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Zugewachsener Blasenhals

Kategorie: Männermedizin » Expertenrat Prostatakrebs | Expertenfrage

19.03.2005 | 05:27 Uhr

Um meinem Vater bei der Suche nach ärztlichem Rat zu helfen, wende ich mich in folgender Angelegenheit an Sie:

Im Juni letzten Jahres wurde meinem Vater (72 Jahre) die Prostata auf Grund eines bösartigen Tumors entfernt. Nachdem einige Tage später der Katheder wieder entnommen wurde, konnte er unmittelbar danach einmal etwas Wasser über die Harnröhre lassen – seitdem nicht mehr. In den folgenden Tagen sind dann mehrere Untersuchungen durchgeführt worden; u. a. wurde versucht, die Harnröhre zu weiten und über die Harnröhre in die Blase zu gelangen. Das ist aber leider nicht gelungen.

Mein Vater wurde schließlich nach etwa 3 Wochen aus dem Krankenhaus mit einem Bauchkatheder entlassen. Auf ärztlichen Rat des Krankenhauses hat er 2 Wochen später eine Rehabilitationsmaßnahme begonnen. Ihm wurde die Hoffnung mit auf den Weg gegeben, dass ggf. die Anwendungen und Übungen der Rehabilitation zum natürlichen Wasserlassen verhelfen könnten. Nach den ersten Untersuchungen wurde aber in der Reha-Klinik festgestellt, dass der Blasenhals fest verschlossen bzw. vernarbt ist. Auf Grund dessen konnte während der Reha-Maßnahme keine Verbesserung erzielt werden. Die Übungen zum Beckenbodentraining haben meinem Vater nicht geholfen. Wir müssen annehmen, dass unter diesen Umständen die Maßnahme zum absolut falschen Zeitpunkt erfolgte und schon im Voraus zum Scheitern verurteilt war.

In den folgenden Monaten ist mein Vater dann dreimal zu weiteren stationären Behandlungen im Krankenhaus gewesen. Wieder wurden mehrere Untersuchungen durchgeführt und schließlich ein komplett zugewachsener Blasenhals mit dicker Vernarbung festgestellt. Weder über die Harnröhre noch über den Bauchkatheder ist es den Ärzten gelungen, diese Vernarbung zu durchstoßen und damit den Blasenhals wieder zu öffnen. Von einer operativen Entfernung der Vernarbung und Öffnung des Blasenhalses haben die behandelnden Ärzte dringend abgeraten. Man ist der Meinung, dass dabei mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Schließmuskel verletzt und dann Inkontinenz eintreten würde.

Mein Vater lebt nun seit Monaten mit dem Bauchkatheder. Abgesehen davon, dass er damit nur kurz das Wasser anhalten kann und folglich sehr gebunden und in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, kommt es immer wieder zu Entzündungen im Bereich des Bauchkatheders; ferner bilden sich dort Wundfleisch und Vernarbungen. Damit ist es insgesamt eine sehr unbefriedigende, unangenehme und schmerzliche Situation.

Bei allen medizinischen Möglichkeiten die es heute gibt, bin ich mit meinem Vater nicht ohne Weiteres bereit, diesen Zustand nun einfach hinzunehmen. Gerne möchten wir weitere Behandlungsmethoden bzw. medizinische Möglichkeiten erkunden und nach fachlicher Hilfe suchen. Dabei bin ich nun auf Sie und Ihre Klinik gestoßen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir zum vorstehend beschriebenen Krankheitsbild einen fachlichen Rat zukommen lassen könnten. Gibt es aus Ihrer Sicht noch Behandlungsmöglichkeiten oder Operationsmethoden, mit denen der Blasenhals ohne Verletzung des Schließmuskels wieder geöffnet werden kann; wenn nicht, gibt es sonstige medizinische Möglichkeiten, die wenigstens den vorhandenen Zustand verbessern und zur Linderung beitragen?

In der Hoffnung eine Antwort von Ihnen zu erhalten, danke Ihnen im Voraus sehr herzlich – auch im Namen meines Vaters!

Mit freundlichen Grüßen
Holger Entian

Niedersorpe 24
57392 Schmallenberg
Telefon: 02975/809412 (privat) oder 02972/980307 (dienstlich)
E-Mail: [email protected]

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22.03.2005, 09:08 Uhr
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Es liegt ein schwieriges Problem vor in Form der kompletten Blasenhalsvernatbung nach radikaler Prostatektomie.
Die Möglichkeiten sind begrenzt und der Erfolg auch nicht sicher. Man kann durch eine weitere grosse Operation die Narbe komplett ausschneiden und den Blasenhals rekonstruieren. Dies kann nur Erfolg haben, wenn das Narbengewebe völlig entfernt wird. Danach wird aber der Schliessmuskel mit allergrößter Wahrscheinlichkeit völlig funktionslois sein.
Die Alternative besteht im suprapubischen Blasenkatheter - wie jetzt - oder in einer Operation, die einen tunnelartigen Zugang durch die Haut zur Blase anlegt, den man zum intermittierenden Selbstkatheterisieren benutzt. Dabei entleert man die Blase mittels Katheter mehrmals am Tag und entfernt den Katheter anschliessend wieder. Dies ist jedenfalls weniger belastend und infektionsgefährdend als ein Dauerkatheter.
Um konkret solche Möglichkeiten zu prüfen, müsste Ihr Vater sich mit Befunden und Röntgenbilder bei einer Klinik Ihres Vertrauens vorstellen.

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22.03.2005, 10:10 Uhr
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Eine erbärmliche Situation mit negativer Perspektive; eine tolle Leistung der verantwortlichen Klinik, die die OP durchgeführt hat.

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22.03.2005, 10:53 Uhr
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Sehr geehrter Herr Anonym,
Ihr Kommentar ist vorschnell und unangebracht.
Die Blasenhalsverengung ist eine bekannte Komplikation nach der radikalen Prostataoperation. Wie bei jeder Operation kann es anschliessend zu einer überschiessenden Wundheilung kommen, die zu einer unkontrollierten Narbenbildung führen kann. Diese Verengung einer neu geschaffenen Verbindung (Anastomosenstenose) kennt man von Operationen am Darmtrakt, an Blutgefäßen und auch im Harntrakt.
Es ist leider so, daß jedwede Operation im lebenden System Komplikationen haben kann. Dies ist nicht notwendigerweise die Schuld der beteiligten Ärzte und Schwestern. Natürlich gibt es Fehler oder Kunstfehler, aber nicht alles, was schlecht läuft, ist ein Kunstfehler.

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22.03.2005, 19:13 Uhr
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Sehr geehrter Herr Dr. Hakenberg,

bei vorschnell würde ich Ihnen noch zustimmen-wir kennen beide nicht die Hintergründe für diesen rein operativen Eingriff-, bei unangebracht aber nur dann, wenn der Patient im Vorfeld in Verbindung mit einer ausführlichen Anamnese über Risiken verständlich aufgeklärt wurde und diese bei seinem Alter, der Bösartigkeit des Tumors und Lebenserwartung ohne eine OP (auch alternative Therapiemöglichkeiten??)entsprechend rübergekommen sind!
Werden solche Riskien überhaupt im Patientengespräch vermittelt??

Von einer akzeptablen Lebensqualität für den Patienten kann jedenfalls keine Rede mehr sein.

MfG
H.Stolte

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23.03.2005, 01:42 Uhr
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Da eben diese ganzen Umstände nicht bekannt sind, würde ich empfehlen auf einen solchen Kommentar zu verzichten, zumal dieser niemandem hilft.

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23.03.2005, 08:14 Uhr
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Sory, daß ich mich über mein Mitgefühl für einen Patienten hier eingeklinkt habe; letztlich mit dem Gedanken, nicht in eine vergleichbare Situation zu kommen.
Zumindest mir wird der Inhalt meines Kommentars bzw. die Gedanken zu meiner persönlichen Situation helfen, eine Entscheidung bei erheblich vergrößerter Prostata, einem konstant erhöhtem gleichbleibenden PSA-Wert nicht im Sinne des nachfolgenden Zitates zu treffen!!

hier Zitat eines urolog. Chefarzt einer größeren Klinik und meinem Privileg des Privatpatienten:
Lassen Sie sich das Ding (Prostata)
rausnehmen (heute Routine); dann haben Sie Ruhe?!

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