Meist Folge eines Abszesses

Analfistel: Symptome, Ursachen und OP-Methoden

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Starke Schmerzen, Juckreiz und Nässen in der Afterregion – eine Analfistel ist meist Folge eines Abszesses oder entsteht im Rahmen einer entzündlichen Darmerkrankung. Die unnatürlichen Gänge im Enddarm-Bereich erfordern in der Regel eine chirurgische Behandlung. Erfahren Sie hier, wie Analfisteln entstehen und welche Operationsverfahren infrage kommen.

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© Getty Images/PeopleImages

Eine Analfistel ist ein recht häufiges Krankheitsbild: Schätzungsweise 20 von 100.000 Menschen leiden daran. Vor allem Erwachsene zwischen 30 und 50 Jahren sind betroffen – davon überwiegend Männer. Analfisteln sind sehr unangenehm und heilen nicht von selbst, meist ist eine Operation notwendig. Je eher eine Fistel behandelt wird, desto besser sind in der Regel auch die Heilungschancen.

Artikelinhalte im Überblick:

12 häufige Analerkrankungen und ihre Ursachen

Was ist eine Analfistel?

Bei einer Analfistel handelt es sich um einen unnatürlichen Verbindungsgang, der sich zwischen Drüsen am Ende des Verdauungstraktes und der Haut um die Afteröffnung bildet. Diese röhrenförmigen Verbindungen, die in der Medizin auch Fisteln genannt werden, sind in etwa 90 Prozent der Fälle die Folge von Analabszessen. Dabei handelt es sich um abgekapselte Eiteransammlungen im Gewebe. Aber auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) können Analfisteln verursachen.

Analfisteln verlaufen unter der Schleimhaut und können die Schließmuskeln am After teilweise oder ganz durchbrechen. Manche Fisteln bilden sich auch innerhalb des Beckenbodens. Je nach Ausgestaltung und Form der Analfistel kommen für die Behandlung unterschiedliche Operationstechniken infrage.

Wie entsteht eine Analfistel?

Bei einer Analfistel sind die Ursachen meist Entzündungsprozesse, die von den Analdrüsen (Proktodealdrüsen) ausgehen. Anders als bei vielen Tieren sind die Proktodealdrüsen beim Menschen nur noch als funktionslose Überbleibsel der Evolution angelegt. Bei Männern sind Analdrüsen häufiger ausgebildet als bei Frauen. Sie sitzen seitlich vom After zwischen dem inneren und äußeren Schließmuskel.

Sammelt sich in entzündeten Proktodealdrüsen Eiter an, der nicht abfließen kann, entsteht ein Eitergeschwür (Abszess). Wird der Druck innerhalb der Eiterblase zu groß, bricht im umliegenden Gewebe eine Fistel auf, durch die der Eiter dann abfließt. Fachleute betrachten eine Analfistel daher heute als chronische Verlaufsform eines akuten Analabszesses.

Seltener führen allerdings auch folgende Ursachen zu einer Analfistel:

Welche Formen von Analfisteln gibt es?

Analfisteln können sich verschiedene Wege im Bereich des Enddarms bahnen. Fachleute unterscheiden nach dem englischen Experten Alan Parks heute verschiedene Typen von Analfisteln nach dem Verlauf der Analfistel in Beziehung zum Schließmuskel (Sphinkter):

  • Typ 1: Intersphinkter: Eine intersphinktäre Fistel verläuft oberflächlich durch den inneren Schließmuskel und weiter im Gewebe zwischen innerem und äußerem Schließmuskel.

  • Typ 2: Transsphinkter: Der Fistelverlauf durchdringt sowohl die innere als auch die äußere Schließmuskulatur.

  • Typ 3: Suprasphinkter: Die Analfistel verläuft oberhalb der Schließmuskeln und durchbricht dabei die Muskulatur des Beckenbodens.

  • Typ 4: Extrasphinkter: Dies ist die seltenste Form der Analfistel. Sie verläuft durch den Musculus levator ani (Heber des Afters) bis in den Beckenboden und mündet im Mastdarm oberhalb des Afters. Diese Form ist typisch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

  • Typ 5: Submuköse (subanodermale) Analfisteln: Bei dieser Art von Analfistel ist der Schließmuskel nicht direkt betroffen, die Fistel verläuft direkt unter der Schleimhaut.

Analfistel-Grafik
© Lifeline

Zudem differenzieren Mediziner*innen zwischen einer kompletten Analfistel, die durchgängig von der Darmschleimhaut im Afterkanal bis zur äußeren Haut und beidseitig eine Mündung besitzt, und einer inkompletten Analfistel, die nur zu einer Seite hin eine Mündung aufweist.

Analfistel: Mögliche Symptome

Bei einer Analfistel leiden Betroffene an verschiedenen Symptomen in der Afterregion. Dazu gehören:

  • Starke Schmerzen im Analbereich
  • Rötung und Schwellung im Bereich des Afters
  • Nässen im Afterbereich
  • Afterjucken 
  • Stuhlinkontinenz 
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Fieber

Durch die Analfistel fließt ein eitriges Sekret, das sich manchmal mit dem Stuhl vermischt, nach außen ab. Es kommt zu einem ständigen Nässen an der Austrittsstelle. Betroffene finden häufig Spuren in der Unterhose. Zudem kann ein übler Geruch auftreten. Manchmal zeigen Personen mit einer Analfistel auch Symptome wie Fieber und ein Gefühl der Abgeschlagenheit – das muss aber nicht immer der Fall sein.

So läuft die Diagnose einer Analfistel ab

Um eine Analfistel diagnostizieren zu können, stellen Ärzt*innen zunächst Fragen zu den genauen Symptomen. Anschließend folgt eine Begutachtung der Analregion. So können Fachleute häufig bereits erkennen, ob es sich um eine Fistel handelt. Unterstützend wird der Analkanal gegebenenfalls vorsichtig mit einem Finger abgetastet (digital-rektale Untersuchung). Ist der Verlauf der Analfistel unklar, kann eine genauere Untersuchung des Rektums sinnvoll sein.

Weitere Untersuchungsmethoden, die zum Einsatz kommen können:

  • Mastdarmspiegelung: Bei der sogenannten Rektoskopie wird ein Endoskop (ein stab- oder schlauchförmiges Spiegelgerät) in den Analkanal eingeführt, wodurch die Analfistel genauer untersucht werden kann.

  • Sondierung der Fistel: Um den genauen Verlauf der Analfistel zu beurteilen, wird eine Sonde in die äußere Mündung der Fistel eingeführt. Auf diese Weise kann erkannt werden, wie der Fistelgang verläuft und ob er sich eventuell verzweigt.

  • Bildgebende Verfahren: Eine Ultraschalluntersuchung des Enddarms (Endosonografie) oder Magnetresonanztomografie (MRT) kommt zum Einsatz, wenn der Fistelverlauf sehr verzweigt und kompliziert erscheint.

Eventuell sind weitere Untersuchungen notwendig, um als Auslöser der Analfistel eine Erkrankung wie Morbus Crohn auszuschließen.

Therapie: Wie wird eine Analfistel behandelt?

Eine Analfistel heilt normalerweise nicht von alleine, sondern erfordert eine ärztliche Behandlung. Mit Medikamenten oder Salben lassen sich Beschwerden unter Umständen kurzfristig lindern, auf Dauer ist aber meist ein chirurgischer Eingriff notwendig. Die angewandte Operationsmethode hängt von der Form der Fistel ab. In der Regel ist ein kurzer Krankenhausaufenthalt erforderlich.

Fistelspaltung (Fistulotomie)

Bei der Fistulotomie wird die Röhre mit einem Skalpell der Länge nach durchgeschnitten. So wird aus dem Gang eine offene Wunde, die heilen kann. Eine Fistelspaltung kommt vor allem bei oberflächlich verlaufenden Fisteln infrage, die den Schließmuskel nicht oder nur zu einem geringen Anteil durchdringen.

Plastischer Fistelverschluss

Bei Analfisteln, die durch Muskelgewebe hindurch verlaufen, ist eine Fistelspaltung meist nicht möglich. Es besteht die Gefahr, dass innere und äußere Schließmuskeln verletzt werden und es in der Folge zu einer Stuhlinkontinenz kommt. Daher werden die Fisteln nicht gespaltet, sondern die gesamte Röhrenstruktur mit dem Skalpell aus dem umliegenden Gewebe entfernt. Anschließend wird die Öffnung in den Analkanal vernäht und zusätzlich mit einem Schleimhautlappen bedeckt. Die Fistel kann von innen heraus heilen. Allerdings ist die Methode nicht einfach und für Ärzt*innen meist eine technische Herausforderung.

Fadendrainage (Seton)

Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Fadendrainage. Dabei werden dünne Fäden durch den Fistelgang gezogen und von außen verknoten. So können Sekret und Eiter aus dem Analabszess abfließen, ohne dass die äußere Fistelöffnung sich vorzeitig schließt. Die Fadendrainage dient meist der Vorbereitung einer weiteren Operation; in manchen Fällen verbleibt der Faden aber auch als Dauerlösung im Ausführungsgang (fibrosierender Faden).

Weitere Therapieverfahren

Daneben gibt es noch weitere Operationstechniken, die bei Analfisteln angewandt werden können, etwa:

  • Analer Fistelzapfen: Bei dieser Operationstechnik wird ein Kollagen-Zapfen in die Fistel eingebracht und so befestigt, dass dieser nicht mehr herausrutschen kann.

  • LIFT-Technik: Der Fistelgang zwischen zwei Schließmuskeln wird durchtrennt und der äußere Anteil des Fistelganges entfernt.

  • Fistel-Clip: Während einer Darmspiegelung wird ein Clip zum Verschluss einer Fistel eingesetzt.

  • Lasergestützte Fistuloplastik: Mithilfe eines dünnen Laserstrahls können Fistelausgänge vernarbt und verklebt werden.Die Methoden stehen allerdings zum Teil erst am Anfang. Die Heilungsraten sind noch nicht ausreichend erforscht.

Verlauf und Prognose bei einer Analfistel

Analfisteln heilen nur selten von allein aus, die meisten Betroffenen kommen daher um eine Operation nicht herum. Bei unkompliziertem Verlauf und rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose gut. Die meisten Fisteln verheilen dauerhaft, allerdings kann die Heilung mehrere Wochen bis Monate dauern.

Dabei haben Betroffene mit einer Analfistel den Verlauf zu einem Teil selbst in der Hand: Entscheidend ist, dass sie die Maßnahmen hinsichtlich der Hygiene und der Wundversorgung beachten und konsequent anwenden. Nach jedem Stuhlgang empfiehlt es sich, die Wunde mit warmem Wasser abzuduschen oder ein warmes Sitzbad mit Kamille zu nehmen.

Bei hartem Stuhl besteht die Gefahr, dass die Wunde durch zu starkes Pressen wieder aufreißt. Daher ist es sinnvoll, ballaststoffreiche Nahrung zu sich zu nehmen und viel zu trinken, damit der Stuhl weicher wird. In manchen Fällen kann auch ein leichtes Abführmittel gegeben werden.

Komplikation bei einer Analfistel: Kontinenzstörungen

Eine verhältnismäßig häufige Komplikation der Analfistel-OP sind Kontinenzstörungen – das heißt, Betroffene haben gegebenenfalls Probleme, den Stuhlgang zurückzuhalten. Je stärker der Schließmuskel bei der Operation beschädigt wird, desto höher ist das Risiko einer Stuhlinkontinenz. Mit modernen Operationsverfahren ist diese Komplikation aber seltener geworden.

Nach einer Analfistel gibt es im weiteren Verlauf normalerweise keine bleibenden Schäden. Vor allem Patient*innen, bei denen eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa die Ursache der Fistel ist, haben aber ein hohes Risiko, dass sich immer neue Analfisteln entwickeln.

Wie lässt sich Analfisteln vorbeugen?

Einer Analfistel lässt sich nicht wirksam vorbeugen. Ihre Entstehung geht entweder auf einen Analabszess oder auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung zurück. Diese ursächlichen Erkrankungen entstehen durch eine Vielzahl an Faktoren, denen man nicht direkt vorbeugen kann.

Grundsätzlich trägt aber ein gesunder Lebensstil dazu bei, Verletzungen wie etwa einer Analfissur und Entzündungen vorzubeugen. Dazu gehören

  • eine ballaststoffreiche Ernährung (mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten),
  • eine gründliche Hygiene im Analbereich,
  • ausreichend Bewegung im Alltag sowie
  • der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Konsum von Alkohol.
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