Häufige Kinderkrankheit

Keuchhusten: Impfung und Symptome bei Pertussis

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Keuchhusten ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die vor allem bei Kindern vorkommt, aber auch bei Erwachsenen auftreten kann. Die Erkrankung äußert sich vor allem durch einen sehr hartnäckigen Husten. Erfahren Sie, wie lange sich Keuchhusten hinziehen kann und für wen eine Impfung empfohlen wird.

Keuchhusten: Impfung schützt bereits Säuglinge
© Getty Images/FatCamera

Seit März 2013 ist Keuchhusten in Deutschland meldepflichtig. Nach Paragraf 34 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) dürfen Personen, die erkrankt sind oder bei denen der Verdacht einer Infektion besteht, zudem keine Lehr-, Pflege- oder Erziehungsaufgaben ausfüllen, bei denen Kontakt zu anderen Menschen besteht.

Im Überblick:

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Was ist Keuchhusten?

Bei Keuchhusten, auch Pertussis genannt, handelt es sich um eine hochansteckende bakterielle Infektion der oberen Atemwege. In Deutschland leiden überwiegend Säuglinge und Kleinkinder darunter, aber auch Erwachsene können erkranken. Keuchhusten wird über winzige Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen weitergegeben. Dabei können auch Personen, die unbemerkt erkranken, die Bakterien verbreiten.

Typisches Symptom der Erkrankung ist ein hartnäckiger, trockener Husten, der meist mehrere Wochen anhält – daher wird die Erkrankung manchmal auch als 100-Tage-Husten bezeichnet.

Häufigkeit von Keuchhusten in Deutschland

Die meisten Keuchhusten-Fälle treten in Entwicklungsländern auf, in denen jährlich hunderttausende Todesfälle durch den Erreger zu verzeichnen sind. In Deutschland kam es 2019 zu 10.315 und 2020 zu 3.462 Fällen von Pertussis. 2021 gingen die Zahlen aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen zurück – es wurden nur 727 Erkrankungen gemeldet.

Keuchhusten tritt das ganze Jahr über auf, die meisten Erkrankungszahlen werden aber im Herbst und Winter beobachtet. Säuglinge und Kleinkinder gelten als besonders gefährdet.

Wer sollte sich gegen Keuchhusten impfen lassen?

Eine Impfung bietet den wirksamsten Schutz vor Keuchhusten. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt daher folgendes Impfkonzept:

  • Säuglinge: Für neugeborene Kinder sollte eine Vierfach-Impfung im zweiten, dritten, vierten und zwischen dem elften und 14. Lebensmonat erfolgen, um eine Grundimmunisierung zu erhalten.

  • Kinder: Es wird eine Auffrischungsimpfung im Alter zwischen fünf und sechs Jahren sowie zwischen neun und 17 Jahren empfohlen.

  • Erwachsene: Die STIKO rät Erwachsenen, bei der nächste Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie einen Kombinationsimpfstoff zu wählen, der auch gegen Keuchhusten schützt.

  • In der Schwangerschaft: Seit März 2020 empfiehlt die STIKO eine Keuchhusten-Impfung für schwangere Frauen zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels.

  • Kontaktpersonen von Säuglingen: Personen im häuslichen Umfeld von Säuglingen und Kleinkindern wird vorbeugend eine Impfung gegen Keuchhusten empfohlen. Eltern, Großeltern, Geschwister und weitere Betreuungspersonen sollten ihren Schutz regelmäßig alle fünf Jahre auffrischen.

  • Personal im Gesundheitswesen: Die Impfempfehlung gilt ebenfalls für das Personal in Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen.

Gerade bei Säuglingen kann Pertussis zum Atemstillstand führen, es besteht also Lebensgefahr für nicht gegen Keuchhusten geimpfte Kinder. Bei dem verwendeten Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff, der als gut verträglich und wirksam gilt. Ein Einzelimpfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung. Es erfolgt eine Kombinationsimpfung, die gleichzeitig eine Tetanus-, Diphtherie- oder Polio-Komponente enthält.

Empfohlene Impfungen und Impfabstände

Stadien und Symptome von Keuchhusten

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen, kann zwischen sechs und 20 Tagen betragen. Im Durchschnitt kommt es nach neun bis zehn Tagen zu den ersten Anzeichen. Keuchhusten dauert mehrere Wochen bis Monate und gliedert sich im typischen Fall in drei Stadien:

  • Stadium Catarrhale: In den ersten ein bis zwei Wochen kommt es meist zu erkältungsähnlichen Symptomen (Reizhusten, Fieber). Keuchhusten wird im ersten Stadium deshalb oft nicht erkannt.

  • Stadium convulsivum: Erst im zweiten Stadium leiden Betroffene an anhaltenden, abgehackten Hustenanfällen. Sie enden in einem lang gezogenen, keuchenden oder pfeifenden Einatmen. Häufige Pertussis-Symptome sind außerdem glasig-schleimiger Auswurf oder sogar Erbrechen infolge des Keuchhusten-Anfalls. Das Stadium convulsivum dauert in der Regel zwischen vier bis sechs Wochen an.

  • Stadium decrementi: Im dritten Stadium klingen die Hustenanfälle über bis zu zehn Wochen hinweg langsam ab, indem sie seltener und schwächer werden.

Hauptsymptom bei Keuchhusten: Starke Hustenattacken

Innerhalb von 24 Stunden kann es zu bis zu 50 Hustenanfällen kommen, die zu Atemnot und stark angeschwollenen Adern an Kopf und Hals führen. Durch einen Venenstau platzen mitunter kleine Blutgefäße in der Bindehaut der Augen, welche das Weiß der Augen durchgehend rot färben. Die Rötung geht jedoch nach einiger Zeit wieder zurück und ist ein ungefährliches Symptom des Keuchhustens.

Bei Säuglingen können die Pertussis-Anfälle zu lebensbedrohlichen Atemaussetzern führen, weshalb Babys und Kleinkinder mit Keuchhusten aufmerksam beobachtet und gegebenenfalls im Krankenhaus überwacht werden müssen.

Untypischer Verlauf bei Erwachsenen möglich

Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind die Symptome oft schwächer ausgeprägt und der Husten weniger stark und eher kontinuierlich als anfallsartig. In diesen Fällen wird Pertussis nur selten als solche diagnostiziert oder wegen ähnlicher Symptome mit Asthma bronchiale oder COPD verwechselt. Das Problem: Erkrankte sind dennoch ansteckend und können eine Gefahr für Säuglinge oder ältere Menschen sein.

Keuchhusten: Wie erfolgt die Ansteckung?

Die Ursache von Keuchhusten ist eine Infektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis. Der stäbchenförmige Erreger wird durch Tröpfcheninfektion, etwa beim Husten und Niesen, übertragen. Vor allem bei engem Kontakt wie in Kindergärten kann es so zur schnellen Ausbreitung von Keuchhusten kommen.

Die für die Erkrankung typischen hartnäckigen Hustenanfälle werden aber nicht direkt von dem Bakterium ausgelöst, sondern vielmehr von Giftstoffen (Toxinen), die der Erreger produziert. Deshalb sind Antibiotika nur bedingt und in einem frühen Stadium gegen den Keuchhusten wirksam.

Pertussis gehört zu den hochinfektiösen Krankheiten. 80 bis 90 Prozent der Personen, die mit dem Erreger in Berührung kommen und nicht dagegen immun sind, erkranken infolge. Ohne die Gabe von Antibiotikum bleibt die Person bis drei Wochen nach der durchlaufenen Keuchhusten-Erkrankung ansteckend. Insgesamt ist die Gefahr der Ansteckung in den ersten sechs Wochen am größten. Bei einer frühen Behandlung mit einem Antibiotikum sind Infizierte noch bis zu fünf Tage nach Beginn der Therapie ansteckend.

Diagnose: Wie wird Keuchhusten festgestellt?

Die Diagnose von Keuchhusten erfolgt meist anhand der geschilderten Symptome. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, andere Erkrankungen wie eine chronische Bronchitis, Asthma oder COPD auszuschließen. Denn diese verursachen oftmals ähnliche Beschwerden.

Um die Diagnose von Keuchhusten zu sichern, werden daher meist verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören beispielsweise:

  • Blutproben: Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut weisen darauf hin, dass allgemein eine Infektion vorliegt. Antikörper gegen das Bakterium sind erst spät im Krankheitsverlauf im Blutserum nachweisbar.

  • Abstriche aus dem Nasen-Rachenraum: Im Labor wird ein Abstrich auf den Keuchhusten-Erreger Bordetella pertussis untersucht. Der Test ist hochspezifisch. Das heißt, er ist nur positiv, wenn wirklich eine Keuchhusten-Infektion vorliegt. Umgekehrt bedeutet das aber nicht, dass tatsächlich erkrankte Personen auch ein positives Testergebnis erhalten. Die Sensitivität der Laboruntersuchung zur Keuchhusten-Diagnose liegt also unter hundert Prozent und wird durch einen langen Transport der Probe zusätzlich herabgesetzt. Außerdem dauert die Anzucht des Erregers im Labor einige Tage.

  • PCR-Diagnose: Schneller geht das Erkennen von Keuchhusten mittels eines Verfahrens namens Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Sie zeigt das Vorhandensein von Pertussis-Erregern zuverlässiger an. Allerdings ist dieses Verfahren zur Keuchhusten-Diagnose aufwändiger und dadurch teurer.

Therapie: Wie wird Keuchhusten behandelt?

Die Therapie von Keuchhusten besteht in der Gabe von Antibiotika. Die hochwirksamen Medikamente können den Krankheitsverlauf verkürzen und die Hustenanfälle mildern. Entscheidend für den Einsatz und Erfolg einer Antibiotika-Therapie gegen Pertussis ist aber, dass diese früh diagnostiziert wird – am besten im ersten oder spätestens zu Beginn des zweiten Stadiums.

Besteht die Keuchhusten-Infektion schon länger, sind die Kontrolle der Atmung sowie Ruhe und Betreuung von Betroffenen die einzige Behandlungsmethode. Der Raum, in dem sich Pertussis-Patient*innen aufhalten, sollte regelmäßig gelüftet werden. Oft ist es hilfreich, den Körper so weit möglich zu entspannen. Bettruhe ist jedoch nicht zwingend notwendig, um den Keuchhusten wieder loszuwerden. Im Gegenteil: Leichte Spaziergänge und frische Luft unterstützen den Stoffwechsel und Atem.

Selbstmaßnahmen bei Keuchhusten: Kleine Snacks, viel Wasser

Kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt strengen den von der Infektionskrankheit geschwächten Körper nicht so sehr an wie drei große Mahlzeiten. Menschen mit Keuchhusten sollten außerdem mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßte Tees pro Tag zu sich nehmen. Das erleichtert ihnen das Abhusten des Schleims.

Gerade für Kleinkinder und Babys ist es wichtig, Bezugspersonen um sich zu haben, die sie nach anstrengenden und oft beängstigenden Hustenanfällen beruhigen und trösten. Wenn es für Antibiotika zu spät und der Husten stark ausgeprägt ist, können Steroide wie Kortison zum Inhalieren helfen.

Verlauf und Komplikationen bei Pertussis

Eine Infektion mit den Keuchhusten-Bakterien Bordetella kann sich insgesamt über viele Wochen bis Monate hinziehen, wobei das Stadium convulsivum, in denen der Husten besonders stark ausgeprägt ist, etwa vier bis sechs Wochen andauert.

Zu einem schweren Verlauf kommt es vor allem bei Kindern und Jugendlichen mit Grunderkrankungen wie Asthma bronchiale. Etwa 0,1 Prozent der Fälle enden zudem tödlich. Das ist vor allem bei Säuglingen in den ersten Lebensmonaten der Fall.

Durch das geschwächte Immunsystem ist der Körper anfälliger für Folgeerkrankungen. Eine Lungenentzündung ist die häufigste Komplikation bei Keuchhusten. Seltener treten infolge einer Keuchhusten-Infektion Krampfanfälle oder Gehirnentzündungen auf.

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