Die Ursachen des Reizdarmsyndroms bleiben rätselhaft

Die genauen Ursachen des Reizdarm-Syndroms sind nach dem derzeitigen Stand der medizinischen Forschung noch nicht geklärt. Sicher ist jedoch, dass der Reizdarm nicht von einem einzelnen Faktor ausgelöst wird, sondern verschiedene Faktoren die Erkrankung hervorrufen können.

Veränderte Bewegungsabläufe des Darms

Bei Gesunden wird die Nahrung durch eine charakteristische, immer wiederkehrende Bewegung des Dünndarms in Richtung Dickdarm weitertransportiert. Bei einer Person, die unter dem Reizdarm-Syndrom leidet, zieht sich der Darm hingegen oft in kurz andauernden, schnell aufeinanderfolgenden Bewegungen zusammen. Wird der Speisebrei zudem zu schnell fortbewegt, kommt es zu Durchfall (Diarrhö). Bei einer zu langsamen Fortbewegung leidet der Betroffene an Verstopfung (Obstipation).

Erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darms

Vermutlich ist für die erhöhte Schmerzempfindlichkeit ein gestörter Informationsaustausch zwischen Darm und Gehirn verantwortlich. Reizdarm-Betroffene empfinden Bewegungen des Darms als schmerzhaft, die Gesunde nicht registrieren.

Psychische Belastung und Reizdarm

Die Symptome des Reizdarm-Syndroms treten in Stressphasen des Betroffenen verstärkt auf. Auch Gesunde kennen das Sprichwort „Stress schlägt auf Magen und Darm". In Grenzen ist dies völlig normal – wird die Lebenssituation jedoch beeinträchtigt, wird ein Reizdarm-Syndrom vermutet.

Falsche Ernährung und Unverträglichkeiten

Reizdarm-Betroffene leiden häufig zusätzlich an spezifischer (etwa auf Laktose) und unspezifischer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit. Ein Ernährungstagebuch kann Aufschluss darüber geben. Auch ein falsches Essverhalten spielt eine Rolle: Der geringe Verzehr von Ballaststoffen oder viele verschiedene Diäten führen zu einem gestörten Darm-Verhalten.

Überfunktion der Mastzellen als Ursache im Verdacht

Die genauen Ursachen des Reizdarm-Syndroms sind bisher unklar. Als Auslöser geraten jedoch mehr und mehr bestimmte Immunzellen in Verdacht: die Mastzellen. Mastzellen sind Zellen unseres Immunsystems, die eine Vielzahl von Botenstoffen speichern. Bei Kontakt mit Viren, Bakterien, Parasiten oder auch Allergenen können sie durch Freisetzung der Botenstoffe eine Immunreaktion einleiten und die Körperabwehr koordinieren. Sind Mastzellen jedoch genetisch verändert, werden sie auch ohne Anlass aktiv und lösen beispielsweise Entzündungssymptome aus. Da Mastzellen in allen Geweben und Organen des Körpers zu finden sind, kann ihre Fehlfunktion zu vielen verschiedenen Beschwerden führen.

Eine aktuelle Studie der Universität Bonn verleiht diesem Verdacht nun weiteres Gewicht: Die Forscher fanden bei Patienten mit schweren Reizdarm-Symptomen deutliche Hinweise auf eine krankhafte Überaktivität der Mastzellen.

Bei 20 Patienten mit schweren Reizdarm-Symptomen wurde die Funktion der Mastzellen untersucht. Im Fokus der Untersuchungen standen dabei nicht allein die Darmbeschwerden der Teilnehmer, sondern zusätzlich eine Vielzahl anderer Beschwerden: Traten bei diesen Patienten Hitzewallungen auf? Litten sie unter Gefühlsstörungen in Armen oder Beinen? Mussten sie wegen asthmaartiger Beschwerden behandelt werden? Klagten sie über Wortfindungs-, Konzentrations- oder Schlafstörungen? Bei 19 der 20 Patienten fanden die Ärzte eine Häufung derartiger Begleitsymptome. "In ihrer Kombination sind solche Störungen nur durch eine krankhafte Mastzellüberaktivität zu erklären", erläutert der Bonner Medizinprofessor Dr. Gerhard J. Molderings.

Es ist schon lange bekannt, dass krankhaft veränderte Mastzellen auch Reizdarm-Symptome auslösen können. Erstaunlicherweise brachte man die beiden Krankheitsbilder aber lange Zeit nicht zusammen. Erst vor wenigen Jahren stellten Mediziner fest, dass bei Reizdarmpatienten häufig die Zahl der Mastzellen im Darm erhöht ist. Möglicherweise lassen sich die überaktiven Mastzellen durch Medikamente bändigen. Damit sollten sich dann auch die quälenden Reizdarm-Symptome bessern oder im günstigsten Fall gar beseitigen lassen.

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