Wie es zu der Reizung kommt und wie man sie behandelt

Tennisarm: Symptome, Ursachen und Behandlung

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Ein Tennisarm oder auch Tennisellenbogen entsteht oft durch einseitige oder übermäßige Belastungen. Charakteristisch sind Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens, die in den ganzen Arm ausstrahlen können. Wie wird ein Tennisarm behandelt und mit welchen Übungen kann man vorbeugen?

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© Getty Images/urbazon

Kurzübersicht: Tennisarm

Was ist ein Tennisarm? Es handelt sich um eine schmerzhafte Sehnenreizung am Ellenbogen. Sie wird auch Tennisellenbogen genannt.

Symptome: Typisch sind Druckschmerzen an der Außenseite des Ellenbogens, die in den Unterarm und bis ins Handgelenk ausstrahlen können. Der betroffene Arm ist in seiner Beweglichkeit und Funktion mitunter stark eingeschränkt.

Ursachen Schuld ist in der Regel eine einseitige und/oder übermäßige Belastung der Streckmuskulatur des Unterarms.

Behandlung Meist reichen Schonung und Ruhigstellung des betroffenen Arms. Eigenständiges Training zur Kräftigung und Dehnung der Muskulatur können ebenso wie Kälteanwendungen sinnvoll sein, bei chronischen Beschwerden ist mitunter auch eine Therapie mit Wärme hilfreich. Zu den weiteren konservativen Behandlungsmethoden zählen außerdem Ultraschall oder Stoßwellentherapie.

Prognose: Bei den meisten Betroffenen gehen die Beschwerden innerhalb von zwölf Monaten zurück.

Artikelinhalte im Überblick:

Kinesio Tapes: Typische Anwendungen

Was ist ein Tennisarm?

Der Tennisarm, auch Tennisellenbogen genannt, ist eine schmerzhafte Sehnenreizung am Ellbogen. Fachleute bezeichnen sie als Epicondylitis radialis humeri.

Tennisarm oder Golferarm?

Ein ähnliches Krankheitsbild ist der Golferarm (auch Golferellenbogen, lat.: Epicondylitis ulnaris humeri). Beim Tennisarm sind die Sehnenansätze der Streckmuskulatur

  • des Handgelenks und
  • der Finger gereizt.

Beim Golferarm ist die der Beugemuskulatur gereizt. Es kommt dabei üblicherweise zu Schmerzen an der Innenseite des Ellenbogens.

Anders als der Name vermuten lässt, treten beide Krankheitsbilder zum großen Teil bei Menschen auf, die noch nie einen Tennis- oder Golfschläger in der Hand hatten. Auch andere Sportarten oder körperliche Tätigkeiten mit stetiger Überlastung der Muskulatur können die typischen Ellenbogenschmerzen verursachen.

Tennisarm erkennen: Symptome und Anzeichen

Ein Tennisarm äußert sich meist durch Druckschmerzen an der Außenseite des Ellenbogens. Der Schmerzpunkt befindet sich auf der Daumenseite des Unterarms, dort, wo die Sehnen der Unterarm-Streckmuskulatur am Ellenbogengelenk angewachsen sind.

Die Schmerzen gehen dabei vom Ellenbogen aus, können jedoch bis in den Oberarm, die Hand und die Finger ausstrahlen.

Schmerzverlauf beim Tennisellenbogen

Anfangs treten die Symptome nur bei Belastung beziehungsweise bei der Ausführung bestimmter Bewegungen auf und verschwinden häufig einige Stunden oder tags darauf von allein wieder. Später können die Schmerzen auch in Ruhestellung zu spüren sein – viele gewohnte Bewegungen der Hände werden zur Qual.

Bisweilen wird die Hand so schwach, dass sogar das Halten einer Kaffeetasse unmöglich wird und das Händeschütteln nur unter Schmerzen möglich ist. Häufig ist in diesem Zustand die Bewegung des Ellenbogengelenks eingeschränkt. Dies ist jedoch nicht funktionell bedingt, sondern rührt von der Schonhaltung des betroffenen Arms her.

Ursache für Tennisarm ist Überlastung und Sehnenreizung

Ursache für die Entzündung des Ellenbogens ist meistens eine Überlastung beziehungsweise Überbeanspruchung der Muskulatur des Unterarms. Diese ist mit allen Sehnen an einem kleinen knöchernen Fortsatz an der Außenseite des Ellenbogens verwachsen. Durch ständige wiederholte Überlastung kommt es zu einer Entzündung der Knochenhaut, des Fortsatzes und der Sehnen.

Solche Bewegungen können zum Beispiel sein:

  • permanentes festes Zupacken und Festhalten von Gegenständen mit der Hand (Tennisschläger, aber auch Pinsel, Schraubendreher, Gartenschere)

  • Tätigkeiten, bei denen das Handgelenk oft gebeugt und gestreckt werden muss (Streichen mit dem Pinsel, Geige spielen, Golfabschlag, Hanteltraining)

  • Ungewohnte Arbeiten, die nicht oft durchgeführt werden, wie Umzugskisten schleppen, Gartenarbeit, Heben und Tragen von schwerem Gepäck

Weitere mögliche Risikofaktoren

Bestimmte Faktoren können das Risiko der Erkrankung begünstigen. Dazu gehören:

Weitere Risikofaktoren sind ein höheres Alter sowie eine schwache Unterarmmuskulatur im Ellenbogenbereich.

Tennisarm: So wird die Diagnose gestellt

Der Tennisarm oder Tennisellenbogen ist eine der häufigsten orthopädischen Diagnosen. In der Regel reicht die Beschreibung der Beschwerden sowie eine Untersuchung des Armes aus, um die Diagnose zu stellen.

Verschiedene Provokationstests unterstützen die Diagnose Tennisarm oder Golferarm. Dazu müssen Betroffene zum Beispiel die Faust oder ausgestreckte Hand gegen Druck nach oben oder unten im Handgelenk strecken oder beugen. Beim "Stuhltest" soll die zu behandelnde Person, mit ausgestrecktem Arm einen Stuhl an der Lehne fassen und hochheben. Bei einem Tennis- oder Golferarm kann mit diesen Widerstandstests und der Streckung der typische Schmerz ausgelöst werden.

Für eine differenzierte Diagnose und den Ausschluss anderer Krankheitsbilder sind unter Umständen auch Röntgenaufnahmen, eine CT- oder MRT-Untersuchung und ein Laborbefund des Blutes nötig.

Dies ist wichtig, um Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen, auszuschließen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • degenerative Gelenkveränderungen wie Arthrose

  • Veränderungen oder Blockierungen an der Halswirbelsäule

  • Nervenquetschungen

  • entzündliche Prozesse am Ellenbogengelenk

  • selten Tumore

Leistenzerrung: 15 Tipps für eine schnellere Heilung

Tennisarm: Behandlung und Prognose

Ein Tennisarm ist zwar schmerzhaft, aber heilt meistens gut aus. Oft reichen Schonung und Ruhigstellung, damit die gereizte Sehne entlastet wird. Sportliche Aktivitäten und handwerkliche Arbeiten sollten bis zur Schmerzfreiheit zunächst eingestellt werden. Obwohl ein Wirksamkeitsnachweis fehlt, können zur Unterstützung Tapes (Kinesiotapes) oder eine spezielle Bandage, die Epicondylitisbandage, eingesetzt werden.

Zu den weiteren Behandlungsmethoden können unter anderem gehören:

  • Kältebehandlungen (im akuten Stadium)

  • Wärmeanwendungen, um die Durchblutung anzuregen (im chronischen Stadium)

  • manuelle Therapien (Querfriktion) in Kombination mit Trainingstherapie

  • spezielle Dehnungsübungen

  • Ultraschall (Sonographie)

  • hydroelektrische Bäder

  • Schmerzmedikamente (insbesondere nicht steroidale Antirheumatika)

Begleitend können in der akuten Phase Akupunktur und extrakorporale Stoßwellentherapie den Heilungsprozess unterstützen und die Schmerzen lindern.

Helfen Spritzen gegen Tennisellenbogen?

Um einen Tennisarm zu therapieren, stehen verschiedene Injektionsbehandlungen zur Verfügung. Ihre Wirksamkeit ist jedoch umstritten und oft nicht ausreichend durch Studien belegt. Meistens kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:

  • Kortison: Örtliche Injektionen mit Kortison und anschließende Ruhigstellung waren früher das Mittel der Wahl. Da die Steroidgaben jedoch das Sehnengewebe strukturell schädigen können, sollen diese nach den ärztlichen Leitlinien eher und wenn nicht mehr als zwei- bis dreimal wiederholt werden.

  • Hyaluronsäure: Der körpereigene Stoff findet sich in Gewebe und Gelenken. Oft wird er zur Therapie von Arthrose eingesetzt. Die Studienlage ist heterogen, manche Studien liefern Hinweise, dass Injektionen mit Hyaluronsäure auch beim Tennisarm Linderung verschaffen können.

  • Botulinumtoxin: Das Nervengift Botox wird in die Streckmuskulatur des Unterarms injiziert und bewirkt so eine Ruhigstellung durch Lähmung der Muskeln. Nebenwirkung: Mögliche Lähmungen der Finger über mehrere Wochen.

Tennisarm: Operation als letzte Möglichkeit

Bei Dauerbeschwerden muss im Einzelfall auch operiert werden. Dabei wird der betroffene Sehnenansatz vom Ellenbogenknochen getrennt, im Einzelfall auch Nerven für die Schmerzweiterleitung "stillgelegt". Die Operation sollte jedoch nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Maßnahmen vorher versagt haben.

Tennisarm: Wie ist die Prognose?

Die Prognose ist meistens günstig. Bei mehr als 90 Prozent der Betroffenen gehen die Symptome innerhalb von zwölf Monaten zurück. Entscheidend ist, frühzeitig fachkundigen Rat einzuholen und die Therapie nicht hinauszuzögern.

In über 80 Prozent der Fälle kann mit einer Operation eine Schmerzfreiheit erreicht werden.

Wie einem Tennisarm vorgebeugt werden kann

Der Tennisarm ist weit verbreitet – lässt sich jedoch verhindern. Wichtig ist, dauernde Fehl- und Überlastungen zu vermeiden. Folgende Tipps können dabei helfen.

  • Wer viel mit den Händen arbeiten muss, kann durch die Wahl geeigneter (ergnonomischer) Werkzeuge der Sehnenreizung am Ellenbogen vorbeugen.

  • Wenn daheim größere ungewohnte Arbeiten beim Renovieren, im Garten oder beim Hausputz anstehen, ist es ratsam, sich nicht zu übernehmen. Gerade wenn die Armmuskulatur untrainiert ist, sollte man regelmäßige Pausen einlegen.

  • Wer neu in eine Sportart einsteigt oder ein Instrument erlernt, sollte die wichtigsten Grundtechniken und die korrekte Körperhaltung direkt zu Beginn lernen.

Prophylaktisch können Sportler*innen in Training und Wettkampfphasen spezielle Bandagen oder Tapeverbände anlegen. Ihre Wirksamkeit im Profisport ist allerdings umstritten. Tennisspieler sollten gegebenenfalls eine Schlägerbespannung mit besserer Dämpfung benutzen.

Tennisarm: Übungen für zuhause

Eine gut trainierte Muskulatur schützt vor Verletzungen und Erkrankungen. Beim Tennisarm sind das vor allem Muskeln und Sehnen der Unterarme. Diese kann man gut daheim mit einem Gummiball, -ring oder speziellen Handtrainern kräftigen. Das empfiehlt sich vor allem für Menschen, die im Alltag ansonsten mit den Händen nur leicht zupacken müssen.

Regelmäßige Dehnung sorgt außerdem dafür, dass sich die Unterarmsehnen nicht verkürzen und zu Schmerzen führen. Im Zweifel kann ein*e Physiotherapeut*in oder Sportwissenschaftler*innen fachkundig bezüglich der Übungen beraten.

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