Ablagerungen in Gefäßwänden

Arteriosklerose: Symptome und Ursachen der Arterienverkalkung

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Die Arteriosklerose wird oft auch als Arterienverkalkung bezeichnet. Bei der entzündlichen Gefäßerkrankung kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßwänden, wodurch der Gefäßdurchmesser verengt und der Blutfluss gestört wird. Mögliche Folge sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Arteriosklerose: Was steckt hinter der Gefäßverkalkung
© Getty Images/CHRISTOPH BURGSTEDT/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Der Begriff Arteriosklerose leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet so viel wie Gefäßverhärtung. Tatsächlich verlieren die Blutgefäße durch die Arteriosklerose ihre Elastizität. Gesunde Arterien sind dehnbar wie ein Gummiband, durch Einlagerung sogenannter Plaques in die Gefäßwände verhärten die Blutgefäße und werden starr. Zudem verengt sich der Gefäßinnendurchmesser immer weiter, sodass Durchblutungsstörungen möglich sind.

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Definition: Was ist eine Arteriosklerose?

Arteriosklerose ist der Überbegriff für verschiedene entzündliche Prozesse, die zu einer krankhaften Veränderung der Blutgefäße führt. Oftmals wird der Begriff mit der Atherosklerose gleichgesetzt. Bei dieser häufigsten Form der Arteriosklerose kommt es zur Einlagerung sogenannter Plaques in die Gefäßinnenwand (Intima). Besonders häufig sind große Arterien von der Erkrankung betroffen wie die Aorta (Hauptschlagader), Bein- oder Halsschlagader. Auch die Herzkranzgefäße, die das Herz selbst mit Blut versorgen, weisen oftmals arteriosklerotische Veränderungen auf.

Wie entsteht Arteriosklerose?

Die häufigste Form der Arteriosklerose, die Atherosklerose, wird primär durch eine Schädigung der Gefäßinnenwand hervorgerufen, etwa durch mechanische Verletzungen im Zuge eines erhöhten Blutdrucks, durch Infektionen oder auch Reaktionen des Immunsystems. Entzündliche Prozesse führen zur Bildung von Plaques und dadurch zu einer drastischen Verringerung des Gefäßdurchmessers und Durchblutungsstörungen.

Plaquebildung bei Atherosklerose

Ausgangspunkt der Entstehung von Plaques ist die Verletzung der Arterienwand, wodurch Muskelzellen beginnen, in die beschädigte äußere Schicht der Arterie hineinzuwuchern. Zudem lagern sich Blutfette ein, insbesondere das schädliche LDL-Cholesterin. Die damit einhergehende Entzündungsreaktion führt zur eigentlichen Bildung des Plaques: Weiße Blutkörperchen, welche auch Fresszellen (Makrophagen) genannt werden, versuchen das überschüssige Fett zu binden. Durch die Aufnahme des LDL-Cholesterins quellen sie auf und bilden sogenannte Schaumzellen. Große Ansammlungen der aufgequollenen Schaumzellen sind erste Hinweise für eine Arteriosklerose, sie bilden einen gut sichtbaren Fettstreifen.

Die An- und Einlagerung von Mineralstoffen aus dem Blut führt zu einer Aushärtung des Plaques. Durch eine Verdickung der Intima werden die Plaques in aller Regel von einer stabilisierenden Schicht aus Bindegewebe umschlossen. Je nach Beschaffenheit werden harte und weiche Plaques unterschieden. Besonders gefährlich sind weiche Plaques: Sie können sich bei akut erhöhtem Blutdruck beispielsweise durch Anstrengung lösen (Plaquesruptur) und mit dem Blutstrom mitgerissen werden. Dann besteht die Gefahr, dass der Thrombus aus Fett, Kalk und festen Blutbestandteilen ein Gefäß verstopft und etwa einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslöst.

Wie entstehen die anderen Formen der Arteriosklerose?

Seltener treten weitere Formen der Arteriosklerose auf, ihnen liegen andere Entstehungsursachen zugrunde:

  • Mönckeberg-Mediasklerose: Bei dieser Form der Arteriosklerose ist die mittlere Gefäßschicht (Tunica media) betroffen. Sie wird durch einen erhöhten Calciumwert im Blut verursacht, Menschen mit Typ-2-Diabetes sind häufig von der Gefäßveränderung betroffen. Die Gefäße verlieren im Zuge der Mönckeberg-Mediasklerose an Elastizität, allerdings kommt es zu keiner Verengung des Innendurchmessers. Durch die mangelnde Dehnbarkeit der Blutgefäße kommt es allerdings häufig zu erhöhten Blutdruckwerten.

  • Arteriolosklerose: Bei der Arteriolosklerose handelt es sich um entzündliche Veränderungen der kleinsten Blutgefäße (Arteriolen), was eine Minderdurchblutung bestimmter Organe wie der Niere und dem Auge oder auch der Extremitäten zur Folge hat. Die verdickte Gefäßwand der Arteriolen kommt besonders häufig bei Bluthochdruck oder Diabetes vor.

Arteriosklerose: Symptome oftmals erst spät im Verlauf

Ablagerungen und Engstellen in den Gefäßen verursachen zunächst keine Schmerzen. Eine Arteriosklerose entwickelt sich langsam und bleibt daher lange Zeit unbemerkt. Zu Beschwerden kommt es in der Regel erst, wenn die Gefäße an einer Stelle stark verengt sind und die Versorgung bestimmter Bereiche und Organe damit nicht mehr ausreichend gewährleistet ist. Solche Engstellen werden medizinisch auch als Stenosen bezeichnet.

Je nach Lage des Engpasses können unterschiedliche Beschwerden und Folgeerkrankungen drohen:

  • Herzkranzgefäße: Sind die versorgenden Gefäße des Herzens verengt, kann das lebenswichtige Organ nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Besonders bei Anstrengung, wenn das Herz kräftiger pumpen muss, fehlt den Zellen dann Sauerstoff. Die Verengung der Herzkranzgefäße wird auch als Koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Sie geht mit dem Gefühl der Brustenge (Angina pectoris) bei Belastung einher. Wird das Herz nicht ausreichend durchblutet, kann es zu einem Absterben von Herzmuskelzellen kommen: Arteriosklerose der Herzkranzgefäße kann einen Herzinfarkt verursachen.

  • Halsschlagader: Die Halsschlagader sichert die Blutversorgung des Gehirns, ein verminderter Blutfluss kann sich zunächst durch diffuse Symptome wie Schwindel äußern. Ein kompletter Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel in der Halsschlagader führt zu einem Schlaganfall: Dabei wird das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was ein Absterben von Gehirnzellen zur Folge hat.

  • Arterien der Beine: Sind die Gefäße in den Beinen arteriosklerotisch verengt, kommt es zum Krankheitsbild der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), umgangssprachlich auch als Raucherbein oder Schaufensterkrankheit bezeichnet. Die Erkrankung ist besonders häufig bei Menschen mit Diabetes mellitus und geht mit Beschwerden wie Muskelschwäche und -schmerzen, blasser Haut und Kältegefühl in den betroffenen Extremitäten einher. Außerdem sind Empfindungsstörungen sowie Geschwüre und schlecht heilende Wunden (Ulcus cruris) typisch. Eine fortgeschrittene PAVK kann in manchen Fällen nur noch durch eine Amputation des betroffenen Beins behandelt werden.

  • Bauchschlagader: Wird die Bauchschlagader starr und verhärtet, so kann dies zu einer Aneurysmabildung führen. Der starke Blutstrom führt zu einer Aussackung des Gefäßes, wobei es dünner und fragiler wird. Ein Bauchaortenaneurysma verursacht keine Beschwerden. Reißt es allerdings plötzlich, so droht Lebensgefahr.

  • Nierenarterien: Sind die versorgenden Arterien der Nieren durch die Arteriosklerose verengt, kommt es meist zu starkem Bluthochdruck. Fließt nicht mehr genug durch die wichtigen Entgiftungsorgane oder verschließt sich ein Gefäß vollständig (Niereninfarkt), kann ein Nierenversagen die Folge sein.

Bluthochdruck als Symptom bei Arteriosklerose

Arteriosklerose geht häufig mit Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) einher. Dieser kann zum einen Schäden der Arterienwand und somit die arteriosklerotische Plaquebildung verursachen, ist also ein Auslöser der Gefäßerkrankung. Zum anderen führen ein reduzierter Gefäßinnendurchmesser sowie die Abnahme der Elastizität zu einer Erhöhung des Blutdrucks. Bluthochdruck und Arteriosklerose bedingen sich somit wechselseitig: Es entsteht ein Teufelskreis und beide Erkrankungen verschlimmern sich unbehandelt zunehmend.

Ursachen und Risikofaktoren für Arteriosklerose

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Arteriosklerose sind bislang nicht vollständig geklärt, allerdings spielen genetische Faktoren eine Rolle. Menschen, bei denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie gehäuft vorkommen, haben ein erhöhtes Risiko. Auch das Alter spielt eine Rolle, so tritt die Erkrankung vermehrt bei älteren Personen auf. Daneben gibt es weitere Risikofaktoren, die die Arterienverkalkung begünstigen können, wie:

Zudem zeigen Untersuchungen, dass verschiedene Infektionen, unter anderem mit Chlamydien (Chlamydia pneumoniae), an der Entstehung der Arteriosklerose beteiligt sein können.

Diagnose: Wie wird Arteriosklerose festgestellt?

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen in den westlichen Industrieländern. Bei vielen Erkrankten besteht die Arteriosklerose schon über Jahre hinweg symptomlos. Entdeckt wird der Arterienverschluss meist erst, wenn schon heftige Symptome im Zuge einer lebensbedrohlichen Folgeerkrankung auftreten, etwa Brustschmerzen im Zuge der fortgeschrittenen koronaren Herzkrankheit.

Suchen Patient*innen dann ärztliche Hilfe auf, gibt ein Anamnesegespräch erste Hinweise auf Arteriosklerose. Für den*die Arzt*Ärztin ist vor allem relevant, welche Symptome auftreten, ob sie sich bei Belastung verschlimmern und wie lange die Beschwerden schon bestehen. Auch Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder Stress sowie Vorerkrankungen können hilfreiche Anhaltspunkte sein. Eine familiäre Häufung von Herzproblemen sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

In der Regel folgt eine Blutuntersuchung, so können Diabetes, erhöhte Blutfettwerte und Entzündungsmarker festgestellt und die Diagnose gesichert werden. Zudem lassen sich so mögliche Ursachen ausmachen. Auch eine Blutdruckmessung wird bei Verdacht auf Arteriosklerose durchgeführt.

Bildgebende Verfahren zeigen den Zustand der Arterien

Je nach Symptomen und betroffenen Gefäßen geben verschiedene Untersuchungen Gewissheit. Der Zustand der Beingefäße lässt sich beispielsweise gut mittels Ultraschall feststellen, häufig wird auch eine Dopplersonographie (auch farbkodierte Duplexsonografie) eingesetzt. So können Gefäßwände sowie der Blutstrom und seine Fließgeschwindigkeit beurteilt werden.

Weitere bildgebende Verfahren können sinnvoll bei der Diagnose von Arteriosklerose sein. Eine Röntgenuntersuchung der Gefäße (Angiografie) sowie eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) mit Injektion von Kontrastmitteln kann den Gefäßzustand sichtbar machen und den genauen Ort einer Stenose aufzeigen.

Spezielle Untersuchungen des Herzens

Zur Abklärung von Herzproblemen werden zudem weitere Untersuchungen notwendig, darunter:

  • EKG (auch Belastungs- oder Langzeit-EKG)

  • Koronarangiografie (Herzkatheter)

  • Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens)

  • Myokardszintigrafie (bildgebendes Verfahren mit leicht radioaktivem Kontrastmittel)

Wie wird eine Arteriosklerose behandelt?

Die Behandlung der Arteriosklerose zielt insbesondere darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und Risikofaktoren zu minimieren. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Menschen mit einer bereits diagnostizierten Arteriosklerose sich gesund ernähren, auf Nikotin verzichten und mögliches Übergewicht abbauen. Zudem werden meist Medikamente gegen Bluthochdruck verschrieben, wie ACE-Hemmer oder Betablocker. Besteht Diabetes mellitus, muss auch dieser behandelt und die Blutzuckerwerte richtig eingestellt werden.

Medikamente bei Arteriosklerose

Darüber hinaus kann eine medikamentöse Therapie helfen, die Blutfettwerte zu reduzieren. In einigen Fällen werden Lipidsenker wie Statine eingesetzt. Bei Menschen mit genetischer Veranlagung zu erhöhten Cholesterinwerten, bei denen die Therapie nicht anschlägt, können zudem mit einer Lipidapherese behandelt werden. Dabei wird Blut aus dem Arm abgezweigt und in einem speziellen Gerät zur Blutwäsche aufgereinigt und von den überschüssigen Fetten befreit. Das fettarme Blut wird über einen weiteren Schlauch wieder dem Körper zugeführt. Der Vorgang ist in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Die Lipidapherese kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt bei Menschen, bei denen die Tabletten nicht wirken, deutlich senken.

Ist das Thromboserisiko stark erhöht, werden oftmals blutverdünnende Wirkstoffe wie niedrig dosierte Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel als Prophylaxe verschrieben.

Operationen zur Behandlung der verengten Arterien

In sehr schwerwiegenden Fällen, wenn bereits akute Folgeerkrankungen wie ein Herzinfarkt drohen, kann ein operativer Eingriff notwendig werden. In einem minimal-invasiven Verfahren kann das verschlossene oder verengte Gefäß mittels Katheter behandelt werden. Der dünne Schlauch wird durch das Blutgefäß bis zu der betroffenen Stelle geschoben und mithilfe eines aufblasbaren Ballons aufgedehnt (Ballondilatation). Um das Gefäß dann offenzuhalten, wird häufig ein Stent eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine kleine Gefäßstütze aus Metall.

In Fällen, in denen kein Stent gesetzt werden kann, kommt nur noch eine Bypass: Ablauf und Risiken der Herz-OP infrage. Dabei wird der verschlossene Gefäßabschnitt mit einer operativ gesetzten Umleitung überbrückt. Dazu wird etwa eine Unterarmarterie oder kleine Beinvene der*des* Patient*in verwendet. Zudem können Gefäßprothesen zum Einsatz kommen.

Arteriosklerose: Lebenserwartung und Prognose

Arteriosklerose entwickelt sich meist still und bleibt lange unentdeckt. Oftmals wird die Erkrankung erst festgestellt, wenn bereits kardiovaskuläre Folgeerkrankungen vorliegen. Die Lebenserwartung bei Arteriosklerose hängt vor allem vom Alter und allgemeinen Gesundheitszustand von Betroffenen ab. Zudem spielt es eine Rolle, welche Blutgefäße von der Erkrankung betroffen sind. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt, ist die Prognose oftmals günstig.

Arteriosklerose vorbeugen: Risikofaktoren meiden

Ein ungesunder Lebensstil mit fett- und salzreicher Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel und Nikotingenuss ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Arteriosklerose. Sport, Rauchverzicht und eine ausgewogene Ernährung sind die beste Prävention für die Arterienverkalkung. Außerdem schützt die konsequente Behandlung von Bluthochdruck sowie Diabetes vor den entzündlichen Gefäßschäden. Um mögliche Grunderkrankungen rechtzeitig zu erkennen, sollten regelmäßige ärztliche Check-ups wahrgenommen werden.

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