Onychie, Paronychie und Panaritium

Nagelbettentzündung am Finger oder Zeh: Was hilft?

Eine Nagelbettentzündung geht meist mit pochenden Schmerzen sowie einer Rötung und Berührungsempfindlichkeit einher. Auslöser der Entzündung des Nagelbetts am Finger oder Zeh sind Bakterien, die in kleine Verletzungen der Haut eindringen. Was bei einer Nagelbettentzündung zu tun ist und welche Hausmittel helfen!

Nagelbettentzündung: Was tun?
© Getty Images/shirosuna-m

Kurzübersicht: Nagelbettentzündung

Definition: Bei einer Nagelbettentzündung (Onychie) ist das Nagelbett, also der Bereich unterhalb eines Zehen- oder Fingernagels, entzündet. Ist der umgebende Bereich betroffen, wie der Nagelwall, Nagelfalz oder das Nagelhäutchen, ist von einer Paronychie die Rede.

Ursachen: Ursachen sind vor allem Staphylokokken (Bakterien), seltener Pilze oder Viren.

Symptome: Anzeichen sind pochende Schmerzen, Überwärmung und Rötung. Auch eine Eiterbildung unter der Haut ist möglich.

Was tun bei Nagelbettentzündung? Hand- oder Fußbäder mit Kamille, Salz oder Kernseife sind gängige Hausmittel. Helfen Hausmittel nicht, kommen Antibiotika oder Medikamente gegen Viren und Pilze infrage. Außerdem können mögliche Eiteransammlungen chirurgisch entfernt werden.

Verlauf: Meist heilt eine Nagelbettentzündung innerhalb von drei Tagen mithilfe von Hausmitteln selbst ab. Manchmal wird jedoch eine weitere Behandlung erforderlich. Unbehandelt kann sich die Entzündung ausbreiten, schlimmstenfalls kommt es zu Schädigungen der Knochen oder einer Blutvergiftung.

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Nagelbettentzündung: Was ist das?

Die Nagelbettentzündung ist neben dem Nagelpilz eine der häufigsten Erkrankungen von Finger- und Zehennägeln.

Eine Entzündung des Nagelbettes – unterhalb eines Finger- oder Zehennagels – wird meist durch eine Infektion mit Staphylokokken ausgelöst, die zum normalen Mikrobiom der Haut gehören. Gelangen sie durch kleine bis kleinste Hautverletzungen, die zum Beispiel bei der Nagelpflege entstehen, ins Nagelbett, können sie jedoch eine Nagelbettentzündung (Onychie) auslösen.

Sind die Erreger erst einmal über eine Wunde in die Haut eingedrungen, infizieren sie häufig nicht mehr nur das Nagelbett, sondern ebenso den umgebenden Bereich:

  • die Nagelhaut
  • den Nagelwall (seitliche Begrenzung des Nagels)
  • den Nagelfalz (untere Nagelbegrenzung)

Fachleute sprechen dann von einer Paronychie. Wandert die Nagelbettinfektion in die Tiefe, kann eine Eiteransammlung, ein sogenanntes Panaritium, entstehen, die schlimmstenfalls zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führt.

Nagelbettentzündung: Symptome – kleine Infektion, große Schmerzen

Hauptsymptome der Nagelbettentzündung sind

  • starke Hautrötungen,
  • Schwellungen sowie
  • pochende Schmerzen.

In manchen Fällen berichten Betroffene, ihren Puls im entzündeten Finger oder dem Zeh zu spüren. Die entsprechenden Stellen tun besonders weh, wenn Druck auf sie ausgeübt wird. Auch Überwärmung kennzeichnet eine akute Entzündung des Nagelbetts.

Ist die Entzündung des Nagelbettes bereits chronisch geworden, verursacht sie weniger Beschwerden. Dafür können sich der Nagelwall und Nagelfalz, also die unteren und seitlichen Ränder des Nagels, rötlich, violett oder blau verfärben.

Ursachen und Risikofaktoren: Wie entsteht eine Nagelbettentzündung?

Meist sind Bakterien, genauer Staphylokokken, schuld an einer schmerzhaften Nagelbettentzündung. Sie gelangen zum Beispiel durch kleine Schnitt- oder Schürfwunden bei der Haus- oder Gartenarbeit unter die Haut. Besonders hohes Gefahrenpotenzial geht hier von multiresistenten Stämmen der Bakterienart Staphylococcus aureus (MRSA) aus, einem sogenannten Krankenhauskeim. Hier kann die Nagelbettentzündung auch in einer gefährlichen Blutvergiftung resultieren.

Daneben können Herpesviren sowie Hefepilze, wie Candida albicans oder Candida glabrata, ebenfalls eine Entzündung des Nagelbetts hervorrufen. Bei der chronischen Nagelbettentzündung sind oft mehrere Nägel gleichzeitig infiziert.

Risikofaktoren sind Vorerkrankungen und die falsche Nagelpflege

Eine Nagelbettentzündung entsteht häufig durch eine zu ruppige Nagelpflege. Riskant sind zum Beispiel Verletzungen durch eine spitze Schere, das Abschneiden oder unsanfte Zurückschieben der Nagelhaut sowie Nägelkauen.

Anfälliger sind außerdem Menschen mit Diabetes mellitus oder Neurodermitis. Auch eine schlechte Durchblutung oder trockene Haut durch zu aggressives, häufiges Händewaschen erhöhen das Risiko, eine Nagelbettentzündung zu entwickeln.

Bestimmte Berufsgruppen wie

  • Friseur*innen
  • Bäcker*innen
  • Reinigungskräfte

haben häufiger mit Nagelbettentzündungen zu kämpfen, weil sie mit aggressiven Chemikalien (trocknen die Haut aus) beziehungsweise Mehl (bildet die Nahrungsgrundlage für Hefepilze) arbeiten.

Therapie: Nagelbettentzündung schnell wieder loswerden

Nagelbettentzündungen lassen sich zunächst gut zu Hause behandeln. Als Hausmittel eignen sich

  • Kamillenbäder,
  • Hand- oder Fußbäder mit Kernseife oder
  • warmes Wasser mit Kochsalz.

Den von der Entzündung betroffenen Finger oder Zeh mehrmals am Tag 20 Minuten darin einweichen und hinterher sorgfältig, aber sanft abtrocknen und mit einem Spray oder ähnlichem aus der Apotheke desinfizieren. Jede weitere Reizung der infizierten Stelle ist zu vermeiden. Ein Pflaster kann den Nagel schützen. 

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Daneben können verschreibungsfreie Salben aus der Apotheke helfen, die antiseptisch und gegen lokale Entzündungen wirken. Infrage kommen etwa Zugsalben mit Ammoniumbituminosulfonat oder Jod-Präprate.

Normalerweise klingt eine Nagelbettentzündung durch eine solche Behandlung innerhalb von ein paar Tagen ab.

Schreitet die Nagelbettentzündung fort, ist ärztliche Hilfe ratsam

Halten Hausmittel oder antiseptische Salben die Entzündung nicht in Schach, kann sich Eiter ansammeln, der gelblich unter der Haut sichtbar ist. Spätestens dann ist ein Besuch in der haut- oder hausärztlichen Praxis sinnvoll.

Menschen mit Diabetes haben gerade an den Füßen besonders empfindliche Haut und sollten sofort medizinische Hilfe einholen, damit die Nagelbettentzündung sich nicht ausbreitet. Dies gilt auch für Patient*innen mit geschwächtem Immunsystem – etwa infolge einer HIV-Infektion oder Chemotherapie im Rahmen einer Krebserkrankung.

Die Behandlung richtet sich nach dem Erreger und danach, wie weit die Entzündung fortgeschritten ist. Oft reicht die Verschreibung eines Antibiotikums oder Antipilzmittels (Antimykotikum) aus, etwa in Form einer Salbe.

In schwerwiegenden Fällen muss das Medikament auch als Tablette geschluckt werden. Sind Herpesviren schuld an der Nagelbettentzündung, helfen Cremes mit Virostatika als Wirkstoff dagegen.

Bei einer großen Eiteransammlung kann es zudem notwendig sein, diesen über einen kleinen Einschnitt in die Haut abfließen zu lassen.

Achtung, Lebensgefahr: Niemals selbst den Eiter entleeren

Für die Therapie einer Nagelbettentzündung gilt: Niemals selbst die störende Haut weg- oder Eiterblasen aufschneiden. Das kann dazu führen, dass die Erreger der Nagelbettentzündung tiefer ins Gewebe vordringen und schlimmstenfalls eine Sepsis verursachen, die tödlich verlaufen kann.

Verlauf: Nagelbettentzündung an Ausbreitung hindern

Im Normalfall verschwindet eine akute Entzündung des Nagelbettes innerhalb von etwa drei Tagen wieder. Dazu sollte der betreffende Finger- oder Zehennagel geschont und zuverlässig mit den entsprechenden Maßnahmen behandelt werden. Klingt die Nagelbettentzündung trotz allem nicht ab, sondern breitet sich weiter aus, kann sich ein sehr schmerzhaftes Panaritium mit Eiteransammlungen bilden.

Dabei können neben den lokalen Beschwerden auch Fieber, Schüttelfrost und andere allgemeinen Krankheitszeichen auftreten. Darüber hinaus schränkt ein Panaritium durch das starke Anschwellen und heftige Schmerzen die Beweglichkeit des jeweiligen Fingers oder Zehs ein.

Ein Panaritium muss immer ärztlich behandelt werden. Andernfalls kann es im schlimmsten Fall zu einer tödlichen Sepsis kommen. Außerdem kann die Entzündung auf anderes Gewebe wie die Sehnen und den Knochen übergreifen und Schäden hinterlassen.

Bleibt eine chronische Nagelbettentzündung unbehandelt, verformt sich gegebenfalls der von der Infektion betroffene Nagel. Er kann im weiteren Verlauf vom Nagelbett abfallen.

Diese Maßnahmen schützen vor Nagelbettentzündung

Um einer Nagelbettentzündung vorzubeugen, gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen. Dazu zählt zum Beispiel die richtige Nagelpflege: Denn durch Fehler beim Schneiden der Nägel können Keime leicht in den an sich geschützten Bereich unter dem Nagel eindringen, das Nagelbett.

Tipps für die Maniküre und Pediküre:

  • Die Nagelhaut nur vorsichtig mit einem speziellen Stäbchen zurückschieben, nie mit einer spitzen Schere abschneiden.
  • Um eingewachsene Zehennägel zu verhindern: Anders als bei den Fingernägeln, den Fußnagel immer gerade abschneiden.

Passendes Schuhwerk kann Druckstellen und Verletzungen im Zehenbereich verhindern.

Handschuhe können vor Nagelbettentzündungen schützen

Menschen, die beruflich mit Chemikalien zu tun haben, wie Pflegepersonal, Ärzt*innen oder Florist*innen, sollten Handschuhe tragen, um Nägel und Hände vor dem Einfluss der Substanzen zu schützen und Nagelbettentzündungen vorzubeugen.

Wer trockene Haut hat, neigt eher zu Nagelbettentzündungen. In diesem Fall die Hände mit reichhaltigen, rückfettenden Cremes pflegen, die zum Beispiel einen hohen Anteil von Urea (Harnstoff) enthalten.

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