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Hypertensive Krise – Blutdruck außer Kontrolle

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Blutdruckwerte über 180/110 mmHg können Anzeichen einer hypertensiven Krise sein und gelten als Notfall. Wie sich die Blutdruckentgleisung äußert und welche Ursachen eine hypertensive Krise auslösen können.

Krankenwagen wegen hypertensive Krise
© hedgehog94 – stock.adobe.com

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wann spricht man von einer hypertensiven Krise? Sie liegt vor, wenn der Blutdruck ohne akute körperliche Belastung auf Werte über 180/110 mmHg ansteigt. Kommt es zu Organschäden, liegt ein hypertensiver Notfall vor, der lebensbedrohlich sein kann​.

Wie äußert sich eine hypertensive Krise? Zu den Anzeichen gehören ein roter Kopf, starke Kopfschmerzen oder Druck im Kopf, Übelkeit und Erbrechen. Bei einem hypertensiven Notfall können Brustenge, Atembeschwerden, Sehstörungen und Taubheitsgefühle auftreten.

Was löst eine hypertensive Krise aus? Ausgelöst wird eine hypertensive Krise häufig durch Bluthochdruck. Andere Ursachen können Nierenerkrankungen, hormonelle Störungen, Stress oder bestimmte Medikamente sein​​​​.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine hypertensive Krise?

Bei Bluthochdruck (Hypertonie) liegen die Werte über 140/90 mmHg. Steigt der Blutdruck plötzlich weiter an, sprechen Fachleute von einer hypertensiven Krise (Blutdruckentgleisung, Bluthochdruckkrise). Fachleute definieren diese Blutdruckkrise bei einem Anstieg des Blutdrucks über 180/110 mmHg.

Die hypertensive Krise ist zwar immer eine ernste Situation, jedoch kaum akut lebensbedrohlich und leicht behandelbar.

Hypertensiver Notfall

Kommt es neben der Blutdruckentgleisung zu Organschäden (zum Beispiel am Herzen oder den Nieren), liegt ein lebensgefährlicher hypertensiver Notfall vor. Hier ist der stark erhöhte Blutdruck Symptom einer akuten Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems wie eines Herzinfarktes (Myokardinfarkt) oder eines Schlaganfalls (Apoplex).

Anzeichen der hypertensiven Krise

Weil die deutliche Blutdrucksteigerung plötzlich einsetzt, bemerken Betroffenen dies in der Regel schnell. Die wichtigsten Symptome der hypertensiven Krise sind:

  • Kopfschmerzen
  • roter Kopf
  • Benommenheit, Bewusstseinsstörungen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Nasenbluten (Epistaxis)
  • Brustenge (Angina pectoris)
  • Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie)
  • große Unruhe (Agitation)
  • Atemnot (Dyspnoe)
  • Sehstörungen (Stauungspapille)
  • Nierenfunktionsstörungen, etwa Blut im Urin (Hämaturie) oder Eiweiß im Urin (Proteinurie)
  • Schmerzen, vor allem in der Brust

Symptome von hypertensivem Notfall

Brustschmerz, Atemnot, Sprachstörungen, Taubheitsgefühle und Lähmungen sind Symptome eines hypertensiven Notfalls. Sie richten sich danach, welches Organ betroffen ist. So stehen beim Schlaganfall zusätzlich zum starken Blutdruckanstieg neurologische Ausfälle im Vordergrund, beim Herzinfarkt der Brustschmerz.

Diese Ursachen lösen eine hypertensive Krise aus

Eine hypertensive Blutdruckentgleisung kann verschiedene Ursachen haben. Meist tritt sie bei Menschen auf, die bereits unter einer arteriellen Hypertonie leiden. Häufige Ursachen und Risikofaktoren für eine Blutdruckkrise sind:

  • Fehldosierung von Blutdruck-Medikamenten durch Vergessen oder Unterbrechen der gewohnten medikamentösen Behandlung

  • unbehandelter Bluthochdruck

  • akute Nierenerkrankungen

  • Nierenarterienstenose

  • hypertensive Schwangerschaftserkrankungen

  • Alkoholkonsum oder Alkoholentzug

  • aufputschende Drogen wie Kokain

  • Phäochromozytom (hormonell aktiver Tumor der Nebennieren)

  • tyraminreiche Ernährung bei Einnahme von MAO-Hemmern

Hohe Blutdruckwerte bei einem hypertensiven Notfall hingegen sind das Symptom einer Störung des Herz-Kreislauf-Systems. Diese werden durch akute Erkrankungen wie einem Schlaganfall, akuten Lungenödem, Herzinfarkt oder einer Herzschwäche verursacht.

Psychische Ursachen einer hypertensiven Krise

Eine bereits bestehende Hypertonie kann auch durch psychische Faktoren entgleisen. So können beispielsweise massiver Stress, eine Panikattacke oder ein anderer emotionaler Erregungszustand die Bluthochdruckkrise auslösen.

Diagnose und Verhalten bei plötzlicher Blutdruckentgleisung

Wichtigste Maßnahme bei allen Blutdruckentgleisungen ist: Bleiben Sie ruhig und wählen Sie sofort den Notruf 112. Anhand der beschriebenen Beschwerden und durch Blutdruckmessen kann der*die Arzt*Ärztin meist schnell unterscheiden, ob es sich um eine hypertensive Krise oder einen hypertensiven Notfall handelt.

In der Regel sind Menschen betroffen, die bereits Bluthochdruck haben und deshalb ein Messgerät besitzen. Wenn Sie Werte über 180 mmHg messen, sollten Sie ärztliche Hilfe aufsuchen. Hier können weiterführende Untersuchungen zur Diagnose gemacht werden.

Hilfe im Notfall: Therapie der hypertensiven Krise

Bei der hypertensiven Krise sollte die Behandlung spätestens 24 Stunden nach dem Auftreten einsetzen, da sich unbehandelt ernste Folgeerkrankungen entwickeln können. Ein hypertensiver Notfall muss sofort behandelt werden, um das Überleben der Patient*innen zu sichern.

Ziel der Behandlung der hypertensiven Entgleisung ist es, den Blutdruck innerhalb der nächsten 24 Stunden langsam zu senken. Dies geschieht häufig stationär in einem Krankenhaus. Überwachungsgeräte kontrollieren dabei, ob sich der Blutdruck durch verabreichte Medikamente reguliert.

Bei der Behandlung einer hypertensiven Krise durch eine*n Ärztin*Arzt kommen vor allem folgende Medikamente zum Einsatz:

  1. Als erster Schritt wird häufig oral ein Blutdrucksenker verabreicht, bevorzugt ein ACE-Hemmer.

  2. Falls der Blutdruck damit nicht sinkt, steht Nitroglycerin zur Verfügung, das als Spray in den Mund verabreicht wird. Der Gebrauch ist jedoch Off-Label, das Medikament ist dafür also nicht offiziell zugelassen.

  3. Bei Bedarf können weitere Antihypertensiva erwogen werden, die intravenös gegeben werden. Dazu zählen die Wirkstoffe Urapidil, Nicardipin und Labetalol.

  4. In sehr schweren Fällen einer Bluthochdruckkrise kann kurzzeitig Nitroprussid intravenös gegeben werden. Auf der Intensivstation wird der Wirkstoff als antihypertensives Medikament eingesetzt.

Die Wirkstoffe Nifedipin oder Nitrendipin werden heute nicht mehr eingesetzt, da der Blutdruck zu schnell absinken kann und daraus eine Beschleunigung der Herzfrequenz (Reflextachykardie) entstehen kann.

Die Prognose bei der hypertensiven Krise ist gut. In den meisten Fällen gelingt es, den Blutdruck mit Medikamenten langsam auf unter 160/90 mmHg zu senken.

Behandlung des hypertensiven Notfalls

Bei einem hypertensiven Notfall sind Organe, meist Herz, Hirn und Nieren, akut gefährdet. Deshalb muss der Blutdruck schnellstmöglich gesenkt werden. Dabei steht die Behandlung der akuten Grunderkrankung wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall im Vordergrund. Dadurch wird der Blutdruck indirekt gesenkt. Zusätzlich können antihypertensive Medikamente unterstützen.

Eine kontrollierte Blutdrucksenkung im Notfall erfolgt über intravenös gespritzte Medikamente. Als Mittel der Wahl gilt hier der Wirkstoff Urapidil. Auch Betablocker können eingesetzt werden

Die Blutdruckveränderung muss engmaschig überwacht werden, da ein zu schnelles Absenken zur Minderversorgung des Gehirns oder anderer Organe führen kann. In der Folge kann es zu anhaltenden Schädigungen der Organe kommen.

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