Sehr geehrter Dr. Hübner,
vor Kurzem konnte ich eine super Erfahrung in Sachen Dämmerschlaf machen.
Ich bekam auf eigenen Wunsch Dormicum um einen chirurgischen Eingriff verkraften zu können.
Die Wirkung setzte in sekundenschnelle ein, geriet von Panik in einen angenehmen Zustand. Der Übergang vom Wachsein und für mich festen Schlaf war sehr kurz, wenige Sekunden.
Bewusst(?) wahrgenommen habe ich nur einige Bewegungen an meinem Kopf und einige Laute von mir, worauf ich merklich(?) etwas in die Vene bekam. Auch das Wachwerden nach dem Eingriff war sehr angenehm.
Meine Fragen:
- Wie kommt es, das man bei einer intravenösen Verabreichung dieses Mittels einen merkwürdigen Geschmack im Hals bekommt?
Ich habs als metallisch-säuerlich empfunden. Auf Anweisung atmete ich tief ein, worauf dieser Geschmack gleich verschwand, bzw. die Wirkung des Mittels einsetzte.
- Ab der Injektion vergingen ca. 1,5 Stunden, wovon eine halbe Stunde etwa der Eingriff gedauert hat. Verliert das Mittel so schnell seine Wirkung (trotz scheinbar weiterer Dosis) oder habe ich ein Gegenmittel bekommen?
- Ich habe mich vorher informiert, ob man sich wehren kann unter Dormicum, falls ich Schmerzen habe oder das Mittel scheinbar nicht wirkt. Dies sicherte man mir zu. Jedoch bin ich davon überzeugt, das ich sehr tief geschlafen habe, bis auf die oben genannten Momente. Sprich, demnach war die Dosis wohl relativ hoch?
- Ich kann nicht empfinden, einen Filmriss gehabt zu haben. Ist dies normal nicht vorprogramiert bei diesem Mittel?
Da dies meine erste Erfahrung in Sachen Narkose/Dämmerschlaf war, wäre mir schon sehr wichtig zu Erfahren was da abgelaufen ist.
Aus Angst vor diesem speziellen Ärztekreis ist es mir nicht möglich dort noch einmal zu fragen, wie das ganze abgelaufen ist und hoffe sehr, Sie könnten mir meine Fragen beantworten.
Herzlichen Dank
TV
Dämmerschlaf - Dormicum
Kategorie: Allgemeinmedizin » Forum Allgemeine Gesundheit | Expertenfrage
Antwort
Hallo,
Sie haben ja einen ganzen Sack voll Fragen! Ich will versuchen der Reihe nach zu antworten.
1. Ein metallischer Geschmack ist bei Verabreichung von Dormicum mir noch nicht berichtet worden. Dies kann durchaus auch eine Wahrnehmung bei Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln sein und wäre dann ein Gefahrenzeichen.
2. Dormicum ist ein angstlösendes Medikament mit einer relativ kurzen Halbwertszeit und gehört in die gleiche Substanzgruppe wie z.B.: Valium. Bei Überdosierungen haben wir ein Gegenmittel zur Verfügung. Wie alle Präparate dieser Substanzgruppe ist auch Dormicum dosisabhängig schlafinduzierend und macht eine retrograde Amnesie. Da auch das Atemzentrum in höherer Dosierung gehemmt werden kann, muß der Patient engmaschig überwacht werden. Ich hoffe, dass während des Eingriffes ein Facharzt für Anästhesie an Ihrer Seite war.
Einen sogenannten Fimriss, wir sprechen von schon erwähnter Retrograden Amnesie, haben sie dann, wenn das Op-Geschehen nicht erinnerlich ist.
Was Sie mit Speziellem Ärztekreis meinen, kann ich nicht nachvollziehen. Alle meine seriösen Kollegen beantworten Ihnen gerne alle Fragen, die eine von Ihnen betreute Behandlung betreffen. Also nur Mut, wir Ärzte sind normale Menschen, die nach bestem Wissen und Gewissen den Patienten mit Rat und Tat zur Seite stehen.
m.f.G.
Th. Hübner
Antwort
Sehr geehrter Dr. Hübner,
herzlichen Dank für Ihre Mühe und rasche Antwort!
-Metallischer Geschmack: Ich wurde während der Injektion auf diesen Geschmack hingewiesen, das manche Menschen diesen Geschmack wahrnehmen würden.
Was genau meinen Sie mit Gefahrenzeichen?
Tja, Facharzt für Amnesie. Es hieß, es sei ein solcher in der Praxis anwesend. Anwesend waren neben dem Chirurg noch zwei weitere, wie ich finde helfende Personen. Ich denke, eine der Helferinnen od. Anästhesistin(?) war für die Überwachung zuständig.
Sollte nachweislich kein Anästhesist zugegen gewesen sein, kann das Konsequenzen für die Praxis haben? Ich habe angenommen, eine der Damen sei jene, war aber etwas erstaunt, das der Chirurg selbst den Zugang legte und das Mittel verabreichte.
Ich fand alles nicht unangenehm, aber nun wundere ich mich doch über Ihre Einzelheiten. Der Ärztekreis, dabei handelt es sich um ZAhnärzte und Kieferchirurgen, wo nur noch letzteres mir wirklich NAgst bereitet.
Nochmal vielen Dank für Ihre Mühe.
MfG TV
Antwort
Hallo,
Ein metallischer Geschmack ist eine Sinneswahrnehmung aufgrund einer evtl. Überdosierung von Lokalanästhetika oder der versehentlichen Punktion einer Blutbahn und somit Einschwemmen der Lokalanästhetika. Neben weiteren Symptomen, z.b. Kribbeln um die Mundregion, Doppelbilder, Ohrgeräusche, können diese Zeichen einer möglichen zentralen Krampfsituation bis hin zu Herzrhythmusstörungen vorausgehen und werden aus diesem Grund von einem Anästhesisten genauestens beobachtet und zur Kenntnis genommen.
Jedem Operateur obliegt es für Ihre Sicherheit während eines operativen Eingriffes zu sorgen. Es besteht keine Verpflichtung für ihn einen Anästhesisten hinzuzuziehen,wenn er sich die Behandlung von eventuellen Problemen zutraut und die Praxis auf Notfallsituationen eingestellt und eingerichtet hat. Empfehlenswert ist die Zusammenarbeit mit einem Anästhesisten bei operativen Eingriffen auf jeden Fall. Der Anästhesist konzentriert sich ausschließlich auf ihr Wohlbefinden und ist nicht durch die Operationsdurchführung in seiner Aufmerksamkeit ihrer Kreislaufverhältnisse selbst abgelenkt.
Den Facharzt für Amnesie nehme ich dankend in meine Sammlung der medizinischen Wortschöpfungen auf. Klingt nett!
m.f.G.
Th. Hübner
