Pyelonephritis

Nierenbeckenentzündung: Symptome, Dauer, Ursachen

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Bei einer Nierenbeckenentzündung kommt es zu einer Infektion der oberen Harnwege, also des Nierengewebes und des trichterförmigen Nierenbeckens, in dem der Urin gesammelt wird. Welche Ursachen hat die Harnwegserkrankung, wie lange dauert die Heilung und welche Komplikationen sind möglich?

Nierenbeckenentzündung: Dauer und Behandlung
© Getty Images/Rabizo

Kurzübersicht: Nierenbeckenentzündung

Was ist eine Nierenbeckenentzündung? Bei einer Nierenbeckenentzündung handelt es sich um eine bestimmte Form der Nierenentzündung. Betroffen ist neben dem Nierengewebe das Nierenbecken, wo Harn gesammelt wird, bevor er in die Blase abfließt.

Symptome: Fieber, Abgeschlagenheit, Schmerzen in der Nierenregion, Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und Blut im Urin sind mögliche Anzeichen.

Ursachen: Grund der Entzündung ist meist ein aufsteigender Harnwegsinfekt, ausgelöst durch Bakterien. Zudem können Risikofaktoren wie Harnsteine oder Blasenentleerungsstörungen die Erkrankung begünstigen.

Behandlung: Eine Nierenbeckenentzündung wird mit Antibiotika und Schmerzmitteln therapiert.

Im Überblick:

Erste-Hilfe-Tipps bei Nierenbeckenentzündung

Was ist eine Nierenbeckenentzündung?

Bei einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) handelt es sich um eine meist durch Bakterien hervorgerufene Infektion der Nieren. Betroffenen sind bei dieser Form der Nierenentzündung das Nierengewebe und das Nierenbecken, also jener Teil der Niere, in dem Harn gesammelt wird, bevor er über die Harnleiter in die Harnblase abgeleitet wird.

In den meisten Fällen entsteht eine Nierenbeckenentzündung durch eine Blasenentzündung (Zystitis), die entlang der Harnwege nach oben zu den Nieren gewandert ist (aufsteigender Harnwegsinfekt).

Eine Nierenbeckenentzündung kann akut oder chronisch verlaufen. Frauen sind von einer akuten Pyelonephritis bis zu 100 mal häufiger betroffen als Männer.

Nierenbeckenentzündung: Symptome einer Pyelonephritis

Eine akute Nierenbeckenentzündung geht oftmals mit einem starken Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Fieber und Nierenschmerzen (Klopfschmerzen an der betroffenen Körperseite) einher. Selten sind die Nierenbecken beidseitig betroffen. Außerdem schmerzt bei einer Pyelonephritis das Wasserlassen, der Harndrang ist stark ausgeprägt.

Mögliche Anzeichen der akuten Nierenbeckenentzündung im Überblick:

  • allgemeines Krankheitsgefühl und Abgeschlagenheit

  • hohes Fieber (bis 40 Grad Celsius)

  • Schüttelfrost

  • dumpfe bis anfallartige Rücken- und/oder Flankenschmerzen, die bis ins Becken ausstrahlen

  • Probleme beim Wasserlassen (Brennen, Drangbeschwerden, alle zehn Minuten Wasserlassen)

  • Herzrasen

  • Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit

  • akute Blasenentzündung, die vor oder mit der Pyelonephritis auftritt, mit Rotfärbung des Urins (Hämaturie)

Chronische Nierenbeckenentzündung verläuft ohne Fieber

Bei der chronischen Nierenbeckenentzündung kommt es in der Regel nicht zu Fieber, sie ruft nur unspezifische Krankheitszeichen hervor oder bleibt häufig symptomlos. Typisch für die chronische Form sind unregelmäßig auftretende Krankheitsschübe.

Symptome der chronischen Nierenbeckenentzündung im Überblick:

Bleibt die chronische Nierenbeckenentzündung unentdeckt und damit unbehandelt, leidet die Leistungsfähigkeit der Niere und es kommt zur Narbenbildung des Organs. Eine akutes Nierenversagen (Nierenschwäche) entsteht, das schlimmstenfalls eine Dialyse nötig macht. Weitere Komplikationen umfassen Abszessbildung und Sepsis.

Nierenbeckenentzündung: Ursachen und Risikofaktoren

Die Pyelonephritis wird in der Regel durch Bakterien ausgelöst, seltener durch Pilze. Die Infektion des Nierengewebes erfolgt in den meisten Krankheitsfällen von außen über die Harnröhre und dann aufsteigend über Harnblase und Harnleiter zur Niere.

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Selbsttest
Selbsttest: Haben Sie eine Blasenentzündung?

Müssen Sie vermehrt auf die Toilette? Haben Sie Schmerzen beim Wasserlassen? Beantworten Sie zehn Fragen und finden Sie heraus, ob hinter Ihren Beschwerden eine Blasenentzündung (Zystitis) stecken könnte. Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Test auf Ihrer Selbsteinschätzung beruht und eine ärztliche Diagnose nicht ersetzen kann.

Entzündungen des Nierengewebes durch Bakterienstreuung über die Blutbahn sind dagegen selten Auslöser einer Nierenbeckenentzündung. Erkrankungen des Harnsystems mit Urinabflussbehinderung begünstigen die Entstehung einer akuten Nierenbeckenentzündung.

In rund 80 Prozent ist das Darmbakterium Escherichia coli schuld an der Niereninfektion. Weitere Keime, die Nierenbeckenentzündung auslösen können, gehören zu den Gattungen:

  • Proteus
  • Klebsiella
  • Enterobacter
  • Pseudomonas
  • Serratia
  • Citrobacter

Begünstigende Vorerkrankungen und Risikofaktoren

Der Infektionsweg ist meistens aufsteigend, das heißt, die Erreger werden von außen über die Harnröhre, in die Harnblase, hin zur Niere eingeschleppt. Dieses Risiko ist insbesondere erhöht durch:

  • bestehende Vorerkrankungen: Durch eine Abflussstörung wie eine Harnröhrenverengung oder Blasenfunktionsstörungen kommt es zum Verbleib von sogenanntem Restharn in der Harnblase. Dadurch kann es zu Entzündungen kommen, die sich aufsteigend ausbreiten und dann eine Pyelonephritis verursachen können.

  • Geschlechtsverkehr: Bei Frauen besteht beim Sex das potenzielle Risiko einer Harnwegsinfektion und im Zuge dessen einer Pyelonephritis. Diese Gefahr ergibt sich aus den anatomischen Gegebenheiten – bei Frauen befindet sich die Harnröhrenmündung in der Nähe des Afters, aber auch der Scheide. Über die kurze Harnröhre der Frau können Bakterien leichter in die Harnwege gelangen.

  • Ärztliche Untersuchungen und Behandlungen: Nach einer Blasenspiegelung oder Blasenoperation ist das Risiko einer aufsteigenden Infektion zwar gering. Trotz steriler Bedingungen können Bakterien aber dabei eine entzündliche Erkrankung von Nierenbecken und Nierengewebe verursachen.

  • Blasenverweilkatheter: Im Alter nimmt die Abwehrkraft der Schleimhäute des Urogenitaltraktes ab und liegende Blasenverweilkatheter begünstigen die Einwanderung von Bakterien in den Harntrakt.

  • Harnsteine oder Urinabflussstörung: Weitere Erkrankungen des Harnsystems, wie Steine in der Niere, den Harnleitern oder der Blase, Urinabflussstörung aus der Niere und unvollständige Blasenentleerung, begünstigen die Entwicklung einer akuten Nierenbeckenentzündung.

  • Diabetes mellitus: Bei Diabetes ist der Zuckergehalt im Urin erhöht und bietet dadurch einen idealen Nährboden für Keime. Außerdem kommt es vermehrt zu Harnabflussstörungen und Restharnverbleib in der Blase. Zusätzlich ist das Immunsystem bei der Zuckerkrankheit oftmals geschwächt, was Infekte begünstigt.

Diagnose: Wie wird eine Nierenbeckenentzündung festgestellt?

Eine Nierenbeckenentzündung wird oftmals bereits anhand der bestehenden Symptome diagnostiziert. Kommen zu einer Harnwegsinfektion mit Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen zusätzlich Fieber und ein starkes allgemeines Krankheitsgefühl, ist dies für Ärzt*innen ein Indiz, dass sich die Infektion auf die oberen Harnwege ausgebreitet hat.

Da die Nieren bei einer Pyelonephritis oftmals sehr schmerzempfindlich sind, werden diese im Rahmen einer körperlichen Untersuchung bei Verdacht auf eine Nierenbeckenentzündung abgeklopft.

Weitere mögliche Untersuchungen bei einer Nierenbeckenentzündung sind:

  • Urinanalyse: Mittelstrahlurin wird hierbei auf verschiedene Erreger sowie rote und weiße Blutkörperchen getestet. Durch das Anlegen einer Bakterienkultur, kann der genaue Krankheitserreger identifiziert und auf mögliche Resistenzen getestet werden.

  • Blutuntersuchung: Das Blut kann Hinweise über das Ausmaß der Erkrankung geben. Relevante Werte zur Diagnose einer Nierenbeckenentzündung sind unter anderem verschiedene Entzündungswerte im Körper sowie Nierenmarker wie Harnstoff und Kreatinin.

  • Ultraschalluntersuchung: Eine Ultraschalluntersuchung zeigt Verengungen (Stenosen) in den ableitenden Harnwegen, welche die Entzündung begünstigen. Auch können in den Harnleitern festsitzende Nierensteine so sichtbar gemacht werden. In der Blase dient der Ultraschall dazu, die Entleerungsfunktion zu prüfen. Wird die Harnblase nicht vollständig entleert, ist der in der Blase verbliebene Urin sichtbar. Die dauerhaften Schäden, die durch eine chronische Nierenbeckenentzündung entstehen, lassen sich mit Ultraschall ebenfalls sichtbar machen.

Wie wird eine Nierenbeckenentzündung behandelt?

Die Behandlung der Nierenbeckenentzündung erfolgt mit einem Antibiotikum, das in schweren Fällen über eine Infusion, sonst als Tablette, verabreicht wird. Die Behandlung dauert bei einer unkomplizierten Infektion zwischen fünf und zehn Tagen. Zur Verlaufskontrolle wird die Anlage von Urinkulturen am 4. und 10. Behandlungstag empfohlen.

Die Einnahme der Medikamente sollten stets nach ärztlicher Anordnung erfolgen und darf auch bei Beschwerdefreiheit keinesfalls vorher abgebrochen werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Entzündung wieder kommt und chronisch wird. Das vorzeitige Absetzen eines Antibiotikums führt zum Wiederaufflammen der Entzündung und zur Bildung von Resistenzen bei den Bakterien: Die betreffenden Medikamente sind dann unwirksam.

Gegebenenfalls werden zusätzlich fiebersenkende oder krampflösende Mittel verabreicht – aber niemals Schmerzmittel, welche die Niere zusätzlich schädigen könnten.

Zusätzliche Maßnahmen bei Nierenbeckenentzündung

Zusätzlich zur Gabe von Antibiotika sollte auf eine reichliche Flüssigkeitszufuhr (zwei bis drei Liter) geachtet werden. Bettruhe und lokale Wärmeanwendung bringen subjektiv schnelle Besserung der Symptome bei Nierenbeckenentzündung.

Prinzipiell kann bei einer akuten Nierenbeckenentzündung, die auf einen Stein im Harnleiter zurückzuführen ist, der Stein im Harnleiter mit einer Harnleiterschiene überbrückt werden – einem dünnen Schlauch, der über die Harnröhre und -blase in den Harnleiter eingelegt wird. Die Schiene sorgt für ungehindertes Abfließen des Urins.

Ist eine angeborene oder erworbene Fehlbildung im Harntrakt schuld an einer wiederkehrenden Nierenbeckenentzündung, kann die Therapie auch eine Operation umfassen. Leicht beheben lassen sich zum Beispiel Verengungen im Harnleiter.

Muss man bei einer Nierenbeckenentzündung ins Krankenhaus?

In der Regel dürfen Patient*innen zu Hause bleiben und müssen nicht ins Krankenhaus zur Überwachung. In manchen Fällen ist eine Krankenhauseinweisung jedoch notwendig. Mögliche Indikationen für eine stationäre Behandlung sind:

  • Schwangerschaft
  • Verdacht auf eine Urosepsis (Blutvergiftung durch Bakterien aus den Harnwegen)
  • Säuglinge in den ersten Lebensmonaten
  • Immunsuppression (Abwehrschwäche)
  • schlecht eingestellter Diabetes mellitus

Nierenbeckenentzündung: Dauer und Verlauf

In der Regel dauert die mit Antibiotikum behandelte Nierenbeckenentzündung wenige Tage bis maximal zwei Wochen, bis sie abgeheilt ist. Die Prognose bei einer akuten Pyelonephritis ist gut, solange sie rechtzeitig erkannt und angemessen lange antibiotisch behandelt wird. Um wiederkehrende Infekte zu verhindern, sollten in jedem Fall komplizierende Faktoren wie verenge Harnwege beseitigt werden. Die Prognose einer chronischen Pyelonephritis ist deutlich schlechter: Der Heilungsprozess ist oft langwierig, nicht immer tritt eine vollständige Genesung ein.

Wird eine Nierenbeckenentzündung zu spät behandelt, drohen schwerwiegende Komplikationen und Folgen, darunter:

  • Nierenversagen
  • Nierenabszess (abgekapselte Eiteransammlungen im Gewebe)
  • Urosepsis (Blutvergiftung)

Besonders anfällig für Nierenschäden im Rahmen der Erkrankung sind Kinder. Eltern sollten deshalb besonders wachsam sein, um im Falle einer Nierenbeckenentzündung frühzeitig ärztliche Hilfe einholen zu können.

Wie lässt sich einer Nierenbeckenentzündung vorbeugen?

In den meisten Fällen entsteht eine Nierenbeckentzündung durch einen aufsteigenden Harnwegsinfekt. Um eine Entzündung der Nieren und des Nierenbeckens zu vermeiden, helfen deshalb Maßnahmen, die auch einer Blasentzündung vorbeugen.

Tipps zur Vorbeugung einer Pyelonephritis

  • Viel trinken: Mindestens 1,5 Liter ungesüßte Flüssigkeit pro Tag helfen, die Nieren zu spülen und mögliche Keime auszuschwemmem. Außerdem wird der Harn verdünnt, das beugt Nierensteinen vor.

  • Intimhygiene: Frauen, die zu Harnwegsinfekten neigen und deshalb gefährdet sind, sollten nach dem Sex die Blase entleeren, um die bakteriellen Erreger auszuspülen, und beim Toilettengang auf die richtige Wischtechnik (immer von vorne nach hinten) achten.

  • Blasenentzündung rechtzeitig behandeln: Weil eine Nierenbeckenentzündung oft auf eine verschleppte Zystitis zurückgeht, ist es wichtig, Infektionen der Harnwege nicht zu lange selbst zu behandeln und spätestens bei tagelangem Anhalten der Beschwerden oder Blut im Urin ärztliche Hilfe einzuholen.

  • Impfung gegen Blasenentzündung: Wer an rezidivierenden Harnwegsinfekten leidet, also Infektionen, die immer wiederkehren, kann sich dagegen impfen lassen. Das erhöht die Lebensqualität und beugt auch einer Nierenbeckenentzündung vor.

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