Mit oder ohne Operation?

Kreuzbandriss im Knie: Symptome, OP und Prognose

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Ein Kreuzbandriss im Knie zählt zu den häufigsten Sportverletzungen. Ob die Behandlung mit oder ohne Operation erfolgt, wird im Einzelfall entschieden. An welchen Symptomen man einen Kreuzbandriss erkennt und wie lange die Heilung dauert, erfahren Sie hier.

Mann hat Knieschmerzen beim Tennis
© Getty Images/urbazon

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie merkt man, dass man einen Kreuzbandriss hat? Typische Symptome sind oft heftige Schmerzen im Knie und ein hörbares Knallgeräusch im Moment des Risses. Im Verlauf schwillt das Kniegelenk an und kann nur noch eingeschränkt bewegt werden.

Kann man einen Kreuzbandriss ohne OP heilen? Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Ruptur auch mit konservativen Therapiemaßnahmen wie Muskeltraining und Physiotherapie behandelt werden. Eine Rolle spielt hierbei unter anderem die Art des Risses.

Wie lange braucht ein Kreuzbandriss bis zur Heilung? Meist dauert es zwischen sechs und neun Monaten bis zur vollständigen Heilung. Wie lange genau Betroffene krank sind und nicht arbeiten können, ist individuell verschieden.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein Kreuzbandriss?

Bei einem Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur) ist eines der Kreuzbänder im Knie teilweise oder ganz gerissen. Je nachdem, welches Kreuzband betroffen ist, unterscheiden Fachleute zwischen einem vorderen und einem hinteren Kreuzbandriss. Sie können aber auch zusammen auftreten.

Der hintere Kreuzbandriss ist die schwerwiegendere Verletzung, kommt aber wesentlich seltener vor. In Deutschland werden pro Jahr etwa 50.000 vordere und 5.000 hintere Kreuzbandrisse diagnostiziert.

Funktion der Kreuzbänder im Knie

Die beiden Kreuzbänder sind, zusammen mit den Menisken, wichtige Bestandteile des menschlichen Kniegelenks: Sie verbinden Oberschenkelknochen und Unterschenkelknochen miteinander, stabilisieren das Knie und ermöglichen leichte Drehbewegungen.

  • Das vordere Kreuzband ("Ligamentum cruciatum anterius") verhindert ein Weggleiten des Schienbeinkopfes nach vorne.

  • Das hintere Kreuzband ("Ligamentum cruciatum posterius") ist etwas kräftiger und unterbindet ein Weggleiten nach hinten.

Die beiden Bänder kreuzen sich etwa mittig im Gelenk. Zusätzlich wird das Kniegelenk von drei weiteren Bändern stabilisiert: Außen-, Innen- und Kniescheibenband.

Symptome eines Kreuzbandrisses

Beide Formen des Kreuzbandrisses können ähnliche Symptome verursachen. Die Intensität der Beschwerden ist dabei äußerst individuell.

Bei einem akuten Kreuzbandriss sind folgende Symptome möglich:

  • Reißgeräusch und -gefühl (beim hinteren Kreuzbandriss weniger ausgeprägt)

  • einschießende, starke Knieschmerzen (die später in der Regel nachlassen)

  • Unsicherheit beim Gehen

  • Gefühl, als verschiebe sich der Oberschenkel gegen den Unterschenkel

  • Schwellungen/Blutergüsse um oder in Kniegelenk, Kniekehle oder Wade (können auch verzögert auftreten)

  • Probleme, das Bein zu strecken und zu beugen

  • schmerzbedingte Bewegungsblockaden, die auch eine psychosomatische Komponente haben können (Pseudoblockaden)

Wichtig zu wissen: Die Knieverletzung geht nicht zwingend mit eindeutigen Symptomen einher. Mitunter vergeht einige Zeit, bis sich Betroffene aufgrund von Beschwerden, zum Beispiel Gangunsicherheiten, in ärztliche Behandlung begeben.

Beschwerden bei einem unentdeckten Riss

Wenn bei einem Kreuzbandriss keine geeignete Therapie erfolgt, kann eine chronische Instabilität des Knies die Folge sein. Mögliche Symptome sind dann:

  • Unsicherheit beim Gehen

  • geringe Belastbarkeit des Knies

  • (wiederkehrende) Gelenkergüsse/Schwellungen

  • Gefühl, als würde das Knie wegknicken (Giving-way-Phänomen)

  • Instabilität des Knies

  • Unfähigkeit, bestimmte Bewegungsabläufe durchzuführen

  • unspezifische Beschwerden und Schmerzen im Knie

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Kreuzbandriss: Konservative Behandlung und OP

Besteht aufgrund der Symptome oder des Unfallhergangs Verdacht auf einen Riss des Kreuzbandes, sind folgende Sofortmaßnahmen empfehlenswert:

  • Ruhigstellen des betroffenen Knies (Bandage) 

  • Kühlen (Eisbeutel) 

  • Hochlagern des Knies 

  • Entlasten des Knies (Hinlegen, beim Laufen stützen lassen) 

  • Schmerzbehandlung (in der Regel mit nichtsteroidalen Antirheumatika, die auch entzündungshemmend wirken, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac

Betroffene sollten unbedingt zeitnah ärztlichen Rat einholen. Die weitere Therapie erfolgt entweder konservativ oder durch eine Operation.

Konservative Therapie

Die Therapie besteht zunächst hauptsächlich aus einer Entlastung des Kniegelenks, bis Schmerzfreiheit erreicht wird. Dazu erhalten Patient*innen eine Knieorthese und Gehstützen. Zeitnah beginnt zudem eine Physiotherapie, durch die gezielt solche Muskeln trainiert werden, die das Kniegelenk stabilisieren.

In einer Schulung erhalten Betroffene Tipps zum richtigen Gang. Lymphdrainage sowie Reizstrom-, Kälte- und Ultraschallanwendungen können Schwellungen mindern, die Durchblutung anregen und Schmerzen lindern. 

Kreuzbandriss-OP

Ein Riss des Kreuzbandes kann entweder unmittelbar (innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden) oder nach Abklingen der Schmerzen und Schwellungen operiert werden. Meist findet der Eingriff vier bis sechs Wochen nach der Ruptur statt. Bis zur OP kommen die gängigen konservativen Therapiemethoden zum Einsatz.

Ziel der Kreuzbandriss-OP ist es, ein Kreuzbandtransplantat stabil in den Knochen zu verankern. Der Eingriff kann stationär, aber auch ambulant erfolgen.

Die häufigste Methode ist der Kreuzbandersatz (Kreuzbandplastik). Dabei wird eine körpereigene Sehne im Rahmen einer Kniegelenkspiegelung eingebracht.

Wie funktioniert eine Kreuzbandplastik?

Als Transplantat eignen sich vor allem Sehnen, die ähnlich kräftig sind wie das ursprüngliche Kreuzband und bis zu einem gewissen Grad nachwachsen oder weitergehend entbehrlich sind. Dazu gehört die Patellasehne zwischen Kniescheibe und Schienbein. Oft wird aber die Grazilis- und Semitendinosussehne vom Oberschenkel verwendet, da der Eingriff mit weniger anschließenden Schmerzen verbunden ist.

Wenn durch mehrfachen Kreuzbandriss die Möglichkeiten für ein Eigentransplantat bereits ausgeschöpft sind, wird unter Umständen ein Spendertransplantat notwendig. Ist das Kreuzband nur teilweise abgerissen, kann (bei Instabilität des Kniegelenks) eine Teilrekonstruktion sinnvoll sein. 

Oft wird die Operation minimalinvasiv durchgeführt: Über zwei kleine Hautschnitte führt der*die Arzt*Ärztin durch feine Schläuche die notwendigen Operationsinstrumente ins Knie ein. Vorteil einer minimalinvasiven Kreuzbandtransplantation im Vergleich zur OP am offenen Kniegelenk sind eine deutlich verkürzte Heilungszeit und ein besserer Erhalt der Nervenfasern. 

Kreuzbandriss mit oder ohne OP behandeln?

Eine konservative Behandlung kann sinnvoll sein, wenn nur eine geringe Instabilität des Knies vorliegt (dies kann mithilfe von Bewegungstests geprüft werden). Bestenfalls handelt es sich nur um eine Teilruptur, bei der etwa 75 Prozent des Bandes noch intakt sind.

Daneben fließen auch die persönlichen Hintergründe von Patient*innen in die Entscheidungsfrage ein. So wird die konservative Therapie Betroffenen empfohlen, die

  • nicht viel Sport treiben und das Kniegelenk auch sonst nicht stärker belasten müssen,

  • bereit sind, ihr Sport- und Bewegungspensum zu drosseln, 

  • ein höheres Lebensalter haben (wobei es keine Altersgrenze für eine Operation gibt) und/oder

  • unter Knorpelschäden (Arthrose) im fortgeschrittenen Stadium leiden. 

Wann eine Operation sinnvoll ist

Eine Kreuzbandriss-OP sollte in Erwägung gezogen werden, wenn

  • zusätzlich zur Kreuzbandruptur andere behandlungsbedürftige Knieverletzungen (zum Beispiel Meniskusschäden) diagnostiziert werden,

  • die konservative Therapie nicht anschlägt beziehungsweise das Knie weiter sehr instabil ist und regelmäßig nachgibt oder

  • die betroffene Person noch jung oder noch ein Kind ist (in diesem Fall kann die Operation die Wahrscheinlichkeit für Folgeverletzungen deutlich reduzieren).

Ursache: Wie kommt es zu einem Kreuzbandriss?

Der vordere Kreuzbandriss ist eine klassische Sportverletzung. Sie entsteht auch ohne Kontakt mit anderen Personen oder Gegenständen, wenn das Kreuzband durch eine plötzliche Drehung, Bremsbewegung oder Beschleunigung übermäßig belastet wird (Non-contact-Unfall).

Stark gefährdet sind Menschen, die intensiv Sport betreiben. Dazu gehören Kontaktsportarten (etwa Fußball oder Handball), aber auch Tennis oder Skilaufen. Zudem kann das vordere Kreuzband bei anderen Unfällen durch intensive Krafteinwirkung reißen (Hoch-Energie-Verletzung).

Häufig tritt eine vordere Kreuzbandruptur als sogenannte Komplexverletzung auf. Das bedeutet, dass zusätzlich weitere Verletzungen wie zum Beispiel

  • gerissener Meniskus,
  • Seitenbandrisse oder
  • Verletzungen der Kniegelenkskapsel vorliegen.

Das hintere Kreuzband ist etwas robuster und besser durchblutet als das vordere. Es kann aber reißen, wenn starke Kräfte von vorn gegen den Schienbeinkopf einwirken, während das Knie gebeugt ist. Klassisches Beispiel: Bei einem Auffahrunfall mit dem Auto prallt das Knie gegen das Armaturenbrett.

So wird die Diagnose eines Kreuzbandrisses gestellt

Besteht der Verdacht auf einen Kreuzbandriss, sollte umgehend ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden. Der langfristige Heilungsverlauf und die spätere Belastbarkeit des Knies werden positiv beeinflusst, wenn rasch eine Therapie eingeleitet wird.

Wird eine Kreuzbandruptur nicht therapiert, kann das beispielsweise zu einem früheren Auftreten einer Kniearthrose führen: Dabei handelt es sich um eine verschleißbedingte, chronische Erkrankung des Kniegelenks, die mit fortschreitendem Knorpelverlust, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergeht.

Anamnese und Bewegungstests

Die ärztliche Fachperson stellt zunächst Fragen zu einem möglichen Unfallhergang, zu akuten Beschwerden und Belastungsmöglichkeiten sowie zu Vorerkrankungen (Anamnese).

Bei einer anschließenden Untersuchung des Kniegelenks werden Bewegungsfähigkeit, Empfindlichkeit, Stabilität und Durchblutung im Vergleich zum unverletzten Bein überprüft. Das Knie wird gründlich abgetastet und dabei auch auf Prellungen, Schwellungen und Anzeichen für eine Thrombose überprüft.

Zu den körperlichen Untersuchungen zählen auch verschiedene Bewegungstests:

  • Schubladen-Test: Die Fachperson stellt den Unterschenkel der liegenden betroffenen Person vorsichtig auf (sodass zwischen Ober- und Unterschenkel 90 Grad liegen). Lässt sich der Unterschenkel wie eine Schublade nach vorne schieben, ist es wahrscheinlich, dass ein Riss des vorderen Kreuzbands besteht. Lässt sich der Unterschenkel hingegen nach hinten schieben, deutet das auf einen hinteren Kreuzbandriss hin.

  • Lachman-Test: Hierbei beugt der*die Arzt*Ärztin das Bein der Patient*innen um etwa 30 Grad. Zur Überprüfung der vorderen Kreuzbandstabilität wird der Unterschenkel rasch und kräftig gegen den fixierten Oberschenkel nach vorne gezogen. Bei der Bewegung wird das vordere Kreuzband in Schwingung versetzt und sollte nach vorne hart anschlagen. Ist der Anschlag weich oder nicht vorhanden, erhärtet das den Verdacht einer Kreuzbandruptur.

  • Pivot-Shift-Test (Subluxationstest): Diese Untersuchung besteht aus verschiedenen Dreh- und Schiebebewegungen des Unterschenkels, die ebenfalls Hinweise auf einen Riss des vorderen Kreuzbandes geben können.

Bildgebene Verfahren

Um die Diagnose zu sichern und Knochenbrüche beziehungsweise Begleitverletzungen auszuschließen, erfolgen bildgebende Untersuchungsverfahren. Dazu gehören:

Ergänzend punktieren manche Mediziner*innen das Kniegelenk: Dabei entnehmen sie Gelenkflüssigkeit mit einer Spritze. Beide Kreuzbänder enthalten Blutgefäße, weshalb es bei der Kreuzbandruptur zu einer Einblutung ins Kniegelenk kommt. Blutspuren in der entnommenen Flüssigkeit deuten auf einen frischen Kreuzbandriss hin.

Unter Umständen erfolgt eine Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie), um die Diagnose zu sichern.

Was ist nach einer Kreuzbandruptur zu beachten?

Der Heilungsverlauf und die Heilungsdauer hängen von vielen Faktoren wie zum Beispiel Vorerkrankungen, Lebensalter, gewählter Therapieform und möglichen Begleitverletzungen ab.

Rehabilitation (Nachbehandlung)

Nach der Operation wird das Kniegelenk vorübergehend mit einer entlastenden Knieorthese versorgt und gekühlt. In der Regel beginnt zeitnah die Physiotherapie, um die frühere Beweglichkeit, Belastbarkeit und Koordination des Knies wiederzuerlangen.

Wenn es keine Komplikationen gibt, ist das Knie in der Regel sechs bis neun Monate nach dem Riss des Kreuzbandes wieder voll belastungsfähig. Bis dahin finden regelmäßige klinische Kontrollen statt. Kontakt- und Hochrisikosportarten sind meist nach zwölf Monaten und guter Vorbereitung wieder möglich.

Dauer der Krankschreibung

Wie lange man nach einer Kreuzbandruptur beziehungsweise einer Kreuzband-OP krankgeschrieben ist, hängt vor allem von der Kniebelastung bei der Arbeit ab. Einige Betroffene sind bereits nach zwei bis drei Wochen wieder in der Lage zu arbeiten, andere erst nach sechs Monaten oder später.

Wie kann man einem Kreuzbandriss vorbeugen?

Es gibt zahlreiche Präventionsmaßnahmen für Verletzungen des vorderen und hinteren Kreuzbandes. Menschen, die sportlich aktiv sind, sollten folgende Tipps beachten:

  • auf die jeweilige Sportart abgestimmte Ausrüstung tragen (Schuhe, Knieschutz)

  • konsequentes Aufwärmen

  • Koordinationstraining

  • Analyse und anschließendes Vermeidungstraining verletzungsträchtiger Bewegungsmuster

  • gezielter Aufbau der Beinmuskulatur (vor allem der rück- und vorderseitigen Oberschenkelmuskulatur)

  • knieschonende Sportarten bevorzugen (etwa Schwimmen)

  • breitbeinig Skifahren

  • meiden verletzungsträchtiger Bodenbeläge wie Asphalt, Stein, Kunstrasen oder Teppich

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