Gefäßerkrankungen

Aneurysma – lebensgefährlich und häufig lange unbemerkt

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Ein Aneurysma gilt als stille Gefahr, weil es oft lange unbemerkt bleibt. Wächst die Aussackung des Gefäßes und reißt es ein, besteht Lebensgefahr aufgrund innerer Blutungen. Welche Symptome auf ein Aneurysma hindeuten.

Brustschmerzen
© iStock.com/Jan-Otto

Kurzübersicht: Aneurysma

Definition: Kommt es zur Erweiterung eines Blutgefäßes, liegt ein Aneurysma vor. Meist ist eine Hauptschlagader betroffen (Aortenaneurysma).

Symptome: Je nach Lage der Missbildung können unterschiedliche Anzeichen wie Rückenschmerzen oder Herzprobleme auf die Gefahr hindeuten. Oft verursacht ein Aneurysma jedoch keine Symptome.

Ursachen: In vielen Fällen schwächt Arteriosklerose die Arterienwand. Auch Bluthochdruck und Rauchen zählen zu den Risikofaktoren.

Therapie: Bei kleinen Gefäßerweiterungen kann manchmal abgewartet werden. Andernfalls kommt eine endovaskuläre Operation zum Einsatz, bei der die Schwachstelle mit einem Stent oder Bypass behoben wird.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein Aneurysma?

Ein Blutgefäß kann nicht nur zu eng werden und sich verschließen (Thrombose), sondern auch erweitert sein. Eine solche Aussackung des Gefäßes, das Aneurysma, bildet sich oft an den Arterien, den großen Schlagadern des Körpers. Sie befördern sauerstoffreiches Blut vom Herzen in die Organe.

Am häufigsten bildet sich diese Ausbuchtung entlang der Hauptschlagader (Aortenaneurysma). Sie betrifft sehr oft die Bauchschlagader (Bauchaortenaneurysma). Daneben können die Arterien

  • im Brustkorb (thorakales Aneurysma), 
  • im Gehirn (intrakranielles oder zerebrales Aneurysma), 
  • im Becken oder 
  • in den Beinen erweitert sein.

Risiko steigt mit dem Alter

Die meisten Menschen erwerben die sackförmige Ausbuchtung der Arterie im Lauf ihres Lebens. Ablagerungen (Plaques) schwächen die Gefäßwände mit zunehmendem Alter. Deshalb entwickeln vor allem ältere Menschen über 60 Jahre Aneurysmen. Seltener ist die Gefäßanomalie angeboren. In diesen Fällen erkranken die Betroffenen bereits in jungen Jahren.

Vor allem das Hirnaneurysma besteht oft von Geburt an. Meist liegen dann aber weitere Missbildungen von Blutgefäßen vor.

Aneurysma-Symptome: Gefäßschwäche bleibt lange unbemerkt

Die Symptome hängen davon ab, an welcher Stelle der Arterie die Erweiterung sitzt und wie groß sie ist. Manchmal finden Ärzt*innen das Aneurysma zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung, zum Beispiel beim Röntgen oder Ultraschall. Die meisten Menschen spüren das Aneurysma erst, wenn es weiter fortgeschritten ist, auf die inneren Organe drückt oder im schlimmsten Fall reißt (Ruptur). 

Bauch (Bauchaortenaneurysma):

  • Schmerzen in Rücken, Brust oder Unterbauch
  • Flankenschmerzen, die in den Rücken oder die Beine ausstrahlen
  • Bei Ruptur: plötzlicher Rückenschmerz, der in die Seite oder in die Leiste ausstrahlt, hoher innerer Blutverlust mit Schwindel, Bewusstlosigkeit und Kreislaufkollaps

Brustraum (thorakales Aneurysma):

Nähe der Herzwand:

Gehirn (Hirnaneurysma, zerebrales Aneurysma):

  • Kopfschmerzen
  • Ausfälle der Nervenfunktion
  • Bei Riss: Plötzliche, äußerst heftige Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Lähmungen und Benommenheit

Ursachen eines Aneurysmas

Der häufigste Grund ist Arteriosklerose, bei der sich Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden, sogenannte Plaques. Sie schwächen die Arterienwand, wodurch die Blutgefäße nicht mehr so elastisch sind wie gesunde. Langsam entwickelt sich eine Erweiterung, die sich zunehmend vergrößert und den Gefäßdurchmesser ansteigen lässt.

Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für Arteriosklerose – und damit für ein Aneurysma. Dazu zählen:

Viele Patient*innen haben nicht nur ein Aneurysma, sondern mehrere erweiterte oder missgebildete Gefäße.

Erblich bedingtes Aneurysma

Daneben spielen genetische Faktoren eine Rolle. In manchen Familien kommt die Gefäßerkrankung gehäuft vor.

Auch Entzündungen aufgrund einer bakteriellen Infektion und Verletzungen der Gefäßwände (falsches Aneurysma) begünstigen Schwachstellen im Gefäß, zum Beispiel im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung.

Diagnose bei Verdacht auf Aneurysma

Die Aussackung des Gefäßes verursacht in der Regel lange Zeit keine Beschwerden. Am Anfang der Diagnose stellt der*die Arzt*Ärztin einige Fragen zu den Beschwerden und der Krankengeschichte. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der bestimmte Körperregionen abgetastet werden. Ein großes Bauchaortenaneurysma lässt sich manchmal sogar mit den Händen erfühlen.

Zudem kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz:

  • Ultraschall: Die Sonographie des Bauchraums oder Beckens zeigt die Lage und Größe des Aneurysmas und welche Gefahr von der Ausbuchtung ausgeht. Mit einem Ultraschall lassen sich auch auffällige Aneurysmen kontrollieren, die noch nicht behandlungsbedürftig sind.

  • Transösophagealer Ultraschall (TEE): Bei Verdacht auf eine Gefäßausbuchtung im Brustkorb. Der Schallkopf wird über die Speiseröhre (Ösophagus) eingeführt.

  • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Bei Verdacht auf eine Gefäßveränderung im Bauchraum, Brustkorb oder Gehirn. Damit lassen sich die Größe und die Rissgefahr bestimmen.

  • Angiographie: Die Röntgenuntersuchung der Gefäße zeigt, wie groß das Aneurysma ist.

Aneurysma durch Operation behandeln

Die Therapie der Wahl ist die endovaskuläre Operation. Bei dieser Methode wird das Blutgefäß von innen behandelt. Ein kleineres Aneurysma operieren Chirurg*innen nicht sofort. Mit regelmäßigen Ultraschalluntersuchungen beobachten sie zunächst, wie es sich entwickelt.

Bei Gefäßerweiterung von mehr als fünf Zentimetern Durchmesser und bei drohender Gefahr einer Ruptur erfolgt dagegen in der Regel eine OP. Platzt das Gefäß, geraten Betroffene in einen lebensgefährlichen Zustand, weil es zu inneren Blutungen kommt. Fachleute versuchen, die lebensbedrohliche Blutung so schnell wie möglich in einer Notoperation zu stoppen.

Behandlungsmöglichkeiten:

  • Aortenaneurysma im Bauch: In einer offenen OP wird ein Bauchschnitt gesetzt, das Gefäß eröffnet und ein künstliches Gefäßstück (Kunststoffprothese) eingesetzt. Alternativ lässt sich das Aneurysma im Bauch über einen kleinen Schnitt in der Leiste operieren. Über die Leistenarterie werden ein Katheter und ein kleines Röhrchen (Stent) bis zur Schwachstelle eingebracht. Dort wird der Stent mithilfe eines Ballons entfaltet und in der Bauchaorta fixiert.

  • Aneurysma im Brustkorb und Bein: Ein Aneurysma in den Beinen befindet sich oft in der Arterie der Kniekehle. Meist wird ein Bypass gelegt, um das betroffene Gefäß zu umgehen und die Durchblutung weiter zu gewährleisten.

  • Hirnaneurysma: Im Rahmen einer offenen Operation am Gehirn wird beim Clipping das Aneurysma mit einem Clip verschlossen. Alternativ erfolgt der Verschluss beim Coiling mithilfe einer Platinspirale (Coil). Über einen Katheter in der Leiste wird die Spirale in den Bereich des Aneurysmas vorgeschoben.

Mögliche Risiken einer OP

Für Menschen mit chronischen Erkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-, Atemwegs- oder Nierenerkrankungen ist die offene Operation meist zu riskant und deshalb nicht geeignet. Auch die Operation eines Aneurysmas im Brustraum geht mit einem erhöhten Risiko einher. Sie kann zum Beispiel zu Herz- und Atemproblemen führen. Ein operativer Eingriff, bei dem der geschwächte Gefäßabschnitt ersetzt wird, sollte daher nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden.

Prognose bei Aneurysma

Die Prognose hängt vom Ort, der Wachstumsgeschwindigkeit und der Größe der Gefäßausbuchtung ab. Zunächst verursacht sie meist keine Probleme und bleibt so oft unbemerkt. Je größer die Gefäßaussackung ist, desto höher das Risiko, dass das Gefäß reißt und innere Blutungen auslöst. Ein Gefäßriss ist mit einem hohen Sterblichkeitsrisiko verknüpft. Wird das Aneurysma rechtzeitig entdeckt, ist es gut behandelbar und die Heilungschancen sind in vielen Fällen günstig.

Aneurysma vorbeugen

Bestimmte Maßnahmen können Gefäßaussackungen vorbeugen und den wichtigen Risikofaktor Arteriosklerose eindämmen. Folgende Tipps können die Gefäßgesundheit fördern und das Wachstum eines Aneurysmas unterbinden oder zumindest verzögern:

  • Rauchstopp: Davon profitieren nicht nur die Lunge und Atemwege, sondern auch die Gefäße. Ein bestehendes Aneurysma wächst bei einem Rauchverzicht in der Regel nicht weiter. Der Rauchstopp gelingt am besten mit Nikotinersatzprodukten (Nikotinkaugummi, Nikotinpflaster) und einer Verhaltenstherapie.

  • Bluthochdruck: Ein erhöhter Blutdruck sollte ausreichend mit Medikamenten behandelt werden. Arzneien, die den Blutdruck senken, sind beispielsweise ACE-Hemmer und Betablocker.

  • erhöhte Blutfette: Wer zu hohe Blutfettwerte hat (Triglyzeride, Cholesterin), sollte versuchen, diese zu senken. Dies gelingt mit gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität. Medikamente können den Prozess unterstützen.

  • Übergewicht abbauen: Auch überzählige Kilos können die Gefäße beanspruchen und sollten daher möglichst abgebaut werden.

  • gesunde (salzarme) Ernährung: Viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Fette aus pflanzlichen Quellen (Rapsöl, Leinöl, Sonnenblumenöl) sollten auf dem Speiseplan stehen. Den Konsum tierischer Fette (Fleisch, Wurst, Butter) und Salz dagegen einschränken.

  • Nachsorgeuntersuchungen: Betroffene sollten regelmäßig den Zustand des Gefäßersatzes und der Nähte kontrollieren lassen.

  • Kontrolluntersuchungen: Sie sind wichtig, um Aneurysmen rechtzeitig zu diagnostizieren und bei einer Größenzunahme rechtzeitig zu handeln. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) empfiehlt gesetzlich versicherten Männern ab 65 Jahren ein Ultraschallscreening der Bauchaorta. Das gilt auch für Frauen über 65, die rauchen oder in der Vergangenheit geraucht haben.

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