Prozent der älteren Parkinson-Patient*innen entwickeln im Laufe der Zeit Beeinträchtigungen ihrer Gehirnleistungen.

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