Karzinom in der Hormondrüse

Schilddrüsenkrebs: Symptome und ist er heilbar?

Qualitätssiegel Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüft

Das seltene Schilddrüsenkarzinom ist eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse. Welche Symptome können Anzeichen für den Tumor sein und welche Lebenserwartung haben Betroffene?

Patientin wird an der Schilddrüse untersucht
© Getty Images/peakSTOCK

Kurzübersicht

Wie äußert sich Schilddrüsenkrebs? Die Krebserkrankung zeigt oft keine frühen Symptome. Später kann sie sich durch Knoten am Hals, Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder Atemprobleme bemerkbar machen.

Wie gut ist Schilddrüsenkrebs heilbar? Der Krebs ist meist gut behandelbar, besonders wenn er früh erkannt wird. In der Regel sind die Überlebensraten sehr hoch.

Wie lange kann ich mit Schilddrüsenkrebs leben? Viele Menschen haben eine normale Lebenserwartung, insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und angemessener Behandlung.

In welchem Alter tritt Schilddrüsenkrebs auf? Er kann in jedem Alter auftreten, ist jedoch häufiger bei Menschen zwischen 20 und 55 Jahren.

Artikelinhalte im Überblick:

Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

Was ist Schilddrüsenkrebs?

Unter Schilddrüsenkrebs verstehen Fachleute eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse, die von verschiedenen Zelltypen ausgehen kann. Das Schilddrüsenkarzinom ist in Deutschland selten: Pro Jahr gibt es rund 6.000 Neuerkrankungen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 50 bis 60 Jahren.

Formen von Schilddrüsenkrebs

Je nachdem, in welchen Schilddrüsenzellen der Krebs seinen Ursprung hat, werden hauptsächlich vier Formen unterschieden:

  • papilläres Schilddrüsenkarzinom: Dies ist die häufigste Form und macht etwa 70 bis 80 Prozent aller Schilddrüsenkrebserkrankungen aus. Es wächst in der Regel langsam und hat eine sehr gute Prognose.

  • follikuläres Karzinom: Etwa 10 bis 15 Prozent der Fälle sind follikulär. Diese Form breitet sich eher in die Blutgefäße aus und kann Metastasen in entfernten Organen wie Lunge und Knochen verursachen.

  • medulläres Schilddrüsenkarzinom: Diese Form macht etwa 2 bis 5 Prozent der Fälle aus und entwickelt sich aus den C-Zellen der Schilddrüse, die Calcitonin produzieren. Sie kann sporadisch oder als Teil einer genetischen Erkrankung auftreten.

  • anaplastisches Karzinom: Eine seltene, aber sehr aggressive Form von Schilddrüsenkrebs, die etwa 1 bis 2 Prozent der Fälle ausmacht. Es wächst sehr schnell und ist zum Zeitpunkt der Diagnose oft schwer behandelbar.

Schilddrüsenkrebs: Typische Symptome und Anzeichen

Schilddrüsenkrebs kann sich durch eine Vergrößerung der wichtigen Hormondrüse äußern. Normalerweise ist sie von außen nicht zu sehen. Ist das Organ vergrößert, wird es sichtbar und als Struma oder Kropf bezeichnet.

Entsteht ein Kropf sehr schnell oder nimmt er rasch an Größe zu, können dies Anzeichen für Schilddrüsenkrebs sein. Auch tastbare Knoten innerhalb des Schilddrüsengewebes oder vergrößerte Lymphknoten im Halsbereich sind verdächtig. Eine vergrößerte Schilddrüse kann verschiedene Beschwerden hervorrufen, darunter:

Beim medullären Karzinom wird vermehrt das körpereigene Hormon Calcitonin gebildet, das eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel spielt. Hierdurch kommt es zu Veränderungen des Blutbilds mit erhöhten Kalziumwerten.

Schilddrüsenkrebs: Anzeichen erkennen & Prognose

Prognose und Überlebenschance bei Schilddrüsenkrebs

Je nach Art des Tumors unterscheiden sich der Verlauf und die Prognose bei Schilddrüsenkrebs. Differenzierte Schilddrüsenkarzinome haben sehr gute Heilungschancen. Werden sie frühzeitig entdeckt, stehen die Überlebenschancen gut. Eine deutlich schlechtere Prognose haben Patient*innen mit einem anaplastischen Karzinom der Schilddrüse, hier beträgt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate nur zwölf Prozent.

Zehn Jahre nach der Diagnose leben beim papillären Karzinom noch über 90 Prozent der Betroffenen, beim follikulären über 80 Prozent. Das papilläre Karzinom bildet vor allem in den Lymphknoten in der Nähe der Schilddrüse Tochtergeschwülste, das follikuläre Karzinom dagegen Fernmetastasen in der Lunge und in den Knochen.

Die Prognose des medullären Schilddrüsenkarzinoms ist davon abhängig, wie groß der Tumor war und ob Tochtergeschwülste vorhanden waren. Die Zehn-Jahres-Überlebensrate ist sehr hoch. Zur Verlaufskontrolle wird das Calcitonin im Blut als Tumormarker bestimmt.

Ursachen und Risikofaktoren für Schilddrüsenkrebs

Die genauen Ursachen von Schilddrüsenkrebs sind nicht bekannt. Einige Faktoren können seine Entstehung fördern. Beispielsweise erkranken Menschen öfter an Schilddrüsenkrebs, die im Kindesalter häufig Kontakt mit Röntgenstrahlen hatten. Auch ein über lange Zeit bestehender Jodmangel, der dazu führt, dass sich die Schilddrüse vergrößert, steigert das Risiko für Schilddrüsenkrebs.

Im Schilddrüsengewebe können über Jahre hinweg sogenannte kalte Knoten wachsen. Diese Knoten bilden keine Hormone und können in manchen Fällen bösartig werden.

Bei den medullären Karzinomen besteht in etwa 30 Prozent der Fälle eine familiäre Veranlagung. Manchmal wird bei diesen Betroffenen das MEN2-Syndrom diagnostiziert. MEN steht für Multiple Endokrine Neoplasien und beschreibt eine Erkrankung, bei der verschiedene gut- und bösartige Erkrankungen der Drüsen auftreten. Hierzu zählen neben dem C-Zell-Karzinom das gutartige Phäochromozytom der Nebenniere und eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus).

Diagnose bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs

Um Schilddrüsenkrebs zu diagnostizieren, ist zunächst eine ausführliche Anamnese wichtig. Es folgt die gründliche körperliche Untersuchung. In manchen Fällen ist ein Schilddrüsenknoten sicht- oder tastbar. Im Blut können die Schilddrüsenwerte TSH, T3 und T4 erhöht sein, beim medullären Karzinom außerdem das Kalzium.

Durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) können Ärzt*innen die Struktur des Gewebes beurteilen, beispielsweise kann hierbei ein Knoten identifiziert und eine Gewebeprobe für die Biopsie entnommen werden. So kann man feststellen, ob die entnommenen Zellen tatsächlich bösartig sind und um welche Art von Krebs es sich handelt.

Szintigrafie der Schilddrüse

Eine Szintigrafie ist ein bildgebendes Verfahren in der Nuklearmedizin, das verwendet wird, um die Funktion und Struktur bestimmter Organe und Gewebe zu beurteilen. Dazu wird zunächst ein Kontrastmittel verabreicht, das leicht radioaktiv ist. Das Kontrastmittel reichert sich vor allem in der Schilddrüse an. Sogenannte "kalte Knoten" mit weniger Kontrastmittel-Speicherung sind eher krebsverdächtig als "heiße Knoten" und müssen weiter untersucht werden.

Mithilfe bildgebender Verfahren wie

werden die Schilddrüse selbst und andere Organe untersucht. Ziel der Untersuchungen ist es, festzustellen, ob der Krebs gestreut hat und Tochtergeschwülste (Metastasen) vorliegen.

Krebsdiagnose: Was sind Tumormarker?

© FUNKE Digital Video

Therapie von Schilddrüsenkrebs

Meist werden die Karzinome operiert. In vielen Fällen entfernen Ärzt*innen die gesamte Schilddrüse (Thyreoidektomie) und die sie umgebenden Lymphknoten. Anschließend wird untersucht, ob die Lymphknoten ebenfalls von Krebszellen befallen sind. Ist dies der Fall, müssen die gesamten Lymphknoten einer Halsseite operativ entfernt werden. Ist der Tumor kleiner als einen Zentimeter, muss möglicherweise nur die halbe Schilddrüse entfernt werden (Hemithyreoidektomie). Dagegen spielt die Chemotherapie eine eher untergeordnete Rolle bei Schilddrüsenkrebs.

Wurde die Schilddrüse entfernt, müssen Patient*innen lebenslang Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten einnehmen, um mit den lebenswichtigen Hormonen versorgt zu werden.

Postoperative Radiojodtherapie und Behandlung bei Metastasen

Etwa vier Wochen nach der Operation folgt die Radiojodtherapie. Hierbei wird Patient*innen radioaktiv markiertes Jod verabreicht. Dieses lagert sich in der Schilddrüse und den Tochtergeschwülsten (Metastasen) ab und zerstört durch die Strahlentherapie die Krebszellen.

Die anaplastischen Karzinome haben zum Zeitpunkt der Diagnose meist schon Metastasen gebildet. Sie werden in erster Linie operiert, um den Tumor zu verkleinern und damit Symptome zu lindern. Außerdem ist es möglich, den Tumor von außen durch die Haut (perkutan) zu bestrahlen.

Liegt ein medulläres Karzinom der Schilddrüse vor, werden Schilddrüse und Lymphknoten vollständig entfernt, es folgt die perkutane Bestrahlung. Die Radiojodtherapie ist bei den anaplastischen und medullären Karzinomen nicht sinnvoll, da sie kein Jod speichern.

Kann man einem Schilddrüsenkarzinom vorbeugen?

Soweit wie möglich sollten auslösende Faktoren gemieden und beispielweise ausreichend Jod über die Nahrung zugeführt werden. Vor allem Seefisch enthält viel Jod, zum Würzen eignet sich jodiertes Speisesalz.

Überflüssigen Kontakt mit ionisierenden Strahlen gilt es zu vermeiden. Beispielsweise ist es sinnvoll, einen Röntgenpass zu führen, um nicht notwendige oder doppelte Röntgen-Untersuchungen und damit erhöhte Strahlendosen zu umgehen.

Jodhaltige Lebensmittel: Die besten Jodquellen
Bestellen Sie den Newsletter

Haben Sie eine Frage?

Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!

Artikel zum Thema
Corona: Welche Symptome sind möglich?

Die wichtigsten Fakten zum Coronavirus im Überblick und der aktuelle Impfstatus in Deutschland →

mehr...
Experten-Foren

Mit Medizinern und anderen Experten online diskutieren.

Forum wählen
Stichwortsuche in den Fragen und Antworten unserer Community

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Newsletter-Leser wissen mehr über Gesundheit

Aktuelle Themen rund um Ihre Gesundheit kostenlos per Mail.

Abonnieren

Zum Seitenanfang

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.