Starkes Bindegewebe

Faszientraining: Bindegewebe stärken mit einfachen Übungen

Faszientraining sorgt nicht nur für eine aufrechte und gesunde Haltung. Da das Bindegewebe auch bei der Entstehung von Schmerzen eine Rolle zu spielen scheint, beugen gezielte Übungen Beschwerden vor. So kann ein effektives Faszientraining aussehen.

faszientraining
© Getty Images/Boris Jovanovic

Faszien durchziehen den gesamten Körper und sind reich an Nervenenden, die Schmerzen weiterleiten können. Die Hüllen aus Bindegewebe umgeben Organe, Bänder, einzelne Muskeln oder ganze Muskelgruppen und geben diesen Form und Struktur. Faszien bestehen aus straffen Kollagenfasern und Elastin, die von speziellen Zellen, den Fibroblasten, produziert werden. Je elastischer diese Fasern sind, desto besser ist die Körperwahrnehmung und die Beweglichkeit. Verschiedene Faktoren wie Stress oder Überlastung können zu einer Verklebung und Verdickung der Faszien führen. Als Folge senden diese Signale an die Muskeln, welche daraufhin Entzündungsstoffe aussenden. Gezieltes Faszientraining hilft Schmerzen vorzubeugen.

Überblick:

Blackroll: Übungen mit der Faszienrolle

Faszientraining: Mehr Leistung, weniger Schmerzen

Um Schmerzen, Verspannungen oder auch Verletzungen des Bindegewebes vorzubeugen oder diese zu behandeln, können die Faszien gezielt trainiert werden. Dafür reichen reine Kräftigungs- oder Gymnastikübungen aber nicht aus. Die Faszien benötigen stattdessen ganz bestimmte Anreize, um gesund zu bleiben. Weil das Bindegewebe überwiegend auf Dehnung anspricht, handelt es sich dabei vor allem um dynamische Dehnübungen.

Aber auch das "Auswalken" oder "Auspressen" der Faszien mittels einer Faszienrolle (geläufig ist vielen der Markenname Blackroll) oder einem Tennisball sowie federnde Bewegungen zählen zum Faszientraining. Während die Faszienrolle für größere Flächen und damit breiter wirkt, bearbeitet der Tennisball die Faszien stärker in der Tiefe.

Die Bindegewebshülle speichert sehr viel Flüssigkeit. Diese wird beim Faszientraining aus dem Gewebe gepresst, damit sich die Faszien mit neuer, frischer Flüssigkeit füllen können.

Während die Faszien in jungen Jahren noch sehr elastisch und beweglich sind, werden sie im Alter immer steifer. Verletzungen, permanenter Stress, falsche oder einseitige Belastung, Bewegungsmangel, aber auch eine Überbelastung durch zu viel Sport, schaden den Faszien zusätzlich. Neben dem sportlichen Aspekt sollte auch auf eine gesunde Ernährung für das Bindegewebe geachtet werden.

Mit Faszientraining Verklebungen lösen

Ungesunde Faszien sind chaotisch angeordnet und wirken – unter dem Mikroskop betrachtet – verklebt. Dadurch arbeiten die Muskeln weniger effizient, denn die einzelnen Faserbündel gleiten nicht mehr einwandfrei aneinander vorbei. Das Ergebnis ist eine schlechtere Koordinationsfähigkeit und eine steifere Körperhaltung.

Durch die Übungen beginnen sich die Zellen zu teilen und neue Fasern werden produziert. Diese verbinden sich untereinander und bilden den typischen Aufbau. Bei gesunden Faszien handelt es sich dabei um eine regelmäßige Netzstruktur.

Faszientraining hat noch weitere Vorteile:

  • Es schützt die Muskulatur vor Verletzungen.
  • Die Muskeln benötigen weniger Zeit zum Regenerieren.
  • Es verbessert Koordination und Bewegungsabläufe.
  • Sehnen und Bänder sind belastbarer.
  • Es beugt Reibungsschmerzen in Hüftgelenken oder Bandscheiben vor.
  • Faszientraining strafft den Körper.

Wer regelmäßig trainiert, erhöht seine körperliche Leistungsfähigkeit. Denn durch konsequentes Üben werden die Faszien elastischer, haben deutlich mehr Federkraft und entlasten so die Muskulatur. Wichtig beim Faszientraining ist auch die Nachhaltigkeit: Im Gegensatz zum Muskel dauert es sehr lange, bis sich das Bindegewebe verändert. Dafür hält der Effekt, sobald er eintritt, länger an. Zwei- bis dreimal pro Woche zehn Minuten Training sollen bereits ausreichen.

Drei Komponenten: So funktioniert effektives Faszientraining

Auch wenn die meisten Menschen davon ausgehen: Faszientraining besteht nicht nur aus Übungen mit der Faszienrolle. Das Training für gesunde Faszien sollte sich aus drei wesentlichen Teilen zusammensetzen:

  1. Elastisch und federnd: Ziel ist es, die Vorspannung der Bindegewebshülle zu verbessern. Durch Springübungen beispielsweise wird die Vernetzung der Faszien aktiviert.
  2. Dehnend: Vor allem das Dehnen über einen Muskel hinaus hat sich als effektiv erwiesen. Beim sogenannten langkettigen Dehnen werden zum Beispiel zusätzlich zum Nacken die Schulter und der Arm gestreckt. Am besten lassen sich die Übungen mit Yoga vergleichen.
  3. Faszienrolle: Verklebungen und Verhärtungen können durch Massage mit der Rolle, die es in verschiedenen Größen und Stärken gibt, gelöst werden.  

Übungen für gesunde Faszien

Faszientraining empfiehlt sich vor jedem Workout oder kann auch unabhängig vom sonstigen Training durchgeführt werden – etwa zehn Minuten pro Tag reichen. Jedoch sollte immer beachtet werden, dass ein ausgeglichenes Workout aus Kräftigung, Ausdauer und Faszientraining wichtig für die Gesundheit ist.

So kann ein Faszien-Workout aussehen:

  1. Sprungtraining: Ob mit dem Springseil oder ohne – eine Minute auf der Stelle hüpfen aktiviert die Faszien. Dabei gilt: je abwechslungsreicher, desto besser. Auch Hampelmänner (Jumping Jacks) sind möglich. Beim Aufkommen ist es wichtig, sanft und federnd zu landen.

  2. Langkettige Dehnung: Hier können Yoga-Übungen oder einzelne Dehnübungen angewendet werden. Ein gutes Beispiel ist der "Herabschauende Hund“ aus der Yoga-Praxis. Am besten startet man mit dem Vierfüßler-Stand, bei dem die Knie parallel zur Hüfte und die Hände unter den Schultern auf dem Boden aufgestellt werden. Dann können die Beine durchgestreckt werden, natürlich nur soweit wie möglich. Die Länge im Rücken und in der Beinrückseite schafft eine sanfte Dehnung der Faszien.

  3. Übungen mit der Faszienrolle: Zu Beginn ist das “Auswalken“ der Waden sinnvoll. Dafür wird die Rolle im Sitzen unter die ausgestreckte Wade platziert. Die Hände befinden sich hinter dem Rücken, sodass ein Abstützen möglich ist. Mit Vor- und Rückbewegungen kann so der Wadenmuskel bearbeitet werden. Danach ist ein “Ausrollen“ des Oberschenkels, Gesäßes und Rückens ratsam. Auch der Nacken kann mit einer Faszienrolle massiert werden. Tipp: Es müssen nicht alle Muskelgruppen bei jeder Trainingseinheit an der Reihe sein.

Gerade bei den ersten Übungen zum Stärken des Bindegewebes kann sich das Training schmerzhaft und unangenehm anfühlen. Vor allem, wenn gezielt Verhärtungen bearbeitet werden. Sollte es zu schmerzhaft sein, gilt es, weniger Druck auszuüben. Bei zu starken Beschwerden ist das Faszientraining abzubrechen.

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