Langsam, schnell, unregelmäßig

Herzrhythmusstörungen: Herz aus dem Takt

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Niedriger und hoher Puls oder Herzstolpern: Bei Herzrhythmusstörungen gerät der Herzschlag aus dem Takt. Welche Ursachen das haben kann, welche Symptome es gibt und wann ärztliche Hilfe eingeholt werden sollte.

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Der Herzschlag wird durch elektrische Impulse im Herzen ausgelöst. Taktgeber dabei ist der Sinusknoten. Der von ihm erzeugte elektrische Impuls wird über den AV-Knoten an das His-Bündel weitergeleitet. Letzteres gibt das Signal an die Herzkammern ab. Sie ziehen sich zusammen und pumpen dadurch das Blut in den Kreislauf. Kommt es in diesem Zusammenspiel zu Fehlern, schlägt das Herz außer Takt. Oftmals sind sie harmlos: Manchmal können Herzrhythmusstörungen allerdings auch lebensbedrohlich sein.

Artikelübersicht:

Was sind Herzrhytmusstörungen und welche gibt es?

Eine Herzrhythmusstörung (Arrhythmie) liegt vor, wenn das Herz zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig schlägt. Dies kann ausgelöst werden, wenn elektrische Impulse vom Sinusknoten nicht richtig erzeugt oder sie nicht richtig weitergeleitet werden. Außerdem können zusätzliche Impulse im Vorhof oder der Kammer entstehen. 

Herzrhythmusstörungen treten sehr häufig auf. In Deutschland litten im Jahr 2019 fast 500.000 Menschen an Herzrhythmusstörungen und wurden deshalb in ein Krankenhaus eingewiesen. Allerdings müssen Abweichungen von der normalen Schlagfrequenz des Herzens nicht immer krankhaft sein und fast jeder Mensch erlebt sie im Laufe seines Lebens einmal. Ob Herzrhythmusstörungen harmlos oder lebensbedrohlich sind, kann nur ein*e Ärzt*in (Kardiolog*in) nach ausführlicher Untersuchung entscheiden.

Diese Arten von Arrhythmien werden unterschieden:

  • Tachykardie: erhöhte Pulsfrequenz von mehr als 100 Schlägen pro Minute

  • Bradykardie: weniger als 60 Schläge pro Minute

  • Arrhythmie: einzelne Schläge fehlen oder kommen zusätzlich vor

  • Tachyarrhythmie: das Herz schlägt unregelmäßig und zu schnell

  • Bradyarrhythmie: der Herzschlag ist unregelmäßig und zu langsam

  • Extrasystolen: Auch bekannt als Herzstolpern, zusätzlicher Impuls zum normalen Herzrhythmus

  • Kammerflimmern: die Kammerfrequenz ist stark erhöht und unregelmäßig. Der Zustand ist lebensbedrohlich.

  • Vorhofflimmern: unregelmäßiger Herzschlag, wodurch weniger Blut durch den Körper gepumpt wird

Daneben unterscheidet man Herzrhythmusstörungen je nachdem, an welcher Stelle sie zuerst aufgetreten sind.

Eine Herzrhythmusstörung ist nicht zu verwechseln mit dem posturalen Tachykardiesyndrom (POTS).

Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen

Der Ursprung des veränderten Herzschlags liegt hierbei in den Herzkammern (Ventrikeln). Typische Anzeichen dafür sind ventrikuläre Extrasystolen (Extraschläge), Kammerflimmern und Kammertachykardien.

Supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen

Als supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen werden Störungen bezeichnet, die oberhalb der Herzkammern entstehen. Sind andere Bereiche wie der Vorhof, der AV-Knoten oder das His-Bündel Schuld an den fehlerhaften Impulsen, entstehen unter anderem folgende Herzrhythmusstörungen:

  • Extrasystolen
  • Vorhoftachykardie
  • Vorhofflimmern

Symptome bei Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen können sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Die typischen Symptome sind:

  • Herzklopfen (Palpitationen)
  • Herzrasen 
  • Herzstolpern

Allerdings können die Symptome auch weniger typisch ausfallen.

Symptome bei einem zu langsamen Herzrhythmus (Bradykardie):

  • eingeschränkte Belastbarkeit
  • Luftnot
  • kurze Bewusstlosigkeiten

Symptome bei einem zu schnellen Herzrhythmus (Tachykardie):

Herzrasen ist in der Regel gefährlicher und führt öfter zum plötzlichen Herztod. Liegen die folgenden Symptome vor, ist sofort notärztliche Hilfe unter der 112 zu rufen:

  • Herzrasen (Flattern im Brustkorb)
  • Schwindel
  • unregelmäßiger Puls
  • Anfälle von kurzer Benommenheit
  • Atemnot
  • Bewusstlosigkeit (Synkopen)
  • vorübergehende Seh- und Sprachstörungen

Eine bereits bestehende Herzinsuffizienz kann sich verschlechtern oder auch zu einem Angina pectoris-Anfall führen. Im schlimmsten Fall kann es zum Hirn- oder Herzinfarkt kommen.

Manche Menschen bemerken Herzrhythmusstörungen überhaupt nicht.

Symptome bei Herzstolpern

Bei Herzstolpern kommt es zu Extraschlägen des Herzens. Sie kommen früher als der normale Herzschlag vor. Bei gesunden Menschen treten die zusätzlichen Schläge häufig in Verbindung mit Stress, Angst, Nervosität oder Freude auf. Herzstolpern kann aber auch im Zusammenhang mit Vorhofflimmern zustande kommen. Symptome im Zusammenhang mit Herzstolpern:

  • Herzklopfen
  • Kurzatmigkeit
  • Schwitzen
  • Druckgefühl in der Brust
  • Angstgefühl
  • Schwindel
  • vermehrtes Wasserlassen

Sehr häufig treten aber auch keine Beschwerden auf.

Was können Ursachen für Herzrhythmusstörungen sein?

Die Ursachen von Herzrhythmusstörungen sind vielfältig. Sie können in einer vorbestehenden Herzerkrankung liegen oder andere Gründe haben. Mögliche Ursachen können sein:

Manchmal liegt auch keine Ursache für die Herzrhythmusstörungen vor (idiopathisch). Diese harmlosen Herzrhythmusstörungen treten meist bei jungen, gesunden Menschen auf.

Arrhythmien: Psychische Ursachen

Herzrhythmusstörungen können durch psychische Probleme ausgelöst oder verstärkt werden. Ebenso sind Herzrhythmusstörungen insbesondere Vorhofflimmern nicht selten Folge psychischer Probleme. Klinische Studien zeigten, dass Menschen mit Depressionen die körperlichen Beschwerden wie Unruhe, Übelkeit oder Kurzatmigkeit viel schlimmer wahrnehmen als andere.

Aus diesen Fakten heraus, hat sich die sogenannte Psychokardiologie entwickelt. Sie beschäftigt sich mit den Zusammenhängen beider medizinischen Bereiche. Die ärztliche Behandlung sollte daher immer auch die psychologischen Aspekte berücksichtigen. Betroffenen wird daher geraten, auch psychische Verstimmungen mit der*dem Kardiolog*in zu besprechen.

Diagnose der Herzrhythmusstörung: Wann ärztliche Hilfe einholen?

Wer spürt, dass er*sie Herzrhythmusstörungen hat, fühlt sich oft sehr unwohl damit oder bekommt Angst. Gerade Herzstolpern durch zusätzliche Schläge des Herzens (Extrasystolen) kommen häufig vor, sind aber meist kein Grund zur Sorge. Tritt dies jedoch häufiger auf, sollte ein*e Kardiolog*in zur Abklärung aufgesucht werden.

Vorhofflimmern kann länger anhalten, das Herz rast dann mit bis zu 160 Schlägen pro Minute. Das Vorhofflimmern direkt kann und muss nicht behandelt werden. Betroffene bekommen aber in der Regel Gerinnungshemmer (Antikoagulanzien), um die Entstehung von Blutgerinnseln im Herzen und damit einem Schlaganfall vorzubeugen. Denn wird das Blut nicht komplett aus dem Herzen durch den Kreislauf gepumpt, wie es beim Vorhofflimmern der Fall ist, staut es sich und kann verklumpen.

Bei älteren Menschen wird das Herz manchmal sehr langsam und hat Aussetzer (AV-Block). Handlungsbedarf besteht aber auch beim AV-Block nur, wenn der*die Betroffene ohnmächtig wird oder der Herzschlag länger als fünf Sekunden aussetzt.

Welche Untersuchungen sind notwendig?

Die Diagnose der Herzrhythmusstörungen erfolgt mithilfe eines EKG: Auswertung, Ablauf und Bedeutung. Zusätzlich zu einem Ruhe-EKG wird oft ein Belastungs-EKG: Ablauf, Dauer und Auswertung und Langzeit-EKG durchgeführt. Der*die Ärzt*in wird sich außerdem in einem ausführlichen Gespräch über die auftretenden Beschwerden informieren (Anamnese), den Puls messen und das Herz abhören.

Zudem kann der Brustkorb geröntgt und eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie) des Herzens durchgeführt werden. In manchen Fällen ist eine Herzkatheteruntersuchung und/oder elektrophysiologische Untersuchungen notwendig.

Behandlung bei Herzrhythmusstörungen

Bei Menschen mit gesundem Herzen stellen Herzrhythmusstörungen meist keine Bedrohung dar, die behandelt werden muss. Bei den krankhaften Herzrhythmusstörungen ist eine Therapie dringend erforderlich. Erfolgt keine adäquate Behandlung, können sie die Lebensqualität erheblich einschränken und die Lebenszeit verkürzen.

Medikamente bei Herzrhythmusstörungen

Die Therapie liegt in der Behandlung der Grunderkrankung, welche die Herzrhythmusstörungen verursacht. Erst wenn dies nicht möglich ist oder nur unzureichende Wirkung zeigt, können Medikamente (Antiarrhythmika) eingesetzt werden. Von diesen gibt es vier Arten, die unterschiedlich am Herzen wirken:

  • Natriumkanal-Blocker (IA, IB, IC)

  • Betarezeptoren-Blocker (Betablocker)

  • Kaliumkanal-Blocker

  • Kalzium-Antagonisten

Bei Vorhofflimmern werden Gerinnungshemmer verordnet, um der Bildung von Blutgerinnseln und damit einem Schlaganfall vorzubeugen.

Weitere Therapiemöglichkeiten

Betroffene können durch eine gesunde Lebensweise dazu beitragen, die Probleme zu verringern. Dazu gehören:

  • gesunde Ernährung

  • regelmäßiger Sport

  • Stress reduzieren

  • Konsum von Kaffee, Alkohol und Nikotin einschränken

Wenn bei Personen trotz der Behandlung mit Medikamenten erhebliche Beschwerden wie Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot, Druckgefühl im Brustkorb, Schwindelgefühl oder Beeinträchtigung der körperlichen Belastbarkeit entstehen, kommt die Katheterablation in Betracht. Dabei werden mit Hochfrequenzwellen die Bereiche im Herzen bearbeitet, die falsche Impulse senden. Dieses Verfahren wird in Spezialkliniken durchgeführt.

In manchen Fällen von Herzrhythmusstörungen wird ein Herzschrittmacher operativ eingesetzt. Bei Kammerflimmern ist die Therapie immer eine Defibrillation mit Elektroschocks und Wiederbelebung.

Mit Sport und Ernährung Herzrhythmusstörungen vorbeugen

Zur Vorbeugung von Herzrhythmusstörungen wird ebenso wie bei allen anderen Herzerkrankungen eine gesunde Lebensweise mit regelmäßigem Sport und Bewegung, gesunder Ernährung und geringem Konsum von Alkohol empfohlen.

Der Blutdruck und die Schilddrüse sollten regelmäßig untersucht und mögliche Erkrankungen behandelt werden. Außerdem sollten alle Risikofaktoren für eine Koronare Herzkrankheit vermieden werden.

Folgen von Herzrhythmusstörungen

Tritt bei Herzrhythmusstörungen Bewusstlosigkeit auf, kann diese zu einem Sturz mit Verletzungen führen.

Zu gefährlichen Folgen und Komplikationen kommt es nur, wenn bereits eine Herzerkrankung vorliegt. Dann können im schlimmsten Fall Kreislaufversagen und Herzstillstand auftreten. Liegt Kammerflimmern vor, kann dies in einem plötzlichen Herztod enden.

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