Sex mit Tieren: Das steckt hinter Zoophilie

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Tierquälerei – ja oder nein? Darüber streiten sich Zoophile und Tierschützer seit Jahrzehnten, wenn es um Sex mit Tieren geht. Was Zoophilie genau ist, warum es nicht mehr Sodomie heißt und wie die rechtliche Lage dazu in Deutschland ist.

Hand streichelt Hund
© iStock.com/Temelko Temelkov

Kurzübersicht: Zoophilie

Was ist Zoophilie? Das Hingezogensein zu Tieren wird von Fachleuten als Sexualstörung eingeordnet. Es gibt verschiedene Ausprägungen der Zoophilie, nicht immer kommt es zu sexuellen Handlungen mit Tieren.

Behandlung: Nach korrekter Diagnosestellung kann die Zoophilie mittels Psychotherapie oder Medikamenten behandelt werden.

Ist Zoophilie strafbar? Seit 2013 gibt es in Deutschland einen Paragrafen im Tierschutzgesetz (TierSchG), der sexuelle Handlungen mit Tieren verbietet. Verstöße gelten als Ordnungswidrigkeit, die mit Bußgeld bestraft werden kann.

Menschen, die von der Norm abweichen gibt es seit jeher, überall auf der Welt und in allen Bereichen des Lebens. Auch im Bereich der Sexualität gibt es viele Menschen, die weit von der gesetzlichen und/oder gesellschaftlichen Norm leben. Unter anderem Personen, die sich in Tiere verlieben, sogenannte Zoophile.

Artikelinhalte im Überblick:

Psychotherapie: Welche Therapieformen gibt es?

Zoophilie oder Sodomie: Welcher Begriff ist der richtige?

Viele kennen den sexuellen Umgang mit Tieren unter der umgangssprachlichen und nicht mehr aktuellen Bezeichnung Sodomie. Darunter fielen bis vor einigen Jahren alle Sexualpraktiken, die nicht der Fortpflanzung dienten. Neben Analsex oder Oralverkehr meinte Sodomie daher zum Beispiel auch Sex zwischen zwei Männern. Für Beziehungen zwischen Mensch und Tier, die die normale Zuneigung deutlich überschreiten, verwenden Fachleute heutzutage den Begriff Zoophilie (auch: Zoosexualität).

Sie bezeichnen damit Personen, die Tiere als sexuell anziehend empfinden. Ähnlich wie bei zwischenmenschlichen Beziehungen spielen auch hier Faktoren wie Aussehen, Geschlecht, Verfügbarkeit, Charakter eine Rolle – dazu kommt die Tierart. Leben Menschen in einer Beziehung mit einem Tier, kommt es zwar nicht zwangsläufig zu sexuellen Praktiken wie Penetration. Der Wunsch dazu ist bei Zoophilen aber stark ausgeprägt, weshalb sie ihm oft nachgeben.

Wann spricht man von Zoophilie und wie erfolgt die Behandlung?

Bei der Zoophilie handelt es sich um eine sogenannte Paraphilie. Damit bezeichnen Psycholog*innen sexuelle Neigungen, die deutlich von der Norm abweichen. Sind Betroffene durch diese andersartige Neigung beeinträchtigt und/oder leiden sie oder andere seit mindestens sechs Monaten darunter, hat ihre Paraphilie einen Krankheitswert. Expert*innen wie Lydia Benecke, Kriminalpsychologin mit Schwerpunkt auf Gewalt- und Sexualstraftaten, stufen sie dann als paraphile Störung ein.

Zu finden sind paraphile Störungen im Klassifikationsmanual für psychischen Störungen, dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V). Falls nötig und gewünscht, wird die Neigung zum Sex mit Tieren mit

  • kognitiven (abweichendes Verhalten erkennen),

  • aversiven (abweichende Verhaltensweisen mit negativen Reizen verbinden) Psychotherapien

  • sowie medikamentösen Therapien behandelt.

Mögliche Ursachen für Zoophilie

Da kaum Untersuchungen zur Zoophilie vorliegen, sind die Ursachen nicht ganz klar. Mögliche Gründe, warum sich manche Menschen zu Tieren hingezogen fühlen, sind:

  • Probleme, eine gesunde Beziehung zu Menschen aufzubauen
  • kein Verlangen nach Geschlechtsverkehr mit einem Menschen oder dieses Verlangen ging verloren

Liebe, Lust, Quälen – verschiedene Vorstellungen der Zoophilie

Generell lehnen Zoophile Gewalt gegen Tiere ab und sehen sie stattdessen eher als gleichgestellte Partner*innen. Allerdings unterscheiden sich die Einstellungen der Betroffenen:

  • Für die einen ist eine enge emotionale Bindung zum Tier Voraussetzung, um sexuelle Handlungen zwischen Mensch und Tier zu legitimieren.

  • Andere haben eine weniger enge emotionale Beziehung zu dem Tier, befolgen aber den Ehrenkodex der Z.E.T.A. – dem offiziellen Sprachrohr der Zoophilen.

Von weiteren Gruppen grenzen sich zoophile Menschen ab:

  • Bestialität: Die Personen haben kein emotionales, sondern nur ein rein sexuelles Interesse an dem Tier und sehen es als Objekt oder Sexspielzeug an.

  • Zoosadisten: Darunter versteht man Menschen, die durch Tierquälerei ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigen.

Hund ist beliebtestes Tier bei Zoophilen

Bisherige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Männer häufiger zoophile Neigungen haben als Frauen. Insgesamt sind etwa fünf bis acht Prozent der Bevölkerung davon betroffen, wobei Fachleute die Dunkelziffer deutlich höher schätzen.

Die meisten Personen bevorzugen Hunde, gefolgt von Pferden: Insgesamt 75 Prozent der zoophilen Kontakte entfallen auf diese beiden Arten. An dritter Stelle stehen Kühe. Manche Tiere zeigen beim sexuellen Kontakt Regungen – diese lassen sich unter anderem auf den Hormonspiegel, die Erfahrungen und Konditionierung des Tieres zurückführen.

Wie sagen Tiere "Ja" oder "Nein" zu sexuellen Handlungen?

Wenn zwei Menschen miteinander einvernehmlichen Sex haben, geben sie sich gegenseitig zu einem vorsexuellen Zeitpunkt das Einverständnis. Das geschieht meist nonverbal durch Gesten, Berührungen oder auch Blicke. Wie erkennen nun Zoophile, ob ihr Tier Geschlechtsverkehr haben will oder nicht? In einem Interview mit der "taz" aus dem Jahr 2012 erklärt ein Zoophiler: "Ein Tier kann sehr genau zeigen, was es will und was nicht." Durch nonverbale Signale des Tieres also wollen sie deren "Ja zum Sex" erkennen.

Diese Methode wird allerdings kritisiert, da die Signale fehlinterpretiert werden können, das Tier sich einfach nur einer hierarchischen Ordnung unterwirft (insbesondere Hunde), es sich nicht zu wehren weiß, eine Strafe fürchtet oder entsprechend dressiert wurde. Einhundert Prozent sicher wissen, ob ihr Tier Gefallen an den sexuellen Handlungen hat, können Zoophile daher nicht. Auch ob es Schmerzen verspürt oder Leid durch die Praktiken erfährt, können sie nicht mit Gewissheit sagen.

Gehirn: Mythen und überraschende Fakten

Sex mit Tieren – rechtliche Lage in Deutschland

Bis 1969 stellte der Paragraf 175 des deutschen Strafgesetzbuches die "widernatürliche Unzucht mit Tieren" unter Strafe. Dann wurde der Absatz und damit der Straftatbestand der Zoophilie gestrichen. Erst 2013, mehr als vierzig Jahre danach, fand ein ähnliches Gesetz wieder Einzug: Laut § 3 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) ist es verboten "ein Tier für eigene sexuelle Handlungen zu nutzen oder für sexuelle Handlungen Dritter abzurichten oder zur Verfügung zu stellen und dadurch zu artwidrigem Verhalten zu zwingen." Damit ist Zoophilie zwar strafbar, im Gegensatz zur früheren Version allerdings nur noch eine Ordnungswidrigkeit, die mit maximal 25.000 Euro Bußgeld bestraft werden kann.

Von wegen artwidrig: Die Ansichten der Zoophilen

Viele Zoophile fühlen sich von dem Gesetz nicht angesprochen, wie ZETA auf seiner Seite erläutert. Denn es würde nur auf Menschen abzielen, die ihren Tieren sexuelle Gewalt antun und sie dadurch zum Beispiel zum Geschlechtsverkehr zwingen. Zoophile dagegen würden ihren Tieren weder Gewalt zufügen, noch sehen sie diese einem Zwang ausgesetzt, wenn es zu sexuellen Handlungen zwischen den Tieren und ihren menschlichen Besitzer*innen kommt. Somit handelt es sich in ihren Augen nicht um Missbrauch der Tiere.

Außerdem sind sie der Meinung, dass intime Interaktionen zwischen verschiedenen Arten nicht artwidrig sind. Sie beziehen sich damit auf einen Artikel der Süddeutschen Zeitung, der von zwischenartlichem Geschlechtsverkehr unter anderem in der Geschichte der Menschheit berichtet. Im Text ging es dabei aber stets um nah verwandte Tierarten, zum Beispiel Menschen und Gorillas, die beide zur Familie der Menschenaffen gehören. Von komplett verschiedenen Arten wie beispielsweise Mensch und Hund war dagegen nicht die Rede.

Häufige Mythen über Sex
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