Myogelosen therapieren

Triggerpunkte finden und behandeln

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Muskuläre Verhärtungen in der Schulter, aber Symptome im Nacken: Triggerpunkte strahlen häufig Schmerzen an eine andere Stelle aus, als dort wo sich die Knubbel befinden. Triggerpunkte lassen sich gut vom Physiotherapeuten oder Osteopathen behandeln, aber auch Sie selbst können viel tun.

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© iStock.com/tommasolizzul

Übersicht:

Blackroll-Übungen zum Nachmachen

Was sind Triggerpunkte?

Als Myogelosen werden Muskelverhärtungen bezeichnet, die erbsengroß und meist schmerzhaft sind. Manche von ihnen können Triggerpunkte sein. Ein Triggerpunkt ist eine kleine, punktuelle (knubbelige) Muskelverhärtung, die durch Überlastung der Muskulatur entsteht, in einen anderen Körperbereich ausstrahlt und dort Schmerzen verursacht.

Das englische Wort "trigger" bedeutet auslösen und verdeutlicht, dass die Schmerzen in einem völlig anderen Bereich wahrgenommen werden können als der Triggerpunkt. Bekannte Triggerpunkte befinden sich beispielsweise in der Gesäßmuskulatur und verursachen Schmerzen in der Wade oder in der Muskulatur der Schulter und verursachen Schmerzen in der Hand oder dem Arm. Triggerpunkte können also wie Nerven Schmerzen an anderen Orten verursachen.

Entstehung von Triggerpunkten

Ein Muskel kann nie alleine arbeiten, sondern arbeitet immer in sogenannten Muskelfunktionsketten. Das bedeutet, dass bestimmte Muskeln zusammenarbeiten und Kräfte übertragen. So kann es auch dazu kommen, dass es in einem Muskel zu Verspannungen und Triggerpunkten kommt und die Schmerzen dennoch an einem anderen Ort auftreten.

Zu Verspannungen kommt es durch Fehl- oder Überbelastung, oft auch durch mangelnde beziehungsweise einseitige Bewegung oder Verletzungen. Auch psychische Faktoren wie Stress, etwa durch Überbelastung oder Anspannung im Job, können zu muskulären Verspannungen führen.

Triggerpunkte häufig an Schulter, Nacken und Rücken

Triggerpunkte können aktiv oder latent ("stumm") sein. Ein aktiver Triggerpunkt verursacht neben Schmerzen bei Aktivität des entsprechenden Muskels auch in Ruhe Schmerzen. Ein latenter Triggerpunkt verursacht nur Schmerzen, wenn er ertastet wird. So liegt beispielsweise ein bekannter Triggerpunkt zwischen Arm und Halswirbelsäule in der Schultermuskulatur. Auch latente Triggerpunkte führen zu weiteren muskulären Dysbalancen und können Beschwerden nach sich ziehen.

Treten immer wieder Probleme mit den Kniescheiben, Kopfschmerzen (Spannungskopfschmerz), Tennisellbogen oder ähnliche Krankheitsbilder auf, können Experten für Triggerpunkt-Therapie helfen, die in der Literatur beschriebenen Triggerpunkte zu kennen und zu behandeln. Dabei handelt es sich in der Regel um im Fasziendistorsionsmodell (FDM) geschulte Physiotherapeuten oder Osteopathen. Auch die Manualtherapeuten unter den Physiotherapeuten wissen, wie sie die Triggerpunkte behandeln müssen.

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Übersicht der häufigsten Triggerpunkte und ihrer Symptome

Ein häufig betroffener Muskel ist der Trapezius (siehe Grafik), der häufig die Ursache für Kopfschmerzen ist. Dabei verlaufen die Kopfschmerzen vom Nacken über den Hinterkopf zur Schläfe in Form eines Fragenzeichens.

Auch ein Schulter-Arm-Syndrom wird oft über Triggerpunkte vom Schulter- oder Nackenbereich ausgelöst.

Muskel Symptome
Trapezius (Schulter) Kopfschmerzen
Supraspinatus (Schulter vorne) Schulter-Arm-Syndrom
Gluteus maximus und minimus (Gesäß) Oberschenkel, Wade, Fuß
Piriformis Leiste, Hüfte

Scalenusmuskeln (innerer Schulterblattrand)

Pectoralis (Brustmuskel)

Arm, Hand (Vorsicht: Verwechslungsgefahr mit Herzinfarktsymptomen!)

Behandlung von Triggerpunkten

Wer Schmerzen hat, sollte genau in sich hineinfühlen, wo der Schmerz verläuft und wie er ihn beschreiben würde. Umso besser kann der Physiotherapeut oder Osteopath seine Behandlung ansetzen und den richtigen Triggerpunkt zu den Schmerzen in Schulter, Arm oder anderen Körperteilen finden und behandeln. Zu jedem Muskeltriggerpunkt gehört ein typisches Schmerzmuster, das der Experte erkennen sollte. Der Therapeut testet die Muskulatur zusätzlich mit verschiedenen Muskeltests. Anschließend tastet er das Gewebe im betroffenen Bereich ab, um Triggerpunkte aufzuspüren.

Ist der Triggerpunkt gefunden, übt der Therapeut mit einem Finger, meist dem Daumen, starken Druck auf die Stelle aus. Dadurch entspannt der Muskel letztendlich, auch wenn der Druck zunächst sehr schmerzhaft ist. Nach etwa zehn bis 15 Sekunden starkem Druck lässt der Schmerzt am Triggerpunkt normalerweise nach. Dies wird drei bis vier Mal wiederholt. Die Behandlung braucht meist nur wenige Sitzungen (einmal pro Woche), um die Triggerpunkte aufzulösen.

Massieren: Triggerpunkte selbst behandeln

Betroffene können auch selber versuchen Triggerpunkte aufzuspüren und zu behandeln. Allerdings kann es für Laien schwierig sein, Triggerpunkte und Myogelosen aufzuspüren. Zu starker Druck kann außerdem zu weiteren Verspannungen führen. Schlimmstenfalls können sogar Nerven zu stark gedrückt, und dadurch gequetscht werden. Gehen Sie deshalb bitte bei der Selbstbehandlung von Triggerpunkten vorsichtig vor. Löst sich der Knubbel nicht auf und verstärkt sich der Schmerz, wenden Sie sich unbedingt an einen Physiotherapeuten oder Arzt.

  1. Packen Sie sich zehn bis 15 Minuten Wärme (Wärmflasche oder Körnerkissen) auf die betroffene Stelle, zum Beispiel den Schulter-Nacken-Bereich.
  2. Tasten Sie vorsichtig mit geschlossenen Augen im Bereich des schmerzenden Muskels, ob Sie eine einzelne verhärtete Stelle (Triggerpunkt) finden.
  3. Massieren Sie die Stelle vorsichtig in kreisenden Bewegungen mit Druck, bis der Schmerz nachlässt und wiederholen Sie dies bis zu viermal.

Sie können die Selbstbehandlung der Triggerpunkte bis zu dreimal täglich durchführen. Zusätzlich können Dehnübungen des Nackens und der Schulter helfen, die Ihnen Ihr Therapeut zeigen kann.

Viele Triggerpunkte liegen an schwer zugänglichen Stellen am Rücken. Diese können Sie mithilfe einer Blackroll oder eines Tennisballs selbst behandeln. Legen Sie den Tennisball auf den Boden und legen Sie sich in Rückenlage mit der schmerzhaften Stelle darauf. Durch das Eigengewicht des Körpers entsteht ausreichend Druck (und Schmerz!), um den Triggerpunkt punktuell zu treffen und aufzulösen. Der Tennisball ist hierfür ideal, da mit ihm punktuell ausreichend Druck aufgebaut werden kann und er dennoch etwas elastisch ist.

Die besten Tipps gegen Verspannungen

Verspannungen und Myogelosen vorbeugen

Schmerzhafte Triggerpunkte verschwinden, wenn sie richtig behandelt wurden. Allerdings sollte man sich immer die Frage stellen, wie es zu den schmerzhaften Myogelosen in Nacken, Schulter, Rücken oder Gesäß kommt. Wer in einseitigen Positionen arbeitet, wie beispielsweise am Schreibtisch, sollte unbedingt für körperlichen Ausgleich und regelmäßige Bewegung sorgen. Nur so können unsere Muskeln dauerhaft im Gleichgewicht bleiben und keine Verspannungen und Triggerpunkte aufbauen.

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    Die Faszien zu trainieren, kann gegen Schmerzen helfen und beweglicher machen. Wie man geschmeidiges Bindegewebe bekommt, lesen Sie hier

Krank durch Triggerpunkte: Das myofasziale Syndrom

Das myofasziale Syndrom (MFS), das durch Muskelschmerzen charakterisiert ist, wird noch zu häufig übersehen. Die Schmerzen sind oft sehr unspezifisch. Der anfängliche Muskelschmerz kann sowohl auf weitere Muskeln als auch über die Faszien auf entfernte Organe übergreifen. Orthopäden aus Erlangen haben die wichtigen Aspekte des myofaszialen Syndroms anschaulich zusammengefasst:

Triggerpunkte in Skelettmuskeln, deren Aktivierung zur Fehlfunktion führt, sind der Grund für MFS. Die Fehlfunktion äußert sich als verminderte Dehnbarkeit und Beweglichkeit. Ausgleichende Fehlhaltungen können die Folge sein. Erstauslöser sind vor allem akute und chronische Überbelastungen. Häufig liegen die Ursachen dabei außerhalb des Muskels, zum Beispiel bei Nervenleiden und orthopädischen Erkrankungen. In jedem Fall entsteht ein Ungleichgewicht im Muskel, das sich – ohne ausreichende Therapie – zum Selbstläufer entwickeln kann.

Muskelschmerzen können weit ausstrahlen

Die Erlanger Autoren betonen, zum Verständnis gehöre es, zwischen tonischen und phasischen Muskelfasern zu unterscheiden. Die Fasern reagieren unterschiedlich auf äußere Störreize: Tonische Fasern neigen zur Verkürzung, phasische zur Schwächung. Während im gesunden Muskel ein funktionelles Gleichgewicht beider Faserarten besteht, überwiegt beim MFS die tonische Seite.

Existieren die Auslöser weiter, kommt es letztlich zu komplexen Änderungen von Körperhaltung und Motorik, die wiederum das Ungleichgewicht stützen. Dies, so die Forscher, sollte bei der Therapie ausreichend berücksichtigt werden.

Den Forschern zufolge lösen aktive Triggerpunkte Muskel-Faszien-Schmerzen aus, die ihrerseits in zum Teil weit entfernte Körpergebiete, sogenannte Referenzzonen, übertragen werden. Wie bei einer Kettenreaktion können so in der Referenzzone neue Triggerpunkte entstehen. Letztlich entsteht ein komplexes Schmerzmuster, dass zu drastischen Funktionsausfällen führen kann.

Schutzeffekt durch tägliche Muskelarbeit

Zwar tritt das MFS häufig als Rückenschmerz auf, doch ist es sehr vielseitig. So sind Symptome wie Spannungskopfschmerz, Ischias, Schleimbeutelentzündung und Schwindel nicht selten. Als kritisch sehen die Autoren, dass umfassende Erhebungen mit genauen Statistiken noch fehlen. Derzeit geht man von ähnlichen Zahlen bei beiden Geschlechtern aus, der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Vorrangig betroffen sind derzeit Frauen im mittleren Alter mit vorwiegend sitzender Tätigkeit. Andererseits scheint eine starke tägliche Beanspruchung der Muskulatur einen Schutzeffekt auszuüben.

Die meisten Triggerpunkte fallen grob mit den Akupunkturpunkten zusammen. Liegen mehrere Triggerpunkte beieinander, entsteht ein tastbares Knötchen, in dessen Umgebung aus verkürzten Muskelfasern das sogenannte "gespannte Seil" entsteht. Dieses kann ebenfalls getastet werden und reagiert auf Dehnung und Druck mit Schmerz.

Erkennungszeichen: Testschmerz

Wichtigstes Erkennungszeichen ist die Reaktion auf eine mechanische Reizung. Eine solche Provokation benötigt jedoch große klinische Erfahrung und kann sehr schmerzhaft sein. Dabei überträgt der gereizte Triggerpunkt den provozierten Schmerz in die Referenzzone. Die Übertragung des Schmerzes basiert offenbar auf Änderungen im Rückenmark, so die Autoren. Unbedingt sollte der Arzt bedenken, dass ein bereits chronisches MFS durchaus auf physischen und psychosozialen Einflüssen beruhen könnte, wie es von anderen chronischen Schmerzsyndromen bekannt ist.

Die Diagnose stützt sich auf die Befragung, Untersuchung (Abtasten) und einige technische Verfahren, ist jedoch stets eine Ausschlussdiagnose. Je nach Schmerzort stellt sich das MFS häufig als Brustenge (großer Brustmuskel), Wurmfortsatzentzündung (gerader Bauchmuskel), Migräne (Nacken- und Kaumuskeln, Kopfwender) und Bauchschmerz (Bauchmuskeln) dar. Triggerpunkte können organische Erkrankungen auslösen, umgekehrt können organische Störungen Triggerpunkte aktivieren. Bestehend bleibende Triggerpunkte können so auch nach Ausheilung der ursprünglichen Erkrankung organische Symptome nachahmen (zum Beispiel Trigger im Brustmuskel – Herzschmerzen).

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