Oft Folge eines Infekts

Herzmuskelentzündung erkennen und behandeln

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Eine Herzmuskelentzündung kann Symptome wie Herzstechen und Atemnot hervorrufen, aber auch symptomlos verlaufen und unbemerkt bleiben. Ursache ist häufig ein vorheriger Infekt. Was lässt sich vorbeugend tun?

herzmuskelentzündung
© Getty Images/ljubaphoto

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was ist eine Herzmuskelentzündung? Sie ist eine Entzündung des Herzmuskelgewebes und umliegender Strukturen, inklusive der Herzkranzgefäße.

Wie merkt man eine Herzmuskelentzündung? Die Beschwerden können variieren und sind oft unspezifisch. Häufig gehen grippale Symptome der Myokarditis voraus. Hinzu kommen mitunter Erschöpfung, verminderte Belastbarkeit, Atemnot bei Anstrengung sowie Herzbeschwerden.

Was tun bei Herzmuskelentzündung? Wichtig sind körperliche Schonung und die Vermeidung von Belastung. In schweren Fällen kann eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich sein. Medikamente wie Betablocker, ACE-Hemmer oder Diuretika können ebenfalls eingesetzt werden​​​​​.

Wie gefährlich ist eine Herzmuskelentzündung? In schweren Fällen sind Komplikationen wie eine chronische Herzschwäche, schwere Herzrhythmusstörungen oder plötzlicher Herztod möglich.

Wie lange dauert es, bis eine Herzmuskelentzündung weg ist? Die genaue Dauer hängt von der Schwere der Erkrankung und dem individuellen Verlauf ab​​. Sport ist in der Regel für sechs Monate zu vermeiden.

Artikelinhalte im Überblick:

Herzmuskelentzündung: Diese Symptome können Warnsignale sein

Was ist eine Herzmuskelentzündung?

Eine Herzmuskelentzündung, medizinisch als Myokarditis bezeichnet, ist eine Erkrankung, bei der die Herzmuskelzellen und oft auch das umliegende Gewebe sowie die herzversorgenden Blutgefäße (Herzkranzgefäße) entzündet sind.

Neben der Entzündung zeichnet sich eine Myokarditis dadurch aus, dass sich die Herzmuskelzellen zurückbilden (degenerieren) oder sogar absterben können (Nekrose).

Die Entzündung ist meist gefährlich, da sie die Leistungskraft des Herzmuskels schwächt und damit die Durchblutung der Organsysteme beeinträchtigen kann. Weitere mögliche Folgen sind Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall der plötzliche Herztod.

Geht die Entzündung auch auf den Herzbeutel über, liegt eine Perikarditis (Perimyokarditis) vor.

Symptome einer Herzmuskelentzündung

Die Anzeichen, mit denen sich die Myokarditis bemerkbar macht, sind unterschiedlich und hängen von der Schwere der Krankheit ab. Sie kann auch ohne Symptome verlaufen und dadurch unbemerkt bleiben.

Beschwerden bei akuter Myokarditis:

  • akute Brustschmerzen
  • unregelmäßiger Herzschlag (Herzstolpern)
  • Atemnot, besonders bei Belastung
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • allgemeine Schwäche, die im Nachgang einer Erkältung oft fehlgedeutet wird
  • Fieber
  • Schwindel

Chronische Herzmuskelentzündung erkennen:

  • Gefühl der Abgeschlagenheit
  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • Appetitstörungen
  • ungewollte Gewichtsabnahme

Außerdem ist eine leicht bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten, insbesondere der Lippen (Zyanose) möglich. Sie ist eine Folge der nachlassenden Herzkraft: Durch die beeinträchtigte Pumpfunktion strömt weniger mit Sauerstoff angereichertes, hellrotes Blut durch die Blutgefäße und stattdessen mehr sauerstoffarmes, eher dunkel gefärbtes Blut.

Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Grundsätzlich wird zwischen einer infektiösen und einer nicht-infektiösen Entzündung unterschieden. Erstere wird durch Krankheitserreger ausgelöst, letztere durch Autoimmunprozesse, Bestrahlung oder Giftstoffe.

Infektiöse Form

Die Herzmuskelentzündung kann durch einen Infekt mit Viren verursacht werden, wobei sich offenbar bestimmte Viren bevorzugt im Bereich des Herzmuskels ansiedeln. Dazu zählen unter anderem:

  • Coxsackie-B-Viren und weitere Enteroviren: Sie werden für rund 50 Prozent der infektiösen Herzmuskelentzündungen in Europa und den USA verantwortlich gemacht.

  • Influenza-Viren: Sie gelten als Erreger der Grippe und können eine Myokarditis hervorrufen.

  • Epstein-Barr-Viren (EBV): Menschen infizieren sich gerade in jungen Jahren mit dem EBV und leiden dann meist am Pfeifferschen Drüsenfieber. In den letzten Jahren wurde das Virus häufiger als Ursache einer Myokarditis diagnostiziert.

  • Parvovirus B19: Der Erreger der Ringelröteln wurde in den vergangenen Jahren zunehmend als Infektionserreger nachgewiesen.

  • Entero-, Adeno- und Zytomegalieviren: Heute treten sie seltener auf im Zusammenhang mit einer Herzmuskelentzündung.

In seltenen Fällen kann die von Zecken übertragene Borreliose eine Herzmuskelentzündung auslösen. Diese Form wird als Lyme-Karditis bezeichnet.

Theoretisch können auch Parasiten den Herzmuskel befallen. Dies ist beispielsweise bei der Chagas-Krankheit der Fall, die vor allem in Mittel- und Südamerika vorkommt. Auch eine Myokarditis durch Pilze kommt nur sehr selten vor, sie betrifft meist nur Menschen mit schwerer Immunschwäche.

Nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung

Autoimmunerkrankungen, bei denen sich Immunzellen gegen körpereigene Strukturen richten, gehen üblicherweise mit entzündlichen Prozessen einher, die auch auf den Herzmuskel übergehen können. Dazu zählen:

  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, also Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
  • rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis
  • systemische Sklerose (durch gravierende Hautveränderungen gekennzeichnet)
  • Lupus erythematodes

Die toxische Form der Herzmuskelentzündung wird durch Giftstoffe (Toxine) hervorgerufen. Dazu gehören in erster Linie Alkohol sowie Schwermetalle. Auch Chemikalien und Medikamente können in seltenen Fällen eine Myokarditis verursachen.

Ebenso kann die Strahlentherapie im Rahmen der Behandlung von Krebserkrankungen die Ursache eines entzündeten Herzmuskels sein.

Diagnose bei Verdacht auf Herzmuskelentzündung

Eine Myokarditis ist nicht immer einfach zu erkennen, da sie oft mit Symptomen anderer Herz- und Lungenerkrankungen oder einer einfachen Erkältung einhergeht. Bei Verdacht stehen dem*der Arzt*Ärztin folgende Untersuchungen zur Verfügung:

  • Im Elektrokardiogramm (EKG) sind typische Veränderungen im Herzrhythmus feststellbar.

  • Mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) lassen sich Pumpschwächen oder vergrößerte Herzkammern erkennen. Auch ein Perikarderguss (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel) kann im Ultraschall nachgewiesen werden.

  • Ein Röntgen-Thorax (Herz-Röntgen) zeigt oftmals ein vergrößertes Herz.

  • Blutuntersuchungen und speziell eine Abklärung der Entzündungsfaktoren im Blut können den Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung erhärten. Ein Beispiel ist hier der Kreatin-Kinase-Wert (CK-Wert). Auch Antikörper gegen Viren, Bakterien oder körpereigene Strukturen lassen sich so nachweisen.

  • Über eine Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich die einzelnen Entzündungsherde im Herzen aufspüren.

  • Im Zweifelsfall wird eine Myokardbiopsie, also eine Gewebeentnahme aus dem Herzmuskel, vorgenommen. Die mithilfe eines Katheters gewonnenen Proben werden auf Entzündungszellen und Krankheitserreger untersucht.

Behandlung einer Herzmuskelentzündung

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad. Wenn die Erkrankung hochakut verläuft, dreht sich zunächst alles darum, das Leben der Patient*innen auf der Intensivstation zu retten.

Ist die Situation nicht lebensbedrohlich, ist eine strenge körperliche Schonung mit absoluter Bettruhe wichtig, damit das Herz nicht zu stark belastet wird. Frühestens nach drei bis sechs Monaten sollte wieder mit körperlicher Belastung – und das nur unter ärztlicher Überwachung – begonnen werden. Zur Entlastung des Herzens wird darüber hinaus mit Medikamenten behandelt, die Flüssigkeit aus dem Körper ausschwemmen (Diuretika).

Weitere mögliche Therapien bei einer Herzmuskelentzündung sind:

  • antivirale Behandlung: Bei fortbestehender Virusinfektion als Ursache der Myokarditis, kann versucht werden, die Viren durch eine gezielte antivirale Behandlung in den Griff zu bekommen. Behandelt wird dann zum Beispiel mit Immunglobulinen oder mit Interferon.

  • Immunsuppressiva: Gibt es Zeichen auf einen immunologischen Prozess, sind Medikamente hilfreich, die die übersteigerte Aktivität des Immunsystems dämpfen. Eine Herzmuskelentzündung wird so nur behandelt, wenn die zugrundeliegende Infektion nicht mehr fortbesteht.

  • Antibiotika: Sie kommen bei bakteriellen Infektionen zum Einsatz, wenn die Erreger noch nachweisbar sind.

Hat sich eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickelt, erhalten Betroffene Medikamente, die das Herz entlasten – zum Beispiel Wirkstoffe aus der Gruppe der Diuretika, ACE-Hemmer, Angiotensin-Antagonisten oder Betablocker. Als letzte Therapieoption ist eine Herztransplantation zu erwägen.

Verlauf und Komplikationen einer Myokarditis

Die Herzmuskelentzündung nimmt mitunter einen sehr unterschiedlichen Verlauf. Es kann bei einer eher milden Erkrankung bleiben, die kaum Symptome verursacht und nach kurzer Zeit völlig ausheilt. Eine Myokarditis kann sich allerdings rasch verschlechtern und das Leben der erkrankten Person gefährden. Ohne schnell einsetzende Behandlung kommt es zu massiven Störungen der Herzfunktion bis hin zum sogenannten kardiogenen Schock mit drohendem Herzversagen.

Mögliche Folgen einer Herzmuskelentzündung sind:

  • vergrößerter Herzmuskel (dilatative Kardiomyopathie)
  • chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • schwere Herzrhythmusstörungen
  • plötzlicher Herztod

Plötzlicher Herztod

Unerwartet auftretende Todesfälle sind nicht selten: So geht man davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Fälle von einem plötzlichen Herztod bei Sportler*innen durch eine Myokarditis verursacht werden.

Herzmuskelentzündung vorbeugen

Liegt eine Infektionskrankheit wie Erkältung, Corona oder Grippe vor, sollte diese unbedingt ausgeheilt werden, damit die Viren oder Bakterien nicht auf den Herzmuskel übergehen. Dazu gehört auch, dem Körper Ruhe und Zeit zur Genesung zu geben, ehe man sich körperlich wieder stark belastet und Sport treibt.

Beherzigen sollten dies vor allem Sportler*innen, insbesondere im Leistungssport. Nach einer schweren Infektionskrankheit ist es ratsam, mindestens vier Wochen lang auf sportliche Betätigung zu verzichten.

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