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Umgang mit Wesensveränderung

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Schlaganfall | Expertenfrage

16.05.2007 | 03:16 Uhr

Ein Bekannter von mir ist nach seinem Schlaganfall sehr verändert. Die Sprachprobleme werden bei einer Logopädin behandelt. In diesem Bereich hat er Verständnis für seine Einschränkungen entwickelt, so daß er trotz Wortfindungsstörungen gut kommunizieren kann. In aller Regel kann mein Bekannter auch mitteilen, was er will.Problematischer ist die Wesensveränderung. Was er sich in den Kopf gesetzt hat, wiederholt er beständig. Er meint, weil er krank sei, würden ihm bestimmte Dinge zustehen z.B. müsse ihm das Sozialamt Geld geben, damit er Dinge kaufen kann, um seine Krankheit zu behandeln. Er hat aber keine Ansprüche z.B. auf Privatlehrer für PC. Die Rente ist zwar klein, aber ausreichend. Er hat auch etwas an Schulden, die Mahnungen ignoriert er und behauptet, er hätte alles bezahlt, obwohl das nicht stimmt. Die Rechthaberei und Verbissenheit, das Festhalten an unrealistischen Forderungen macht den Umgang mittlerweile sehr unerfreulich. Er beschimpft unflätig,die, die helfen wollen, was dazu führt, daß die nichts mehr von ihm wissen wollen. Kann ein solches Verhalten positiv beeinflußt werden, wenn ja, wie? Er ist übrigens in neurologischer Behandlung und medizinisch wird er gut versorgt.

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18.05.2007, 04:13 Uhr
Antwort

Grüß Gott,
bedenken Sie, dass ein Gehirn, das einen Schlaganfall erlitten hat, nicht so schnell und so gut Probleme lösen kann wie ein Gehirn, das gesund ist. Wenn wir überzeugt sind, dass wir Ansprüche haben, so sind wir natürlich empört, wenn man uns die nicht gewähren will. Für andere Menschen ist es enorm schwierig, mit diesem veränderten Verhalten umzugehen. Dennoch ist es aus seiner Perspektive nachvollziehbar. Die geistige Flexibilität, die Sie haben, um bei einer unzulänglichen Problemlösung einen anderen Weg zu finden, seht ihm ja nicht zur Verfügung. Wenn andere ihm dann widersprechen, hat er das Gefühl, dumm zu sein oder nicht ernst genommen zu werden. Dies heißt nun nicht, dass Sie alles so tun müssen, wie er es sich vorstellt. Es bedeutet jedoch, dass Sie versuchen sollten, die Situation aus seiner Perspektive zu sehen. Wie würden wir reagieren, wenn wir auf einmal komplizierte Zusammenhänge nicht mehr gut auffassen können? Geben Sie ihm auf jeden Fall das Gefühl, dass er wertvoll ist, dass er geschätzt ist, auch wenn er sich ekelig verhält. Vielleicht gibt es einen Neuropsychologen in Ihrer Nähe, den Sie hinzuziehen können. Über die Website der Gesellschaft für Neuropsychologie findet man Adressen. Ich befürchte, ganz viel weiterhelfen konnte ich auf dem Weg nicht, vielleicht nur ein bisschen dazu helfen, die Situation aus einer anderen Sicht zu sehen.

Mit besten Grüßen
Dr. Peter Frommelt

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